FRAGEN DER ZEIT – Zukunft JETZT
POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet
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Schmerzbetrug / Medikamentenmissbrauch
Intro (Link zur Langfassung)
Wachstumsmarkt Schmerz? Bis zu 1,9 Millionen Menschen in Deutschland gelten als abhängig von Medikamenten, nicht zuletzt von Schmerzmitteln; eine Abhängigkeit, die sich auch in einer ärztlich begleiteten Therapie entwickeln kann. Nicht zuletzt ein aggressives Marketing der Medikamentenfirmen wird für den Anstieg der Verschreibungen verantwortlich gemacht. Doch daraus folgen keine grundsätzlichen Argumente gegen medikamentöse Schmerzlinderung. Im Gegenteil ist unzähligen Schmerzpatient:innen nur mit solch hochsensiblen Medikamenten zu helfen, ein lebenswertes Leben erst zu ermöglichen. Richtig ist aber auch, dass vielen Wehwehchen weniger durch Pillen und Tropfen beizukommen ist, sondern vielmehr durch einen Lebenswandel, der die eigenen Bedürfnisse ernst nimmt, körperliche, seelische und geistige. Wie gehen Mediziner:innen, wie gehen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit diesen Gegensätzen um?
Schmerzbetrug / Medikamentenmissbrauch
Teil 1: Vom Arzt zur Sucht
Laut Expert:innen galt Deutschland lange als Entwicklungsland in Sachen Schmerztherapie. Entsprechend begrüßen sie die mittlerweile große Auswahl an Medikamenten, mit denen Schmerz- und Krebspatient:innen entscheidend geholfen werden kann. Trotzdem bereiten Falsch-Verschreibungen Probleme. Viel hilft viel, scheine die Devise zu sein. Drängen auch Patient:innen selbst mehr, statt sich zu fragen: Was kann ich für meine Gesundheit tun, durch Bewegung, bessere Ernährung, ausreichend Schlaf?
Schmerzbetrug / Medikamentenmissbrauch
Teil 2: Hilft die Natur?
Rein pflanzlich, naturheilkundlich und alternativ bedeutet nicht harmlos, schonend und selbstheilungskräftigend. Auch naturheilkundliche Mittel enthalten (medizinisch nachweisbare) Wirkstoffe, und es sind riskante Nebenwirkungen möglich. Ist es Zeit, die Opposition biochemischer 'harter' und naturheilkundlicher 'sanfter' Mittel zu überwinden und stattdessen das Kriterium der Evidenz heranzuziehen? Und scheitern nicht auch zahlreiche konventionelle Mittel am Evidenztest?
Schmerzbetrug / Medikamentenmissbrauch
Teil 3: Vom Rausch in den Wahnsinn
Was stark wirkt, lässt sich leicht missbrauchen, und Schwächeres entfaltet kombiniert extreme Wirkung: Die Einnahme eines frei verkäuflichen Durchfall- und eines Krampfmedikaments ist bei Konsument:innen für eine Opiate übertreffende Rauschwirkung beliebt. Es kann nicht darum gehen, Menschen jeden Rausch zu verweigern. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Markt-Freigabe der betreffenden Substanzen mit der gebotenen Strenge erfolgt und wie auf systematischen Missbrauch reagiert wird.
Schmerzbetrug / Medikamentenmissbrauch
Teil 4: Europa gestalten - Vorbild Portugal
Schon 2001 entkriminalisierte Portugal den Besitz und Konsum von Drogen – und ist damit europäischer Vorreiter. Wer im Besitz von wenigen Gramm Drogen erwischt wird, begeht eine Ordnungswidrigkeit keine Straftat. Statt auf Strafen setzt Portugal auf sozialmedizinische Hilfe und Prävention. Fast 20 Jahre später zeigen Statistiken, dass der Drogenkonsum zurückgegangen ist – besonders bei Jugendlichen. Lässt sich vielleicht auch Deutschland überzeugen?
Schmerzbetrug / Medikamentenmissbrauch
Teil 5: Glosse – Aus Sicht des Betroffenen
Weil das Schmerzmittel so günstig daher kommt, schluckt das kapitalistische Uscherle direkt jeden Tag 53 der Dinger. Kann ja nicht schaden auch schon mal Schmerzen vorzubeugen, die es noch gar nicht hat. Aber dann fängt der Bauch doch an wehzutun. Die Pillen haben nicht ausgereicht, denkt es sich und rennt nochmal zur Apotheke. Zur Sicherheit nimmt es auch schon mal Vitamin D mit um Sonnenmangel vorzubeugen. Jetzt sollte es ganz schnell gesund werden, oder nicht?
Ihre choices-Redaktion
Oh weh!
Intro – Schmerzbetrug
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Die Drogenhilfeeinrichtung Kick in Dortmund bietet Betreuung und Konsumräume – Teil 2: Lokale Initiativen
Heillos
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„Naturmedikamente sind nicht harmlos“
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Das Blaue Kreuz Wuppertal zeigt Wege aus der Sucht – Teil 3: Lokale Initiativen
Drogenkranke nicht mehr kriminalisiert
25 Gramm Cannabis pro Person sind seit 2001 eine Ordnungswidrigkeit – Europa-Vorbild: Portugal
Aus Sicht des Betroffenen
Was kein Schmerz aushält – Glosse