Es gibt 266 Beiträge von Matt513
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30.11.2019
Man muß sich ja um die kleine Helena regelrecht sorgen, sie möge keine bleibenden Blessuren an der Seele davongetragen haben, so wie sie sich in Fingscheidts verstörendem Film verausgabte. Ein unglaubliche Leistung, die für den Zuschauer die Grenzen zwischen Schauspiel und Realität verschwimmen läßt. Wie kann ein kleines Kind das so spielen? Vermutlich eben deswegen, weil es (noch) ein kleines Kind ist.
In Bennis Mutter enthält der Film gewissermaßen sein eigenes Prequel, denn so haltlos und überfordert wie sie ist, wird ihr eigener Werdegang ähnlich desaströs verlaufen sein wie jener der Tochter. Das ist ein valides Abbild der Geschichte vieler junger Menschen in der heutigen Zeit; verkrachten Verhältnissen entstammend, kommen sie mit den immer dynamischeren Anforderungen an sich selbst nicht mehr klar. Kommen dann kleine Kinder hinzu, wird das Verhängnis an die nächste Generation vererbt.
Schauspielerisch nicht überzeugend war der Film für mich nur an dem einen Punkt, wenn die Betreuer zum Beratungsgespräch zusammensitzen. Im Gegensatz zum Rest wirkte das holzschnittartig. Aber vielleicht sollte das so sein; passte es doch zum schablonenartigen Vorgehen, mit dem der fürsorgliche Sozialstaat Fälle wie den einer Benni im realen Leben zu lösen versucht: Erst Maßnahme A. Greift die nicht, dann Maßnahme B. Greift die nicht, dann.. usw. Bennis eigenes Empfinden, wie sie ihr schief aufgegleistes Dasein wahrnimmt, bleibt dabei außen vor. Und recht bald, wenn das nicht funktioniert, wird ein junges Leben mit dem wenig charmanten Begriff Systemsprenger etikettiert, der bei mir eine ziemlich negative Konnotation evoziert. Das drückt auch ein Stück weit aus, wie hilflos man letztlich gegenüber denen ist, die nicht systemkonform sind bzw. werden.
Der Film ist als deutscher Kandidat für den Auslands-Oscar im Gespräch. Er hätte dies sehr verdient. Umso mehr, als daß ich es wichtig finden würde, daß man anderswo auch mal eine unübliche Ansicht deutscher Gegenwart vermittelt bekommt; anders als all die Kandidaten, die die tradierten Themen Drittes Reich und DDR behandelten.
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30.11.2019
In punkto Idee, Kamera, Kulisse und Darsteller sind hier die Zutaten für einen richtig guten Film beisammen. Die Eggers-Brüder, von denen Regie und Drehbuch stammt, könnten gar ein neues Genre begründet haben; Historien-Gothic o.ä. Dazu die Tonspur, die für mich ein Anwärter auf den Oscar ist. Leuchtturm, Nebengebäude sowie das maschinenbetriebene Nebelhorn führen akustisch ein Eigenleben, das einen beeindruckt, wie das seit Arrival nicht mehr der Fall war.
Dafoe, der auch ohne Schminke jederzeit als zerknitterte Seekarte durchgeht, sowie Pattinson, durch den zeitgenössischen Schnauzbart bestens verkleidet, sind ideal ausgewählt und spielen sich mit vollem Körpereinsatz in einen Rausch. Still holt der Film zum Schlag aus. Man sitzt da und erwartet den Einschlag.
Tja, und ab da hätte es ein Drehbuch gebraucht, was diese Spannungskurve hätte durchhalten können.
Die Entwicklung, die stetig weg von der ratio führt, wird plötzlich inkonsistent. Eggers hat den Zuschauer bis dahin gut im Schwitzkasten. Plötzlich lockert er seinen Griff, mischt Elemente der Vernunft, Dialoge nämlich über die Herkunft der Charaktere, in den bis dahin gut funktionierenden Plot. Man entspannt sich und als Eggers die Spannungskurve fortzuführen sucht, findet man dahin nicht wieder zurück. Beginn bzw. Ursachen der Entwicklung sind zudem nicht überzeugend beschrieben, sie daher nicht plausibel. Ohne jetzt den Altmeister schon wieder bemühen zu wollen, aber im Overlook Hotel gab es halt 'externe' Gründe; das war mir plausibel genug. Das Delirium aufgrund fortgesetzten Schnapskonsums dagegen, das ist ein wenig dünn. Wenn da noch mehr gemeint war, fand ich es zu unleserlich. Ich war froh, als es vorbei war und neben mir hatten sie mit fortschreitender Dauer auch mehrmals aufs Display geguckt.
Nach dem, was ich mittlerweile gelesen habe, wäre das OmU eventuell wegen Dafoes stilecht im Idiom vorgetragenem Seemannsgarn hörenswert, gegen das Käpt'n Flint vermutlich wie ein Leichtmatrose geklungen hätte. Yo, ho, ho and a bottle of rum.
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15.11.2019
hatte Regisseur Phillips zwar ausdrücklich nicht beabsichtigt. Aber davon ab, auch wenn die Handlung in den frühen Achtzigern spielt; wenn er Straßenschlachten sowie die Ignoranz der herrschenden Klasse gegen den einfachen Mann in der Menge inszeniert, befindet er sich verstörend nahe am Geschehen in den aktuellen Krisenherden. Is it just me, or is it getting crazier out there? so fragt sich Arthur Fleck gleich zu Beginn.
Vor dieser Kulisse liefert Phoenix eine regelrechte Blaupause für den Werdegang eines psychopathischen Mörders. Aus schwierigen Verhältnissen stammend, vernichtende Jugenderlebnisse, geprügelt, ausgelacht, in einer immer irrwitzigeren Welt den Bezug zur Realität verlierend, in die eigene Scheinwelt geflüchtet. Phillips' Film über diesen Grenzübertritt glänzt famos im Detail.
So ist Fleck, wenn er sich täglich die steile Treppe in der Bronx hinaufschleppt, an deren oberem Ende gleichwohl alles grau ist, wie ein moderner Sisyphos. Eine Metapher für sein Bemühen, in einer Welt zu reüssieren, in der es für ihn nichts gibt. Dagegen später als er sein erbärmliches Dasein in der Clown-Agentur quittiert, um letztlich der sinistre Joker zu werden, führt sein Weg auf einer Treppe - nach *unten* und ins Licht! Wobei dieses so gleißend ist, daß man nicht weiß, ob dies noch real ist oder bereits Beleg für Flecks Abschied von der Wirklichkeit. Er, der er sein mörderisches Dasein zusehends als Komödie begreift. Ein letztes Mal sieht man ihn die steile Treppe in der Bronx hinuntergehen, nun im Kostüm des ikonischen Schurkens, und trotz der Schminke bringt Phoenix einen Gesichtsausdruck finsterer Entschlossenheit hervor. Da ist einer, der seine dunkle Bestimmung gefunden hat. Zum Frösteln.
Phoenix ist die Attraktion dieses Films, seine physische Transformation zu dem schwindsüchtigen Loner schmerzlich beeindruckend, dessen pathologisches Kichern ein Kraftakt. Meine Erwartungen waren hier allerdings exorbitant, daher war ich am Schluß zufrieden, aber nicht so überwältigt wie erhofft. Ich hatte irgendwas erwartet, was mich schier aus dem Sessel hauen würde. Trotzdem à la bonne heure.
Angenehm, daß dies ein Stand-alone Film bleiben wird (und somit Hollywoods Saftpresse ausgeschaltet). Das war Phoenix eine Bedingung fürs Mitmachen. P.S.: Bei mir wurde übrigens auch geklatscht. Oder es war dieselbe Vorstellung.
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14.11.2019
Den allgemeinen Jubelarien mag ich mich leider nicht anschließen. Ich fand den Film viel zu oberflächlich, die vielen Meriten, die die Kritik ihm bereits an die Brust geheftet hat, zu wenig herausgearbeitet. Die Charaktere wirken alle wie mit der Laubsäge ausgesägt. Es findet keinerlei Entwicklung statt. Auch die durchaus vorhandenen gesellschaftskritischen Motive, etwa der Gegensatz zwischen den Familien Kim und Park, die einen bettelarm, die anderen selbstvergessen im Wohlstand schwelgend, was man als Unkundiger der dortigen Gesellschaft gerne ein wenig mehr beleuchtet bekommen hätte, oder ob jemand nett und gönnerisch nur ob seines Reichtums sein kann, liegen nur unzureichend entwickelt herum. Familie Kim wird eingangs gezeigt, wie sie ihren kargen Lebensunterhalt durch das Zusammenfalten von Pizzakartons bestreitet. Später bei Familie Park liegen diese im Hintergrund auf der Küchenanrichte herum. Wenn Bong das schon zeigt, warum läßt er dann keinen Bezug darauf nehmen? Was hätte man hier einen schönen, sozialkritischen Bogen schlagen können - für die Kims überlebenswichtig, für die Parks lästiger Plunder, nachdem man die leckere Pizza darin verdrückt hat. Nur ein paar Dialogzeilen bei letzteren hätten gereicht.
Nachdem sich das zu Beginn grob geschnitzte Schauspiel auf ein einigermaßen erträgliches Niveau eingepegelt hat, gelingt es Bong bis zu dem Punkt, wo die Haushälterin an der Tür klingelt, immerhin eine freche Schummelgeschichte aufzuziehen. Dann passieren soviele unglaubwürdige Dinge, auch in dem, wie sich manch einer verhält, daß man schließlich mehr abwinkt als schmunzelt. So die Sache mit dem Morse-Code; jener, der ihn sendet, woher will er wissen, daß ihn jemand anders lesen wird? Am Schluß habe ich nur noch auf den Abspann gewartet.
Tut mir leid, aber ich habe mittlerweile folgenden Eindruck: Ein 'Film der Woche' wird so etikettiert, weil er a) unbestreitbar herausragt, b) es sich um den neuen Tarantino (Jarmusch, von Trier, Anderson, Almodóvar etc.) handelt ODER c) weil er so seltsam ist, daß man in Sorge um das Einspielergebnis meint, ihm ein wenig 'aufs Pferd helfen' zu müssen. Diesen hier sehe ich in der letzten Kategorie.
Edit: Ich halte mein Urteil übrigens über die Oscar-Verleihung hinaus aufrecht. Daß dieses Werk eines koreanischen Regisseurs so hochgelobt wurde, trägt mMn dem nach Diversität rufenden Zeitgeist Rechnung, der Hollywood seit einigen Jahren ergriffen hat. In früheren Zeiten wäre Parasite vermutlich nicht übermäßig zur Kenntnis genommen worden. Und das zu Recht.
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14.11.2019
Auch wenn es spektakulär ins tiefe Weltall geht (und dies von den üblichen, an Kubrick gemahnenden Bildern begleitet wird), im Kern dreht sich der Film um den menschlichen Selbstzweifel. Für das Genre, das sonst vornehmlich Heldentypen produziert, eine unerwartete, gleichwohl interessante Facette.
Roy, Offizier und Astronaut, könnte eigentlich stolz auf sein Erreichtes sein, stellt sich jedoch ständig infrage, fühlt sich kaum. Bald wird klar, wo die Gründe dafür liegen. Der eigene Vater, Astronauten-Legende und visionärer Erforscher des Weltraums, blickte abschätzig auf die eigenen Angehörigen, die ihm kleingeistig vorkamen. Dieses Trauma der übermächtigen, abweisenden Vaterfigur ist Roys Begleiter auf einer aus den Fugen geratenden Odyssee an den Rand des Sonnensystems, wo -neben dem Missionsziel- die Chance auf Befreiung davon wartet. Und wer hätte das gedacht, mit seinen Zweifeln an sich selbst ist Roy auf der Reise nicht allein.
Hauptdarsteller Pitt, der sich im Spätsommer seiner Karriere längst vom Sexsymbol/Enfant terrible zum Charakterdarsteller entwickelt hat, steht die selbstreflektierende Rolle alleine schon aufgrund seiner Lebenssituation gut zu Gesicht. Den beständig nagenden Zweifel transportiert er mit zurückgenommenem Schauspiel; siehe auch sein gesenktes Haupt auf einem der Kinoplakate. Das Drehbuch leistet sich zwar einige Stolperer. So war die Episode mit den Piraten mMn fragwürdig und wie Roy zu seinem Anschlußflug kommt, mehr als hanebüchen. Aber durch den Zirkelschluß; Roys Monolog, den er einmal dienstlich als Astronaut, danach aber nochmal als nun empathische Privatperson spricht, wodurch sich Ton und Bedeutung komplett verschieben, bekommt der Film letztlich eine zufriedenstellende Punktlandung hin.
Nimm Dich selbst so an, wie Du bist, so könnte man die versöhnliche Botschaft formulieren. Außerdem, daß Pitt auch Science-fiction kann. Und Leute, solltet Ihr jemals zum Mond fliegen, verzichtet bloß auf die Zubuchung von Kopfkissen und Zudecke im Shuttle. Das wird dann nämlich richtig teuer ;).
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21.07.2019
Kinders, wie die Zeit vergeht. Auf den Tag vor 50 Jahren stellte Neil Armstrong seine Füße auf den Erdtrabanten sowie die Weichen für ein neues Kapitel in der Geschichte der Weltraumfahrt. Seine berühmten Worte dabei wurden eine Popikone (der ihm zugeschriebene Satz: "Good luck, Mr. Gorsky" dagegen war vermutlich nichts als Legende).
Millers Collage aus bisher unveröffentlichten Aufnahmen kann man einfach nur als atemberaubend beschreiben. Dazu trägt auch der gewaltige Sound bei, der einen von der ersten Minute an in seinen Bann schlägt, wenn der titanische Crawler mit der vollausgerüsteten Saturn V-Rakete oben drauf durchs Bild rasselt. Nachdem der Start die Erde beben ließ, holt das Raumschiff im Orbit um die Erde Schwung und zündet die Triebwerke erneut für den langen Flug durchs All. Burn for the moon, so das Protokoll.
A propos, von Kennedys entflammender Rede an die Nation über die technische Realisierung (thanks, Mr. von Braun) bis zum minutiös durchgeplanten Programmablauf flößt das ganze Unternehmen einem größten Respekt ein. So sieht das aus, wenn man sich für herausfordernde Ziele begeistert, anstelle einfach bloß in den Tag hinein zu regieren.
Obschon aus lauter historischem Material entstanden, ist Millers Film nach heutigem Empfinden geradezu zeitgemäß. Denn sein Film stellt die Menschen hinter der recht technikaffinen Geschichte in den Vordergrund, all ihre Mimiken und Emotionen, was Apollo 11 eine überaus menschliche Komponente verleiht und was den bisher allseits bekannten Bildern vielleicht etwas abgeht.
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01.07.2019
Zum Glück nur wenig gemein hat dieser Giallo mit dem Kintopp sonstiger Edgar-Wallace-Verfilmungen, die mir allesamt zu hausbacken daherkommen. Voyeuristische Momente sind neben den übrigen Genre-Zutaten das, was sich wie ein Bandwurm durch die Handlung zieht. Seien es reichlich Ansichten weiblicher Intimbereiche, durch welche die Spanner im Film wie auch im Kinosaal damals sicherlich auf ihre Kosten kamen (dagegen kann ich glaubhaft versichern, die Vorstellung nur aus rein cineastischem Interesse besucht zu haben; bitte, was dachten Sie denn?) oder solche langer Messer, welche ausgerechnet in ebenjenen Intimbereichen versenkt werden (autsch).
Das Gesellschaftsbild, welches der Film vermittelt; damals in den 70ern, als Männer noch richtige Machos und Frauen noch richtige, beständig Miniröckchen tragende Dummchen waren, ist so plump, daß man nicht weiß, ob man ungläubig lachen oder den Kopf schütteln soll. Neben der brauchbaren Kinematographie und dem Fiat Sport Coupé in british green mit Rechtslenkung(!!) gefiel Morricones stilechter 70er Jahre-Soundtrack. Blackys Auflösungs-Monolog kurz vor Schluß rettete meinen Abend. Ohne wäre ich doch mit reichlich Fragezeichen nach Hause gegangen, woran manche Plausibilitätslücke ihren Anteil gehabt hätte.
'Hatte vermutlich nie eine Chance auf einen Oscar, aber ließ sich doch recht gut anschauen. Es hält sich das Gerücht, Nicolas Winding Refn plane eine Neuverfilmung (das würde gut. Und blutig). 'Denke, beim nächsten Mal bin ich wieder dabei. Nur rein aus cineastischem Interesse, versteht sich.
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20.06.2019
OK, 'hab ich mich von den positiven Bewertungen im Rundblick überzeugen lassen, in den Film zu gehen. Immerhin, er taucht außerdem auch auf einer Liste der bis dato besten Filme von 2019 auf.
Denis' Werk, man darf es gewiß 'ambitioniert' nennen, hätte es nicht verdient, verrissen zu werden. Das Ensemble ist toll; man sieht, es ist ein Herzensprojekt. Andererseits, ein Muß im Kinokalender ist es auch nicht, fürwahr.
Was Denis hier ausdrücken möchte, ist schlichtweg zu wenig prägnant. Es fehlte ein roter Faden oder überhaupt eine stärkere Idee. So bleiben es ein paar Gedankenspiele in der einsamen Laborumgebung des tiefen Weltalls.
Der Vergleich mit Alien, siehe Filmkritik, verbietet sich daher völlig. Dessen Sujet ist derart auf den Punkt, dazu eingebettet in die klaustrophobische Kulisse der Nostromo, was man alles hier nicht in Ansätzen wiederfindet. Ganz im Gegenteil, Denis' Kulisse ist mehr speckiger Gebäudetrakt denn Raumschiff, was sie zwar extra so haben wollte, aber lange Zeit die Illusion von Abgeschiedenheit im Weltraum behindert. Auch ist bedauerlich, daß manch 'ambitionierter' Film der Gegenwart mangelnde Fokussiertheit zu kompensieren sucht, indem die Aufmerksamkeit auf Darstellung blutiger Gewalt sowie nackter Menschenleiber gelenkt wird. So ja auch hier.
Wenn ich mir einige der letzten Reviews durchlese sowie daran denke, daß der neue Jarmusch ja auch nicht gerade der Kracher sein soll, würde ich mal sagen, Saure-Gurken-Zeit im Moment.
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04.06.2019
Ist das hier nun die ehrlichere Biographie eines schillernden Musikers? Vor dem Hintergrund, daß Elton John selbst mitproduziert hat, sollte man ja davon ausgehen können, die ganzen dargestellten Wirrungen in der Familie bzw. der ganze Schmutz im Showbiz sei ihm tatsächlich so widerfahren.
Regisseur Fletcher bekam offenbar Carte blanche und setzt diese künstlerische Freiheit weidlich um. Im Ergebnis ist das dann letztlich ein Musical, fängt zwar all den Pomp in Elton Johns künstlerischem Werk (sowie den Rotz in seinem Privatleben) gekonnt ein, ist allerdings auch reichlich plakativ. Mir fehlten hier die leiseren Töne oder z.B. auch, wie sich Elton Johns Homosexualität ergab bzw. wie seine schwierige Jugend ihn prägte. Da gab es wohl durchaus initialisierende Momente; im Film ist er halt plötzlich schwul. Was das Fehlen dieser Momente angeht, dazu muß auch ein Wort über Taron Egerton verloren werden. Er arbeitet sich zwar großartig an der Aufgabe ab, singt sogar selbst, aber lag das jetzt am Drehbuch oder doch an seinen schauspielerischen Fähigkeiten, daß ich stets Egerton in bunten Kostümen, aber nie Elton John sah? Egerton ist ein prima Schauspieler, aber zum überzeugenden Charaktermimen ist es für ihn noch ein Stück hin.
'Immerhin interessant aus dem Film zu erfahren, daß Songtexter Bernie Taupin eine Hälfte des jahrzehntelangen Erfolgs zu verdanken war, wo ich immer annahm, Elton John habe all seine famosen Songs komplett alleine geschrieben. Der Film ist jederzeit sein Eintrittsgeld wert, selbst wenn man die Musik eher nur aus dem Radio kennt.
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02.06.2019
Diesen Film hatte ich mit großer Vorfreude erwartet, ihn mir in etwa auch so vorgestellt und wurde dann auch nicht enttäuscht. Die Episode aus der Spätphase der gemeinsamen Karriere von Laurel und Hardy ist wunderbar leise und einfühlsam erzählt.
Es wäre so einfach gewesen, einen Film platt aus nachgespielten Klamauk-Standards zusammenzubasteln; immerhin, auf die unsterbliche Szene aus The Music Box (Kiste, Treppe!) muß man nicht verzichten. Baird beläßt es im wesentlichen dabei. Stattdessen zeichnet er die beiden Leinwand-Legenden als ältere, würdige Herren, die abseits der Kulisse mit allerlei zu ringen haben; dem Herbst der Karriere etwa sowie diversen Lebensumständen (Studiobosse, Alkohol, Ehefrauen sowie, ja, das Alter betreffend), die von der Gesundheit ihren Tribut gefordert haben. Diese recht menschliche Perspektive zählt zu den Stärken des Films. Etwas ähnliches ist von den beiden im Spielfilmformat vielleicht noch nicht zu sehen gewesen.
Mit Reilly und Coogan ist der Film in jeder Hinsicht gesegnet. Zunächst mal trifft es sich nett, daß der Engländer Coogan mit Laurel seinen Landsmann spielt, sowie analog der Amerikaner Reilly mit Hardy den seinen. Dann läßt alleine die Maske die beiden komplett hinter die dargestellten Ikonen zurücktreten. Coogan und Reilly selbst bieten genügend schauspielerische Finesse auf, um die Charaktere wie auch die sehr menschliche Geschichte mit Leben zu erfüllen. 'Hat mir sehr gut gefallen, und daß z.B. Coogan seinen Laurel gut gelernt hat, ist bei der Szene mit dem hartgekochten Ei herrlich zu sehen. Man könnte einen Schritt weiter gehen und sagen, auf einer anderen Ebene sei das ja auch ein Film über das Älterwerden. Aber auch bei rein vordergründiger Betrachtung ein sehr schön gemachtes, amüsantes Werk.
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