Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.582 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Gipfelgefühle gemeinsam höher schlagen lassen
Foto: Malik Nalik / Adobe Stock

Durch dick und dünn

28. Mai 2024

Teil 1: Leitartikel – Warum zum guten Leben gute Freunde gehören

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“, sangen die Drei von der Tankstelle anno 1930 und drückten damit etwas ganz Elementares aus. Es gibt nur wenige Menschen, die auf Dauer ein glückliches Eremiten-Dasein führen können. Chronische Einsamkeit ist sogar ungesund. Deshalb brauchen wir Freunde. Gute Freundschaften bereichern unser Leben. 

Nach dem Sandkasten

Im Kindesalter ist es leicht, Freundschaften zu schließen. Unsere Freund:innen sind die Kinder, mit denen wir im Sandkasten buddeln, die neben uns im Klassenzimmer sitzen oder in derselben Sportgruppe sind. Diese Freundschaften sind schnell geschlossen – und schnell beendet. Heute allerbeste Freundin, morgen total blöde Kuh. Es gibt Sandkasten-Freundschaften, die bis ins Erwachsenenalter halten – doch die sind die Ausnahme. Denn mit zunehmendem Alter reicht das „gemeinsame Buddeln“ nicht mehr aus. Erwachsene Freundschaften setzen gegenseitige Selbstoffenbarung und Vertrauen voraus. Das macht es deutlich schwerer gute Freunde zu finden. Zumal die Räume und Gelegenheiten, Menschen kennenzulernen, mit zunehmendem Alter weniger werden. Seit Corona beispielsweise finden viele Meetings und Tagungen online statt, und viele Menschen meiden Menschenansammlungen.

Auch lange vor der Pandemie suchten Menschen online nach Freundschaften und Kontakten. Manche haben über tausend Freunde auf Facebook und hunderte von Followern auf Instagram. Doch von einer wahren Freundschaft kann bei Followern nicht die Rede sein. Online zeigen die wenigsten ein ehrliches Bild von sich, sondern ein Ideal-Ich. Fotos und Videos werden mit Filtern bearbeitet, um den „Freunden“ das perfekte Leben zu zeigen. Dabei sind wahre Freunde Menschen, die uns so nehmen, wie wir sind. Ohne Filter. Wir müssen uns nicht verstellen, können uns mit unseren Schwächen zeigen. Echte Freunde sind füreinander da. „I’ll be there for you“ (The Rembrandts; übers.: Ich werde für dich da sein) lautet der Titelsong einer der erfolgreichsten Sitcoms im US-Fernsehen, die Serie „Friends“, die 10 Jahre lang ausgestrahlt wurde und den Alltag von sechs Freund:innen zeigte, drei Männer und drei Frauen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren lebten sie sich nicht auseinander, sondern entwickelten und festigten ihre Freundschaft. Mit Comedy-Mitteln setzte sich die Serie mit Familie, Berufsleben, Erfolg und Niederlagen, Liebe und Herzschmerz auseinander – die Themen, über die auch wir uns mit Freund:innen austauschen und unsere Sehnsucht nach sozialer Wärme und Geborgenheit befriedigen. Kein Wunder, dass „Friends“ eine ganze Generation geprägt hat.

Freunde und Bekannte

In allen Kulturen gelten Freundschaften als wichtige Beziehungen im Leben. Sie sind sogar wichtiger als Liebesbeziehungen, denn während letztere uns stressen können, sind gute Freundschaften sehr förderlich für ein langes, gesundes und zufriedenes Leben, wie zahlreiche Studien zeigen. Es geht auch nicht darum, möglichst viele Freunde zu haben. Eine Handvoll echte Freunde, die mit uns durch dick und dünn gehen, genügen. Der Rest sind Bekanntschaften, die „nice to have“ sind, etwa für gemeinsame Unternehmungen, aber für unsere Gesundheit nicht so wichtig. Menschen, die keine oder nur oberflächliche Bekanntschaften pflegen, leben sogar gefährlich. Denn sie haben ein doppelt so hohes Risiko, vorzeitig zu sterben – ein Risiko, das sogar größer ist als das Rauchen von 20 Zigaretten pro Tag. So gesehen ist ein Freund, ein guter Freund (oder eine gute Freundin) wirklich das Beste, was es gibt auf der Welt.

Tina Adomako

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen

„Was nicht erlaubt ist: Druck ausüben“
Teil 1: Interview – Autor Sebastian Schoepp über Freundschaften

Ankommen zu zweit
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein Start with a Friend knüpft Kontakte für die Einwanderungsgesellschaft

Von leisen Küssen zu lauten Fehltritten
Teil 2: Leitartikel – Offene Beziehungen: Freiheit oder Flucht vor der Monogamie?

„Bin ich eifersüchtig oder eher neidisch?“
Teil 2: Interview – Paarberaterin Sonja Jüngling über sexuelle Kontakte außerhalb einer Paarbeziehung

Nach dem Vertrauensbruch
Teil 2: Lokale Initiativen – Therapeuten-Netzwerk besserlieben berät auch zu offenen Beziehungen

Pippis Leserinnen
Teil 3: Leitartikel – Zum Gerangel um moderne Lebensgemeinschaften

„Mit dem ersten Kind nimmt die Ungleichheit zu“
Teil 3: Interview – Soziologe Kai-Olaf Maiwald über Ehe, Familie und Geschlechterverhältnisse

Einander Zeit schenken
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Nachbarschaftsheim Wuppertal

Zurück in die Freiheit
Geringe Rückfallquote bei Strafgefangenen – Europa-Vorbild Norwegen

Nur die Lokomotive
Verloren zwischen Bett- und Lebensgeschichten – Glosse

Leitartikel

HINWEIS