POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet
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Beziehungsweisen / Familie, Freundschaft, Liebe
Intro (Link zur Langfassung)
Zeigt sich in Krisen der wahre Charakter? Jedenfalls war es aufsehenerregend, wie schroff und verbittert in der Coronapandemie Streit über Lockdowns, Masken und Impfungen entbrannte, selbst zwischen Menschen, die einander eng verbunden waren, zwischen Freunden, Paaren, in Familien. Es braucht aber keine Pandemie, um sich klar zu machen, dass Beziehungen nicht nur lebensnotwendig sind, sondern auch empfindlich und zerbrechlich. Beziehungen geben Verständnis, Vertrauen, Geborgenheit oder Zärtlichkeit, sie bringen zum Lachen, orientieren und vieles mehr. Nicht zuletzt sind sie in Bewegung, Menschen und ihre Beziehungen entwickeln sich fortwährend. So mag man das eigene Glück kaum fassen können, darüber, diesem oder jenem Menschen seit so langer Zeit so nahe sein zu dürfen, verzweifelt nach Auswegen aus einer Beziehung suchen oder einfach zufrieden damit, nicht zu viel erwarten und geben zu müssen.
Beziehungsweisen / Familie, Freundschaft, Liebe
Teil 1: Freunde und Bekannte
Freunde sind bekanntlich die Familie, die man selbst gewählt hat – womit die eigentliche Familie keineswegs abgewertet ist. An politischen Ideen, dem Wert von Freundschaft größere Anerkennung zukommen zu lassen, herrscht dennoch nicht gerade Überschuss. Was spricht dagegen, dass Freunde füreinander Pflichten und Rechte übernehmen können, die Familienmitgliedern ganz selbstverständlich zugestanden werden, etwa mit Blick auf Finanzen, Erbe oder Krankheit – wohlgemerkt, ohne abstoßende bürokratische Hürden? Während Kinder in der Regel wie von selbst Freunde finden, braucht es in späteren Jahren eine gewisse Umsicht, um neue Bekannte und Freunde zu finden. Zudem verliert man Freunde aus dem Blick, entwickelt sich in andere Richtungen oder zerstreitet sich. Wie viele Freunde braucht man? Kann man zu viele haben? Muss man sie wenigstens gelegentlich umarmen können oder gibt es auch echte Internet(…)freundschaften?
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Teil 2: Treue und offene Beziehungen
Ehebruch, Fremdgehen und Eifersucht beschäftigen die Menschheit seit jeher. Das Ideal der (körperlich) treuen Zweierbeziehung mag noch so verbreitet sein, es liegt auf der Hand, dass sie nicht allen leicht fällt. Täglich zerbrechen Beziehungen, Ehen und Familien daran. Sogenannte Eifersuchtsdramen machen offenbar, wie gefährlich diese Situation vor allem für Frauen sein kann. Zweifel am Zweisamkeitsideal fördern auch Anthropologie und Biologie: Da ist die Verwandtschaft des Menschen zu den Menschenaffen, die sich kaum durch Monogamie auszeichnen, sondern vielfach durch Polygamie. Dementsprechend erfahren zunehmend andere Beziehungsmodelle Aufmerksamkeit, von der offenen Beziehung bis zur Polyamorie. Teils als Lebensentwürfe, teils zur Wiederbelebung der eingeschlafenen Zweierbeziehung. Vereinfachen offen freizügige Beziehungen das Leben oder führen sie lediglich auf neue Weise zu Eifersucht oder Selbstbetrug?
Beziehungsweisen / Familie, Freundschaft, Liebe
Teil 3: Ehe, Familie, Lebensgemeinschaft
Hierzulande dürfte man in Bezug auf die sogenannte Durchschnittsfamilie mit „Mama, Papa, zwei Kinder“ eine weit verbreitete Vorstellung ganz gut treffen. Patchworkfamilien, gleichgeschlechtliche Elternschaften, kinderlose Ehen oder Lebensgemeinschaften haben sich daneben eine gesellschaftliche ‚Normalität‘ erstritten, gelten allerdings noch nicht Allen als gleichwertig. Die überkommene Familienehe mit einem arbeitenden Vater und einer zumindest phasenweise eng ans Haus gebundenen Mutter wird als Erbe einer Umbruchszeit kritisiert, deren ungleiche Kräfteverhältnisse bis heute prägend sind, nicht zuletzt für Rollenverteilungen zwischen den Geschlechtern, für Abhängigkeiten zugunsten des Mannes. Wie ist es um die Gleichstellung von partnerschaftlichen und familiären Lebensmodellen bestellt? Braucht der Geschlechterkampf neuen Schwung oder ist es an der Zeit, die Missstände als Ausdruck grundsätzlicher sozialer und wirtschaftlicher Ungerechtigkeiten zu verstehen?
Beziehungsweisen / Familie, Freundschaft, Liebe
Teil 4: Europa gestalten – Vorbild Norwegen
Norwegens Weg zu einer besseren Resozialisierung von Straftätern begann in den 1990er Jahren. Angesichts einer beunruhigend hohen Rückfallquote entschied sich das Land für eine grundlegende Reform des Strafvollzugs. Statt ausschließlich auf Bestrafung wurde verstärkt auf Rehabilitation und Verhaltensänderung gesetzt. Mit Erfolg: Dort liegt die Rückfallquote heute bei etwa 20 Prozent. Gefängniswärter übernehmen zunehmend die Rolle von Sozialarbeitern, die das Verhalten der Gefangenen positiv beeinflussen sollen. Darüber hinaus kann während der Haft ein Studium absolviert werden und auch andere Bildungsmöglichkeiten erleichtern den Weg zurück in die Gesellschaft. Der norwegische Strafvollzug zeigt, dass diese konsequente Ausrichtung nicht nur die Rückfallquoten senkt, sondern auch positive Veränderungen im Leben der Gefangenen bewirken kann.
Beziehungsweisen / Familie, Freundschaft, Liebe
Teil 5: Glosse – Verloren zwischen Bett- und Lebensgeschichten
Du wirst mir immer ein wichtiger Freund bleiben, sagte sie, so, als ob das ein Trost für irgendjemanden wäre. Mir ist die freundschaftliche Anziehung zu ihr längst einer rein körperlichen gewichen. Und nun sagte sie, dass es das gewesen sei. Unsere Zuneigungen haben sich in zwei unterschiedliche Richtungen entwickelt. Eigentlich sollte es doch für mich kein Problem sein, eine Affäre zu verlieren. Von denen gab es viele. Auf einmal fühle ich mich verloren, denn ich merke, dass ich in dieser stürmischen Welt keinen Anker mehr habe. All die anderen Beziehungen, die doch für glückliche Momente sorgen sollen, erscheinen gerade vollkommen nutzlos. Sie spenden Betäubung, nicht Trost. Kurzzeitige Freude. Noch strample ich, noch wehre ich mich. Für einen Moment bin ich erwachsen, für einen Moment bin ich ein echter Mann. Darum bin ich hier, klammere mich an den vierten Schnaps und erzähle in dieser Spelunke einem Fremden von meinen Sorgen.
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