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Malick Bauer, Walid Nakschbandi, Moritz Führmann und Rainer Bock
Frank Brenner

In NRW wird Kino wirklich gelebt

05. November 2025

Verleihung der Kinoprogrammpreise NRW in der Wolkenburg – Foyer 11/25

Dienstag, 4. November: Zum mittlerweile 35. Mal prämierte die Film- und Medienstiftung NRW die Jahresprogramme der besten NRW-Kinos mit einer Fördersumme von insgesamt einer Million Euro. Diese verteilte sich auf insgesamt 71 Kinos im Bundesland, deren Standorte in 44 Städten liegen. Walid Nakschbandi, der Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung NRW, hatte aus diesem Grund gemeinsam mit dem Medienminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Nathanael Liminski, zu einem feierlichen Abend in die Kölner Wolkenburg geladen. Erstmals lag die Moderation in Händen des 1Live-Kinomannes Marcel Emmel, der kurzweilig und rasant durch den Abend führte, bei dem einmal mehr die unermüdlichen Kinobetreibenden NRWs im Mittelpunkt standen. Damit der Kinoprogrammpreis NRW auch ein bisschen Glamour bekommt, wurden die Prämien an die Menschen hinter den Kulissen von prominenten Preispaten übergeben, die zuvor mit Emmel auf der Bühne auch ein wenig über ihre aktuellen Projekte plauderten. Auch sie sind eng mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen verbunden und realisieren ihre Filme häufig auch hier in der Region, mit der Filmstiftung als verlässlichem Partner an ihrer Seite. In seinem einleitenden Grußwort sprach Walid Nakschbandi von der „Leidenschaft, Kreativität und Ausdauer“, die die Kinobetreibenden tagtäglich unter Beweis stellten. „Hier in NRW wird Kino wirklich gelebt“, fügte der Gastgeber des Abends hinzu und würdigte das Kino als „Ort der gemeinsamen Emotionen, der eines funktionierenden Zusammenspiels bedarf.“ Neben den mutigen Ideen der Kinobetreibenden käme es hierbei auch auf die Politik an, die die Kultur verlässlich unterstützen müsse.


Die Preispaten und Gastgeber mit den beiden Spitzenprämienpreisträgern Maria Minewitsch und Dirk Steinkühler, Foto: Frank Brenner

Sein Publikum kennen

Passenderweise folgte darauf das Grußwort Nathanael Liminskis, der seine liebsten Kinoerinnerungen mit dem WOKI in Bonn verbinde (am Abend mit einer Prämie von 5.000 Euro ausgezeichnet), von deren Betreibern er erfahren habe, dass sie ihre Räumlichkeiten derzeit ausbauen. „Das ist ein gutes Beispiel für die Dynamik des hiesigen Kinos“, so der Minister weiter. Viele Kinobetreibende würden mitunter einen hohen persönlichen Preis zahlen, um ihre Spielstätten am Laufen zu halten. Die Auszeichnungen der Kinoprogrammpreise würden keinem automatischen Algorithmus folgen, sondern durch die Fachjury an Menschen vergeben werden, die „das Publikum besser kennen als niemand anderes“ und ihre Spielpläne so programmieren würden, dass sie „ihrer Meinung nach einen Nerv treffen.“ Darüber hinaus sprach der Medienminister NRWs auch die Planungssicherheit und Verlässlichkeit an, die die Branche gerade jetzt dringend brauche. Dass diese nun auch auf Bundesebene wieder angegangen werde, dafür sei Wolfram Weimers (der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) gerade gestartete und mit sieben Millionen Euro dotierte Initiative „Liebling Kino“ ein vielversprechender Anfang. Die eigentliche Preisverleihung des Abends war dann in sechs Abschnitte untergliedert, in denen die sechs prominenten Preispaten jeweils ein wenig auf der Bühne plauderten, um im Anschluss an die Kinobetreibenden der jeweiligen Kategorie die Kinoprogrammpreis-Urkunden zu überreichen. Den Anfang machte Nachwuchsstar Julius Weckauf („Die Drei ??? und der Karpatenhund“), der im Gespräch mit Marcel Emmel verriet, dass er im Kino „so richtig abschalten und genießen“ könne, besonders an einem verregneten Sonntag zusammen mit seiner Familie.


Einige der Kinoprogramm-Spitzenpreisträger 2025, Foto: Frank Brenner

Kino mit Leidenschaft

Die Faszination des gemeinsamen Kinoerlebnisses hielt später am Abend auch Schauspieler Moritz Führmann („Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten“) hoch. Für ihn sind insbesondere Filmkunstkinos „Orte des Eskapismus und Orte für gesellschaftliche Impulse gleichermaßen.“ Er wertschätze vor allem die Tatsache, dass hier im Großen wie im Kleinen Gespräche angestoßen würden. Für die Vergabe der zwölf Spitzenprämien des Abends konnte man Schauspieler Rainer Bock („Karla“) als Preispaten gewinnen. Er ist Teil des Ensembles von Ildikó Enyedis („Die Geschichte meiner Frau“) neuem Film „Silent Friend“, der bereits in Venedig, Valladolid und Chicago ausgezeichnet wurde und am 22. Januar 2026 bundesweit im Kino startet. Bock merkte an, dass der Film „eine große Innigkeit und Liebe zur Natur“ ausdrücke und dass Enyedi gemeinsam mit ihrem Editor Károly Szalai die drei Zeitblöcke des Films mit drei völlig unterschiedlichen Schauspielerensembles „auf grandiose Weise miteinander verschnitten“ habe. Zu den prämierten Spitzenpreisträgern 2025 gehörten u.a. die Lichtspiele Kalk (26.000 Euro), die Filmpalette (20.000 Euro) und das Filmhaus in Köln (20.000 Euro), Cinema & Kurbelkiste (26.000 Euro) sowie das Schloßparktheater in Münster (26.000 Euro), das Kino in der Brotfabrik in Bonn (26.000 Euro), das Bambi Filmstudio in Düsseldorf (23.000 Euro) und das Casablanca in Bochum (20.000 Euro). Letzteres ist eines von fünf Kinos, die Michael Meyer in NRW betreibt. Als besondere Überraschung des Abends wurde er dafür mit dem mit 25.000 Euro dotierten Sonderpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der unermüdliche Cineast konnte sein Glück kaum fassen. Seit mehr als 50 Jahren lebt er für den Film und merkte bei seiner Danksagung an: „Man muss es mit Leidenschaft machen, und ich zeige noch heute gerne Filme.“


Sonderpreisträger Michael Meyer mit seinen KinoleiterInnen, Foto: Frank Brenner
Frank Brenner

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