Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
24 25 26 27 28 29 30
1 2 3 4 5 6 7

12.570 Beiträge zu
3.796 Filmen im Forum

Martin Weiler (l.) und Otis Benning von Start with a Friend
Foto: Anne Caroline Ernst

Ankommen zu zweit

28. Mai 2024

Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein Start with a Friend knüpft Kontakte für die Einwanderungsgesellschaft

Die Kernidee von Start with a Friend e.V. (übers. Beginn mit einem Freund; kurz: SwaF) liegt darin, Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen. Sowohl durch Tandems, also 1:1-Teams, als auch innerhalb der örtlichen Gemeinschaft schafft SwaF Begegnungsräume für Menschen, die neu in Deutschland sind oder bereits länger hier leben. Gegründet im Jahr 2014 in Berlin ist SwaF mittlerweile an zahlreichen Standorten vertreten, seit 2016 auch in Köln. 

Integrative Tandem-Angebote sind nicht neu, wohl aber die Umsetzung des Vereins: „Ein Punkt, der SwaF sehr besonders macht, ist, dass wir hierarchielos arbeiten, dass wir versuchen, die Leute auf Augenhöhe zusammenzubringen“, erklärt Martin Weiler, der bereits seit fünf Jahren ehrenamtlich im Verein arbeitet. Ähnlichen Hilfsangebote hätten durchweg ihre Berechtigung, gingen jedoch davon aus, dass es auf Seiten der Neuankömmlinge Defizite gebe, die zu beheben seien, fügt er hinzu. SwaF hingegen setze auf Fähigkeiten und Interessen der Beteiligten, also darauf, was sie mitbringen und weiter verfolgen wollen. Darüber hinaus bekommt jedes Tandem eine vermittelnde Person als Ansprechpartner zur Seite gestellt, die bei Fragen weiterhilft oder dabei gemeinsame Aktionen ins Rollen zu bringen.

Integration ohne Hierarchie

SwaF legt den Grundstein für soziale Kontakte nach folgendem Konzept: Der Besuch eines allgemeinen Infoabends ermöglicht, den Verein und seine Umgangsregeln kennenzulernen. Wer interessiert ist, kann sich dann für den Vermittlungsprozess registrieren lassen. Anhand von Angaben wie zu Alter, Wohnort, Hobbies oder Erwartungen tauschen sich die SwaF-Vermittler:innen über die Neuzugänge aus, um passende Tandems zu bilden. Bei einer für stimmig befundenen Konstellation erhalten beide Personen eine Beschreibung der jeweils anderen; erst bei beidseitiger Zustimmung folgen die Kontaktdaten für das Kennenlernen.

Neben privaten Verabredungen, die jedes Tandem individuell organisieren kann, finden zudem regelmäßig gemeinschaftliche Veranstaltungen statt. Mit durchschnittlich vierzehn Veranstaltungen im Monat, von Abendspaziergängen durch Köln über gemeinsames Grillen bis hin zu Sportangeboten, hat der Verein den Anspruch, ein großes Interessenspektrum abzudecken: „Es ist eine stetige Herausforderung, wenn man für alle Leute attraktiv sein will“, gibt Otis Benning zu bedenken, der ehrenamtlich im Vorstand aktiv ist. Bei vielen Programmpunkten kooperiert SwaF mit anderen lokalen Initiativen, etwa bei den Kochabenden, die mit der Antoniterkirche in der Schildergasse umgesetzt werden. Es sei nicht sinnvoll „nur im eigenen Saft zu schwimmen“, wie Martin Weiler es ausdrückt, da andere Angebote keine Konkurrenz seien, sondern vielmehr eine Ergänzung. 

Politisch relevant

Fördergelder, die unter anderem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Verfügung stellt, ermöglichen die Arbeit des Vereins, ebenso Spenden von Privatpersonen und teilweise auch Unternehmen. SwaF verlange in der Regel keine Eintrittsgelder bei den Veranstaltungen, unterstreicht Benning: „Die Prämisse ist, kostenlose Angebote zu machen“. Neben dem Spaßfaktor steht bei diesen Angeboten insbesondere ihre politische Relevanz im Fokus: „Man braucht die konkreten Begegnungen mit anderen Menschen – wie auch immer sich anders dann definiert“, resümiert Weiler. „Insofern ist der Verein an sich ja schon ein politisches Statement“.

Anne Caroline Ernst

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

The Bikeriders

Lesen Sie dazu auch:

Wahlverwandt
Intro – Beziehungsweisen

Durch dick und dünn
Teil 1: Leitartikel – Warum zum guten Leben gute Freunde gehören

„Was nicht erlaubt ist: Druck ausüben“
Teil 1: Interview – Autor Sebastian Schoepp über Freundschaften

Von leisen Küssen zu lauten Fehltritten
Teil 2: Leitartikel – Offene Beziehungen: Freiheit oder Flucht vor der Monogamie?

„Bin ich eifersüchtig oder eher neidisch?“
Teil 2: Interview – Paarberaterin Sonja Jüngling über sexuelle Kontakte außerhalb einer Paarbeziehung

Nach dem Vertrauensbruch
Teil 2: Lokale Initiativen – Therapeuten-Netzwerk besserlieben berät auch zu offenen Beziehungen

Pippis Leserinnen
Teil 3: Leitartikel – Zum Gerangel um moderne Lebensgemeinschaften

„Mit dem ersten Kind nimmt die Ungleichheit zu“
Teil 3: Interview – Soziologe Kai-Olaf Maiwald über Ehe, Familie und Geschlechterverhältnisse

Einander Zeit schenken
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Nachbarschaftsheim Wuppertal

Zurück in die Freiheit
Geringe Rückfallquote bei Strafgefangenen – Europa-Vorbild Norwegen

Nur die Lokomotive
Verloren zwischen Bett- und Lebensgeschichten – Glosse

Lokale Initiativen

Hier erscheint die Aufforderung!