Es gibt 266 Beiträge von Matt513
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25.04.2015
Gibt's doch gar nicht. Tss.. Wohl ganz in der Nähe einer anderen City mit 3 Buchstaben, deren Ansichten in ähnlich stylischen Schwarzweiß-Aufnahmen bekannt wurden und die von ähnlich schrägen Gestalten bevölkert wird. Auch wenn die unablässig nickenden Pferdekopfpumpen in der Ödnis etwas verwirren, läßt Regisseurin Amirpour keinen Zweifel daran, daß sie die Heimat ihrer iranischen Vorfahren portraitiert. Herausgekommen ist ein verrückter, aber sehr gelungener Genremix, nett garniert mit allerlei Zitaten, komplettiert durch einen unerhörten, atmosphärischen Sound(track). Dieser vereint mühelos persisches Schmachten mit Spaghetti Western-Gitarren, dräuendem Baß und 80er Retro-Pop (ausgerechnet). 'Schönen Gruß von Tarantino und Refn.
Was geht ab in Bad City? Zunächst mal Bekanntes. Die alte Geschichte vom fressen und gefressen werden. Die Großen die Kleinen, und für erstere gibt's immer noch einen mit noch größeren Zähnen. Und daß die persische Jugend abseits gesellschaftlicher und religiöser Zwänge genauso Lust auf Parties, Drogen, coole Mucke, Hamburger und Schönheitsoperationen hat wie ihr westliches Pendant, nun das haben wir wenn nicht bereits gewußt, dann doch mindestens geahnt.
Abseits der schicken Bilder thematisiert Amirpour unverhohlen die Mißstände und Schattenseiten der traditionell geprägten Gesellschaft und dies gilt dann vermutlich auch für große Teile des betreffenden Kulturkreises. Die Erosion meist fremdbestimmter Verbindungen. Die Randexistenz gesellschaftlich Geächteter. Das Öl; Religion macht nun mal nicht satt. Die Ungleichheit unter den Geschlechtern; eine Geschichte von Unterwerfung und Geringschätzung, wobei Amirpour Revanche auf nie dagewesene Weise formuliert. Man denke daran, was die Hauptbekleidung ihrer namenlosen Heldin regelmäßig symbolisiert.
Es hat sich einmal mehr als Gold erwiesen, NICHTS vorher zu lesen (auch nicht den Comic, den es an der Kinokasse gab!) und bitte, wenn Sie (noch) können, machen Sie's genau so. Sie verderben sich sonst einen der beklopptesten Twists, die es seit langem zu sehen gab. Das ganze Kino feixte (außer denen, die den Comic gelesen hatten :D). Herrlich! Das machte Spaß. Ab da sitzt man gebannt im Sessel, genießt das sehr gelungene Handwerk und verzeiht dem Debütfilm manchen narrativen Leerlauf, obgleich er mit unter 100 Minuten nicht eben lang ist, sowie ein offenes Ende, das mit ein paar Minuten extra überzeugender hätte erzählt werden können. Wenn Sie nächtens einem jungen Mädchen im Tschador begegnen, sehen Sie zu, daß Sie Land gewinnen. Es könnte gefährlich werden :).
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19.04.2015
Ja mei, der Brenner - jetzt ist schon wieder was passiert. Haas' neueste Verfilmung handelt von Löchern. In Oberstübchen, verursacht durch Baumschlag und anderes, noch bedauerlicheres Malheur. Und im Leben, wofür die vorhergenannten Metapher sein mögen. 8 Jahre "freischaffend" gewesen, geht Brenner, das U-Boot, in seiner Heimat Graz-Puntigam auf Tauchstation. Graz, ausgerechnet. Damit fängt der ganze Schlamassel wieder an.
Brenner wird älter; das Interesse verlagert sich auf seine eigene Biographie. Eine Anleihe beim Bond-Franchise? Nur auf den ersten Blick. Die Brenner-Reihe handelte immer schon ein Stück weit auch von ihrem Titelhelden selbst. Die Dialoge sind nicht mehr ganz so hinreißend absurd wie in früheren Episoden, aber ein fabelhaftes, sehr rundes Drehbuch hält diesen Film auf Kurs. Zu seinen Stärken zählen einmal mehr Szenen (die Verfolgungsjagd bergauf), die in all ihrer schreienden Komik wie zufällig wirken. In anderen Kontexten könnte man Haas' grandiose Einfälle als zu konstruiert bezeichnen, aber in den seltsamen Mikrokosmen des grauen Provinzmiefs Österreichs gehen sie jederzeit durch.
Weniger schwarz als sein Vorgänger; wie immer mit angemessenem Twist und gewohnt sparsamem Score (der eine Song reicht ja aus). Hat mir sehr gefallen.
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29.03.2015
Daß dieser Film so entstehen konnte, grenzt augenscheinlich an ein Wunder. Angesichts der massiven Präsenz von Kriegstechnik muß man zunächst davon ausgehen, daß Coppola die volle Unterstützung des US-Militärs hatte. Und doch spart sein Film nicht an bitterer Kritik über die Militärintervention in Vietnam; mit zum ersten Mal auch, was die sinnlosen Opfer unter der Zivilbevölkerung angeht. Das Autorenteam Milius/Coppola schuf hier mit „Surf-Beginner“ Lt. Col. Kilgore eine denkwürdige Symbolfigur, der den brutalen Angriff auf ein Fischerdorf befiehlt, als er von der phantastischen Brandung dort erfährt. Duvalls Darstellung des durchgeknallten Redneck-Kommandeurs ist ebenso brillant wie gespenstisch.
Bei seinem deutschen Kinostart Anfang der 80er wurde der Film vielfach mit den Bildern des spektakulären Angriffs von Kilgores Luftkavallerie beworben. Dies unterschlägt den zentralen Aspekt, welchem der Film sich auf einer tieferen Ebene widmet, jenen der Dualität des menschlichen Wesens. Die Fähigkeit, gleichsam zur Liebe wie zur Zerstörung fähig zu sein. Die französische Episode im Urwald wurde als störend im Erzählfluß der Redux-Version gescholten. Genau hier jedoch wird diese Dialektik explizit benannt.
Was ist es, das im Zivilleben friedliche, ja gebildete Menschen zu gewissenlosen Mördern im Krieg macht, welche gleichsam an der Seele verwundet vom Schlachtfeld zurückkehren? Es ist der Verlust von Humanität und Moral. Col. Kurtz erfuhr dies und entschloß sich darüber, „das Boot zu verlassen“, wie Cpt. Willard es formuliert. Sehr eindringlich und treffend Kurtz' Funknachricht am Ende des Films. Sein Königreich im Dschungel mit all seinen optischen Schrecken symbolisiert die im Krieg verwahrloste Gesellschaft. Eine Situation, aus der er für sich keinen Ausweg als den dargestellten findet. Coppola inszeniert dies -sehr treffend- dual. Dazu der musikalische Veitstanz der Doors, deren Titelsong geradezu wie geschrieben für diesen Film wirkt, besonders wenn man Morrisons Gedanken dazu kennt - "(...) das Leben schmerzt mehr als der Tod. Mit dem Eintritt des Todes ist der Schmerz vorbei." Das Grauen. Das Grauen.
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15.03.2015
Auf den ersten Blick folgt dieser Film dem bekannten Schnittmuster: "Junger netter Typ muß ein Stahlbad von Herausforderungen meistern, um am Ende sein großes Ziel zu erreichen" und meistens gibt's dann noch das Mädchen seiner Träume obendrauf. Sichere Nummer, an sich. Warum will er dennoch nicht so recht funktionieren? Weil die Hauptrolle so mittelmäßig geschrieben ist, daß man sich mit Andrew kaum identifizieren bzw. mit ihm sympathisieren mag. Zunächst mal scheint es neben dem Schlagzeugspiel Andrews größtes Talent zu sein, seine Mitmenschen zu brüskieren. Die Strecke ist lang: Onkel, Tante, deren Söhne, Freundin Nicole, Mitstreiter Carl und ja, auch Bandleader Fletcher (am Anfang trommelt Andrew wirklich Grütze und Herrgottnochmal, warum erzählt er denn nichts von dem geplatzten Reifen?). Weiterhin ist seine ganze Motivation fragwürdig. Sein Vorbild ist einer, der mit Mitte 30 vereinsamt und verkracht gestorben ist. So einem eifert er nach. Wie soll man so eine Hauptfigur liebhaben?
Und Fletcher? Ein Schleifer der übelsten Sorte ohne Respekt für seine Eleven. Ein Egomane; es ist 'seine' Band. Aber kein Sadist. Fletcher macht das ja nicht aus Lust am Quälen, sondern weil er an Leistungsgrenzen heran will. Die Drill-Sergeants bei den Marines machen das ähnlich; jemanden verbal in Stücke reißen und dann wieder so zusammenfügen, daß er einen guten Marine abgibt. Aber ist das Streben nach Exzellenz diesen fragwürdigen Ansatz auch im Zivilleben wert? Fletchers Musiker funktionieren, aber den Spaß am Musizieren geben sie an der Garderobe ab. Ist das der Preis, den man zahlen muß für einen der begehrten Plätze in den kommerziell erfolgreichen Orchestern? Grundsätzlich gibt der Film einen Einblick in die tiefen Täler, durch die man hindurch muß, um es dorthin zu schaffen, dies jedoch ziemlich überzeichnet. Fletcher ist es auch; indes macht Simmons im Gegensatz zum blassen Teller noch das beste aus seiner Vorgabe. Obwohl letzterer in jeder Szene des Films zu sehen ist, trägt Simmons den Film. Und wie sagt man so schön: Rache wird am besten eiskalt serviert. Das gefiel am Schluß, jener selbst jedoch war reiner Kitsch.
Fairerweise muß ich sagen, daß ich Simmons als Charakterkopf sehr schätze. Seine Vorstellung ist bis in Nuancen sehr stimmig, egal wie abstoßend man das Verhalten Fletchers findet. Dafür gab's den verdienten Oscar. Einen weiteren für den Schnitt, den ich meist unpassend fand. Die stylischen Bild-Collagen passen nicht wirklich zu dem psychodramatischen Ton, den der Film über Strecken innehat, und wenn z.B. kurz bevor das Orchester anhebt, nochmal schnell eine Hand gezeigt wird, wie sie Noten richtet, dann nervt dies wie eine Stubenfliege.
Also was bleibt? Sehr druckvoller Jazz, mindestens 10 Schimpfwörter, die ich noch nicht kannte (OmU eben) und warum eigentlich nicht mal einen Film wegen einem anschauen, der ein totales Ekel ist?
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01.03.2015
Eine Entscheidung aus Langeweile; besonders gelohnt hat‘s sich nicht. Die Regie Eastwoods mag mich gereizt haben; zu sehen, was jener aus einem solch 'kontroversen' Sujet herausschaffen würde. Daß er ein Kriegsmotiv mit nationaler, hoher emotionaler Resonanz differenziert bearbeiten kann, hatte er mit Flags of our Fathers ja bewiesen.
Chris Kyle war Teil eines vom Zaun gebrochenen Krieges, für den die Bush-Regierung den Grund schuldig blieb. Er fühlte sich nicht, wie dargestellt, durch Bilder von Terroranschlägen zur Kreuzfahrt gegen den Terror berufen. Er wollte eh zu den Spezialkräften. Die Kriegsmaschine ist seit jeher auf Menschen wie ihn angewiesen, die sich was beweisen wollen. Unverständlich, warum im Film dann eine religiös-moralische Reifung illustriert wird, an deren Ende 'folgerichtig' der Einsatz als Scharfschütze steht.
Wie befürchtet, ist der Film dann über weite Strecken der Häuserkampfporno, wofür er in den USA der große Kassenschlager geworden sein dürfte. Spätestens seit Black Hawk Down ist sowas durch; da hätte ich von Eastwood mehr erwartet. Dagegen was das Sterben von (bombentragenden) Frauen und Kindern durch Kyles Hand in ihm hervorruft, darüber erfährt man wenig. Immerhin, zu Hause zwischen Einsätzen wirkt er apathisch. Sein Buch, das dem Film als Vorlage dient, mag hier keinen Aufschluß geben. Vielleicht wurden diese Erlebnisse von ihm verdrängt. Vielleicht war er auch rein intellektuell gar nicht dazu in der Lage. Wie stoisch Kriegsinvalide im Film mit ihrem harten Schicksal umgehen, weist in dieselbe Richtung. Und schließlich auch die Zivilisten und Veteranen, die auf dem Weg nach Austin mit der Fahne in der Hand salutieren. Auf die Idee, für eine ungerechte Sache instrumentalisiert worden zu sein, kommt da wohl keiner. 'Der Krieg war notwendig, weil gegen den Terror, also mußten wir ihn führen.' Zeichen einer kollektiven Indoktrinierung? Das Ringen um territoriale/ strategische Interessen läßt sich stets hübsch als "Kampf gegen den Terror" bemänteln, welcher denselben mithin erst gebärt. Das war vor 9/11 schon so und aktuell ist das im Zweistromland zu besichtigen, wo in dem durch die USA hinterlassenen Machtvakuum der IS bestialisch reüssiert.
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28.01.2015
Mit einem Riesenbrett an Erwartungen bin ich ins Kino gegangen und sie wurden erfüllt.
Das Dilemma vieler Schauspieler, daß Blockbuster-Kino zwar erfolgreich, aber meist belanglos ist (und einen nicht selten in einer Schublade enden läßt), der Wunsch nach künstlerischer Entfaltung hingegen schnell ins Abseits führen kann, walzt der Film genüßlich aus. Birdman, Riggans erfolgreichste Rolle, verfolgt ihn wie ein Fluch. Die Weigerung, eine weitere Fortsetzung zu drehen, bedeutete einen harschen Karriereknick. Dessen ungeachtet, trotz aller aktuellen künstlerischen Bemühungen reduziert ihn Presse und Öffentlichkeit stets auf diese Rolle; sie ist sein alter ego, das ihn wie eine Chimäre verfolgt und für seine folgenschwere Weigerung verhöhnt. Denn Riggan hat doch Superkräfte. Hat er? Regisseur und Co-Autor Iñárritu hätte hier einen fürchterlich platten Film über einen Superhelden im Ruhestand machen können. Auf seinem visuellen Parforceritt streut er stattdessen von der ersten bis zur letzten Szene Schnipsel aus, die in alle Richtungen weisen. Dadurch bleibt das Geschehen sehr spannend; eine (dann auch nur implizite) Auflösung liefert der Schluß. 'Ein Ding ist ein Ding und nicht das, wofür die Leute es halten', Riggans trotziger Sinnspruch am Spiegel, gleichsam konterkariert durch die Realität - eigene, fremde Wahrnehmung und Wirklichkeit, der Film spielt damit. Ständig verwischen die Grenzen; z.B. das Schlagzeug, das Riggan auf den stollengleichen Fluren des Garderobenbereichs begleitet, spielt plötzlich ein Straßenmusiker vor dem Theater – oder?
Der schonungslose Kommentar zu den Exerzitien modernen gesellschaftlichen Zusammenseins, denen man als 'Mensch von Bedeutung' heutzutage auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist – bist Du nicht(s) auf Social Media, existierst Du gar nicht - rundet auch diesen Film. Und Riggans Rededuell mit Tabitha ist ein herrlicher Tritt in den Hintern des (Kritiken schreibenden) Kulturestablishments.
Wenn Sie sich diesen Film anschauen, seien Sie auf ein Ensemble in Bestform vorbereitet. Es wird gekeift, gestritten und die Fäuste fliegen. Weiter empfohlen sei das OmU, ohne welches einem wohl manche Dialogperle entgehen würde (“That's some good bird, man!”). Edward Norton wünsche ich für die Rolle des Mike, Riggans schnöseligen, aus der Reihe tanzenden Sidekick, den längst fälligen Oscar, auch wenn J.K. Simmons mit dem Golden Globe hier bereits groß vorgelegt hat. Und Michael Keaton schließlich – spielt hier buchstäblich die Rolle seines Lebens. Ein genialer Coup, ausgerechnet ihn, bei seiner sehr ähnlichen Vita, zu verpflichten und dann macht er seine Sache auch noch glänzend. Himmel, wo war dieser Mann über 20 Jahre verbuddelt und warum eigentlich? Hollywood sowie die Academy liebt Geschichten wie diese. Alles in allem ein großartiger Film, erfrischend anders; möge er in Los Angeles bei 9 Nominierungen entsprechend gewürdigt werden!
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22.01.2015
der zweite Film über einen britischen Mathematiker, dessen Wirken das Weltgeschehen beeinflußte, und ebenso eine weitere oscarreife Leistung in der männlichen Hauptrolle. Bei Eddie Redmaynes grandioser Leistung, für die er an die Grenzen der körperlichen Unversehrtheit ging, ist allerdings zu bemerken, daß ein Professor Stephen Hawking bzw. dessen emblematische, verkrümmte Erscheinung im Rollstuhl weithin bekannt ist. Dort hatte ich daher nie den Eindruck, den Schauspieler, sondern stets den jungen Hawking zu sehen. Die Illusion war gelungen.
Schwerer hat es Benedict Cumberbatch im hier vorliegenden Film, denn von dem Menschen Alan Turing weiß man als Normalbürger üblicherweise so gut wie nichts. Den Begriff Turing-Bombe hat man mit etwas Geschichtsinteresse schon mal gehört (mit “Enigma” gab's sogar einen Film über die Entschlüsselung des gleichnamigen Codes damit), aber daß er wegen seiner Neigung verfolgt und bestraft wurde, war mir z.B. nicht bekannt. Cumberbatch gibt hier also alles und macht seine Sache bestens, einen linkischen, kaum empathischen Außenseiter zu modellieren. Die Leistung ist bravourös, der Film deshalb sehenswert; indes wie akkurat damit das Vorbild getroffen ist, bleibt zu mutmaßen.
Abgeplattet haben den Film die zahlreichen Hollywood-Platitüden. Neben der vorhersehbaren Dramaturgie haben die Einblendungen zum geschichtlichen Rahmen diesen an sich intellektuellen Film doch eher nivelliert. Szenen von der Bombardierung Londons oder Angriffen auf alliierte Geleitzüge wirken wie Trailer zu Videospielen, sind tricktechnisch zudem nicht auf der Höhe. Eine Frage des Budgets? Abstriche in einem ansonsten recht gelungenen Stück Kino-Unterhaltung.
Bemerkenswert und tragisch, wie das Empire mit einem seiner stillen Helden umging, dessen außergewöhnliche Gedankenleistung den Krieg verkürzen und so tausende weitere Opfer vermeiden half. Turing wurde erst 2013 von der Queen rehabilitiert. In “Enigma”, 2001 entstanden, kam er als Figur gar nicht vor. Shame, Britannia.
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13.12.2014
Die Kunst des Weglassens prägt diesen Film, was gleichsam Stärke wie Schwäche ist. Bei weitgehendem Verzicht auf genretypische Zutaten sind die Akteure besonders gefordert und Hardy, Rapace und Gandolfini als Marv (ruhe sanft; ein grandioser Schlußakkord!) leisten ganze Arbeit. Neben Gandolfini verdient Hardy Lob für den untüchtig wirkenden Barkeeper (untypische Rolle für ihn); zumindest scheint es so lange Zeit. Umgekehrt ist an manchen Stellen reichlich Raum zur Interpretation vorhanden, was nun eigentlich abseits der sichtbaren Handlung geschieht. Einen Mobster-Film so zu gestalten ist ein Wagnis. Nach meinem Dafürhalten hat der Unterhaltungswert darunter gelitten. Man muß einem Film schon folgen können, ohne des öfteren im unklaren zu sein, was diese oder jene Szene jetzt zu bedeuten hatte. Groß ist der Aufarbeitungsbedarf nachher; manch verblüffende Theorie wird an gegebener Stelle entwickelt. Stärke wie Schwäche, wie erwähnt.
Die Auswirkung von Migration auf die autochtone Bevölkerung ist ein weiteres Mal das Thema, das dem Film den Hintergrund gibt. Der Mechanismus, mit dem ein Machtpol des Verbrechens einen anderen verdrängt, ist simpel - Abschreckung durch Brutalität. So ist es Marvs mentaler Wundpunkt, daß er mal ‚wer‘ war, der letztlich doch vor dem tschetschenischen Mob kapituliert hat. Daneben etwas Sozialstudie der lower middle class Nordamerikas, welche jeden Tag sehen muß, wie sie ihr wirtschaftliches Überleben sichert.
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07.12.2014
Dem Thema nach nicht unbedingt die Sorte Film, die ich mir sonst anschauen würde. Doch ich vertraute auf Dolan sowie die positive Presse; es lohnte sich.
Was macht diesen Film so sehenswert? Familiendramen an der Grenze zur Verstörung des Publikums zu erzählen, na das gab's ja schon. Ich denke aber, familiäre Konflikte im Kino abzubilden, ohne daß sie inszeniert, gar manieristisch wirken, ist eine Herausforderung. Hier ist dies gelungen. Es ist Dolans schieres Regie-Talent, das diesen Film so herausragen läßt. Er läßt einen wilden Strudel auf den Betrachter los und dennoch nie Zweifel an seinem sicheren Gefühl für Kinematographie aufkommen. Es ist seine Art, 'wie' er seine Filme macht; durch sie ist er mit seinen paar-und-zwanzig Lenzen schon jetzt ein heller Stern am Kinohimmel.
Aus dem Trailer kennt man das ungewöhnliche 1:1 Bildformat; man denkt, na ob das funktioniert? Antwort: JA. Ganz prächtig, wie ein Brennglas. Alles Unwichtige wird ausgeblendet. Pure Charakterstudie. Umso größer ist die Herausforderung an die Akteure, die sie mit Bravour meistern. Die schwarzen Balken symbolisieren aber auch den emotionalen 'Knast', in dem sich die Figuren befinden; nur selten gelingt es, aus diesem auszubrechen.
Eine Gruppe netter Teenager neben mir scherzte, ob der eine von ihnen sich entgegen seines sonstigen Habitus mit seinen ständigen Kommentierungen zurückhalten würde. Jener starrte dann wie gebannt auf die Leinwand und wir übrigen auch. Der Film machte uns positiv sprachlos. Für sowas geht man ins Kino. Bravo, Xavier.
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30.11.2014
Manchem ist bekannt, daß das gemeinsame Durchleben von extremen Situationen zu schweren Beziehungskrisen bis hin zur Trennung führen kann; so z.B. häufig bei Geiseln von Flugzeugentführungen. Die unter hohem psychischen Druck gezeigten Reaktionen des Partners lassen ihn mitunter in einem verheerenden Licht erscheinen.
Dieses Phänomen nimmt der Film auf. Hier geht’s um das Verhalten des Menschen im Spannungsfeld zwischen sozialer Konditionierung und Instinkt, angereichert um die Frage, wie sozial verträglich das Ergebnis ist. Die junge Familie hat sich bestens im Griff. Viele kleine verbale Steuerungen sichern den Schwebezustand von Harmonie ab. Dann geschieht das Unerwartete mit brachialer Gewalt. Die Reaktion des Vaters darauf ist ja nicht völlig abwegig; ebenso wenig es abwegig ist, daß sie seine Partnerin verstört, die aus ihrem Rollenverständnis eine andere erwartet hätte. Ähnlich verhält es sich mit dem angereisten Schulfreund des Mannes. Er pflichtet ihm bei, um ihn vor dem Gesichtsverlust zu bewahren, vielleicht auch weil er denkt, daß dies von ihm erwartet wird. Eh er sich versieht, steht er daraufhin selbst im Fadenkreuz. Eine Chance, sich zu beweisen, scheint für alle geboten.
Die Stärke des Films, der mit ganz einfachen Mitteln sehr effektvoll realisiert ist, liegt in seiner brodelnden Psychologie. Alle sechs Schauspieler verdienen Bestnoten. Zu den einfachen Mitteln zählt ferner der Sound; das Kreischen und Dröhnen von Wintersport-Technik, das Sirren von elektrischen Zahnbürsten und weiteres, was sich zu einem akustischen Hintergrund der eigenen Art zusammensetzt, der einen ständig nahendes Unheil erwarten läßt. Suspense von ungewöhnlichen Einfällen unterbrochen.
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Sternenkriege und Weißer Terror
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„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
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