Es gibt 266 Beiträge von Matt513
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21.04.2013
Der Teufel im Detail ist der Schlüssel zum Gelingen dieses sehr raffiniert ausgetüftelten Kammerspiels. Hitchcock weicht vom sonst bekannten Schema ab. Anstelle lange auf die Folter gespannt zu werden, ist man nach 20 Minuten komplett eingeweiht, wie auf einer Landkarte hat man alles im Blick. Ein böser Strippenzieher läßt seine Mitmenschen wie an Schnüren tanzen. Ist das spannend? Ja, sehr. Der Reiz besteht darin, daß der Zuschauer insgeheim annimmt, daß das Gute doch eigentlich obsiegen sollte, das gesponnene Netz jedoch dicht und stabil ist. Innerhalb von 106 Minuten muß ein Weg hindurch gefunden sein. Dabei ist fast jedes Mittel recht ;).
Eine Bemerkung noch zur weiblichen Hauptrolle: Zunächst mal ist diese in bester Hitchcock-Manier besetzt; die attraktive, zunächst integere Wasserstoffblonde wird in einen tiefen Zwiespalt hineingezogen und gerät so in eine emotionale Zwangslage. Bemerkenswert fand ich dann, wie das Verhältnis der wohlhabenden Margot zu ihrem Mann dargestellt wird. Obwohl eigentlich in einer starken Position, da sie für das finanzielle Auskommen der Ehe sorgt, läßt sie sich vorführen und allzu leicht manipulieren.
Man könnte dies dem Zeitgeschmack zurechnen. Aber da es so auffällig ist, wie unvorteilhaft Margot dargestellt wird, könnte es auch Ausdruck von Hitchcocks Verhältnis zu seinen Darstellerinnen sein, welches als häufig problematisch galt.
@Kinokeule: Die ?merkwürdigen? Kameraeinstellungen sind dem Umstand geschuldet, daß der Film als 3D-Produktion realisiert wurde, welche kurz nach Kinostart jedoch von einer vollwertigen 2D-Version abgelöst wurde.
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21.04.2013
Da ist die klimatische Duschszene selbst. Hitchcock ließ es sich nicht nehmen, diese eigenhändig mit dem Küchenmesser zu choreographieren, da sie ihm anfangs nicht drastisch genug erschien.
In dieser Szene wird dann nicht nur Marion auf ihrer Flucht verhackstückt, sondern tradierte Erzählstrukturen des Thrillers gleich mit zerschnipselt. Das Ende der vermeintlichen Hauptfigur nach nichtmals der Hälfte des Films, zudem respekt- und würdelos inszeniert - auf den Fliesen, nackt, mehr wie ein erlegtes Tier. Einem weiteren Protagonisten, von dessen Auftritt man -den besagten üblichen Erzählmustern folgend- erwartet hätte, er verschaffe dem Opfer nun Gerechtigkeit, geht es nicht besser. Am Ende Transsexualität und schierer Wahnsinn. Mutter ist die heimliche weibliche Hauptfigur des Films; ohne sie wären die Weichen anders gestellt.
Das damalige Publikum muß dies alles wie einen Urknall erlebt haben. Heute ist dieses Erlebnis (leider) kaum noch reproduzierbar. Erfreulich, diesen Klassiker im Kino erlebt zu haben, aber ich kann nach wie vor ruhig schlafen :).
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14.04.2013
Haben Sie den bitte parat für den Fall, daß Sie Besucher der vorhergehenden Vorstellung totschlagen müssen, weil diese beim Verlassen des Kinos im Begriff sind, die Schlußpointe auszuplaudern (habe so gerade noch das Schlimmste verhindern können). Ohne diese müßte man über den Film einen gänzlich anderen Review schreiben.
So aber verfolgt man atemlos eine sehr spannende Geschichte, die den Gegensatz Echt vs. Nicht-echt vielfach variiert, deren Hauptrolle mit Geoffrey Rush kaum besser besetzt sein könnte. Besondere Erwähnung verdient ferner die Musik von keinem geringeren als Ennio Morricone. Wunderbar. Als man -dies ein wenig bedauernd nach dem bis dahin sehr gelungenen Film- alles schon auf etwas Vorhersehbares zusteuern sieht, zündet der Film die letzte Stufe, und wie Mr. Oldman blickt man auf die losen Enden, wie sie sich ganz unerwartet zusammenfügen. Großes Kino, einzigartig.
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06.04.2013
Man weiß kaum, worüber man mehr gelacht hat - Pinbacks Zank mit dem ausserirdischen Hüpfgemüse, Rossinis Barbier von Sevilla in höchst beklemmender Lage, die erotisch-einschläfernde Stimme des Bordcomputers oder Doolittles methodologisches Zwiegespräch mit Bombe Nr. 20. Die haarsträubend dilettantischen Spezialeffekte sind das Sahnehäubchen auf diesem herrlichen Weltraum-Trash. Benson, Arizona - yeah!
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06.04.2013
Ein typisches Motiv Hitchcocks - der unscheinbare Normalbürger als Spielfigur in einem sinistren Plot, der ihn hier an die Grenzen seines rationalen Verstehens führt. Der durch Höhenangst gehandicapte Scotty besessen von der Jagd nach einem Phantom, woran die Frau (und mit ihr ihre Liebe für ihn) zerbricht, die diese Manie mitverschuldet hat.
Novaks und Stewarts Schauspielkünste tragen diesen Klassiker komplett. Wie in ihren Gesichtern die Emotionen widerstreiten, das ist einfach begeisternd. Die gespenstische Atmosphäre am Rande zum Übersinnlichen wird durch die schräge Musik verstärkt, die wie eine Drahtbürste die Nerven massiert.
Feinster Suspense von Meister Hitchcock, formatgerecht auf der großen Leinwand serviert, aufgrund geringen Andrangs zudem als OmU vorgeführt - mehr ging fast nicht.
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06.04.2013
trotzdem ich den Anfang dieses Films gesehen habe (vielen Dank für diesen unsterblichen Hinweis ;)), wollte er sich mir nicht richtig erschließen.
Der Zusammenschnitt im Trailer vermittelt ein verkehrtes Bild. Der Rhythmus ist gemächlicher. Eine britische Landpartie. Der Film hat hier seine angenehmen Momente; der Lake District im Morgennebel, die schroffe Natur, die kleinen, liebevoll gepflegten Sehenswürdigkeiten.
Eine Schwäche des Films ist dann sein schwindendes Format. Den ersten Toten konnte man mit zugedrücktem Auge ja noch halbwegs rechtfertigen. Danach reicht ein herrisches Wort, dann eigene Intoleranz, am Ende reiner Trotz. Gut, 'kann man einen Film von machen, aber bitte, selbst von einer ‚schwarzen britischen Komödie‘ hätte ich mir irgendwas von Sinn oder Moral erwartet, um das Sterben zu rechtfertigen. Weil im Prinzip verhalten sich die beiden nicht besser als Urzeitmenschen. Da ist dieser ikonische Moment, in dem Chris triumphierend die Arme in die Luft wirft wie der Affenmensch in Kubricks 2001, nachdem jener das Werkzeug des Todes gebrauchen gelernt hat, mit dem er den Fortbestand des eigenen Stammes sichern wird. Töten um selbst zu überleben; ist es das, worum's hier geht? Und wenn ja, dann wirklich notwendig in einer zivilisierten Gesellschaft? Fühlt Chris sich bedroht? Warum? Fragen über Fragen. Indes eine Betrachtung der verkürzten CO2-Bilanz jedes Toten, gepaart mit der Hypothese, ob Mord ‚grün‘ sei – yes, das hatte das Zeug zum Klassiker :).
Zu Chris und Tina: Ihr absonderliches Verhalten verbindet sie bis zur sexuellen Stimulanz. Dieser irrwitzige Blick, den sie bisweilen tauschen; das hat was von Bonnie and Clyde. Jedoch bleiben beide Charaktere im Film zu unterentwickelt, als daß völlig klar wäre, warum sie sich ausgerechnet so verhalten. Was vielleicht auch den in Film gezeigten begrenzten schauspielerischen Qualitäten beider Hauptdarsteller geschuldet ist. Kaum zu glauben, daß Lowe und Oram einen Teil der Ideen für diesen Film ausgerechnet beim Theater entwickelt haben.
Ich hatte mir mehr versprochen; immerhin bereits nach 5 Minuten eine seltsame Eingebung zu gehen. `Hätte ich ausleben sollen.
P.S.: Nach Ansicht des Trailers; wer den Film sehen mag, dem sei das OmU empfohlen.
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31.03.2013
Den muß man erstmal sacken lassen. Meine Güte. Keine leichte Unterhaltung für den lustigen Kinoabend.
Ein Film über die Abgründe der auf Toleranz, Respekt und Aufklärung gebürsteten Wohlstandsgesellschaft. Ein böser Gedanke reicht, um einen beliebten Menschen und guten Freund zum allerletzten Arsch zu machen, dem keiner mehr die Hand reicht. Ist der Verdacht erst einmal in der Welt, bedarf es der Mitwirkung dessen Verursachers gar nicht mehr. Den Rest übernimmt die verbohrte Phantastie der Erwachsenen, auch weil jene getreu dem Motto "es kann nicht sein, was nicht sein darf" eine andere Möglichkeit von vornherein gar nicht zulassen. So gewinnt das Verhängnis an Moment und die wollpullitragende Wir-haben-uns-alle-sowas-von-lieb-Gemeinschaft kehrt ihr unterstes nach oben. Nichts bleibt wie es war. Die Zeit heilt alle Wunden nicht. Fortan wird ein Albdruck auf der Aussicht über Wald, Felder und Wege lasten, kein freundlicher Blick mehr derselbe sein.
Ganz ausgezeichnet vorgetragen, dabei besonders zu erwähnen Mikkelsen als Lukas, Larsen als Klaras Vater Theo sowie viele Kinderrollen, bei denen neben der kleinen Annika Wedderkopp als Klara auch Lasse Fogelstrøm als Lukas' Sohn Marcus glänzt.
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31.03.2013
Kon-Tiki bietet großes Kinoformat mit atemberaubenden, sphärischen Bildern und ein paar Spannungsmomenten, bei denen man im wahrsten Sinne des Wortes die Beine in die Hand nimmt :)). Auch handwerklich, dabei besonders positiv zu erwähnen die sehr gelungene Tricktechnik, kann sich Kon-Tiki im Kreis großer Kinoproduktionen sehen lassen. Sehr sorgfältig gemacht. Auch an Land stimmt die Illusion bis ins Detail. Sympathische, sehr authentische Darsteller. Niedlich, wie die Crew -zeitgenössisch korrekt- in schicken Zweireihern an Bord ihres Urzeitflosses vom vollbesetzten Pier in Peru ablegt. Al Capone sticht in See :).
Kleinere Abstriche entstehen allenfalls durch den für mich etwas stereotyp geratenen Beginn sowie die Schilderung des Zusammenlebens an Bord, die mehr Tiefgang hätte besitzen dürfen. Einige der Crewmitglieder lernten sich erst kurz vor der Tour kennen; da waren Konflikte an Bord vorprogrammiert. Dies wird angedeutet, aber nicht voll entwickelt. Weiß man nicht mehr aus Heyerdahls Nachlaß oder wollte man den epischen Grundton des Films nicht belasten? Wie auch immer; hat Spaß gemacht, den zu gucken.
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24.03.2013
Ayrton Sennas Geschichte, von den Anfängen im Gokart ins F1-Cockpit. Der Reifeprozeß vom ungestümen Heißsporn zum Champion. Die Ära mit Prost bei McLaren, die mit einem demonstrativen Handshake vor laufenden Kameras begann und in offener Feindschaft auf dem Asphalt und vor den Mikrophonen endete. Die Intrigen Prosts. Der Wechsel zu Williams. Im Rückspiegel der Tod, jederzeit.
So lange ist das schon her und so relativ sicher ist der technische Standard heute, daß man sich ins Gedächtnis rufen muß, mit welcher bisweilen tödlichen Gefahr die Formel Eins bis Mitte der 90er Jahre konfrontiert war. Etliche Unfälle, bei denen Rennautos wie Porzellan zerplatzen, illustrieren dies im Film. Erst nach Sennas frühem Tod an jenem verhängnisvollen Wochenende (neben ihm starb noch der Österreicher Ratzenberger beim Training) wurde die Sicherheit entscheidend verbessert.
Das reichte aber nicht aus, um den Mythos Senna vollständig zu beschreiben, gerade in seiner Heimat. Seinen Landsleuten bedeutete er Hoffnung auf ein besseres Leben, etwas Glück und Ablenkung von einer erbärmlichen, aussichtslosen Realität. Der brasilianischen Seele wuchsen Flügel mit jedem Sieg ihres Idols. Sein Begräbnis - ein Staatsakt.
Das alles ist in Senna zu sehen. Ach ja, und daß Prost als Fahrer nicht eben ein Sportsmann war, vom damaligen Präsidenten der FIA zudem protegiert, der selbst Franzose war.
Senna ist ein ausgesprochen zeitgenössischer Film. Das verwendete Filmmaterial ist ausnahmslos aus jenen Jahren; es gibt z.B. kein Interview mit Zeitzeugen im Hier und Jetzt. Fürwahr, es gibt neuere Dokumentarfilme über den Motorsport, die aufgrund des Standes der Technik spektakulärer, brillanter gemacht sind (z.B. die hervorragende Doku TT 3D – Closer to the Edge). Aber dieser Film hier hat eben seinen legendären Protagonisten; jenen freundlichen, etwas introvertiert wirkenden Menschen, der nicht zuletzt deshalb zur national verehrten Lichtgestalt aufstieg, weil er bei allem Erfolg nie seine Herkunft leugnete. Und der beruflich wie privat für den Kick der Geschwindigkeit lebte. Immer.
Nach Ratzenbergers Tod herrschte schiere Depression im Fahrerlager. Auf die Frage seines Freundes, des Rennarztes Sid Watkins, ob sie nicht einfach aufhören und angeln gehen sollten, sagte Senna: "Sid, ich kann nicht aufhören."
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19.03.2013
Auch wenn es diese Woche 'nur' die restaurierte Fassung war (die auf der großen Leinwand 'trotzdem' grandioses Kinoerlebnis bot) - allen die ihn jemals sahen, bleibt dieser Film unvergeßlich im Gedächtnis haften.
Die Geschichte des sonderlichen Idealisten im arabischen Wüstensand, der -eingekeilt zwischen Militärdoktrin und Außenpolitik des britischen Empires- Menschen gewinnt und Unglaubliches vollbringt, aber letztlich an der Erkenntnis zerbricht, daß die Welt eben nicht immer seinen Vorstellungen entspricht - das ist vielen bekannt.
Aber Leans Handschrift, die Regie, der entspannte Rhythmus, die Choreographie der Massenszenen, die hypnotisierenden Wüstenansichten sowie die unsterbliche Musik, kurzum dieses nicht reproduzierbare Flair des großen klassischen Erzählkinos, das heutigen Filmen fast komplett abgeht - das alles zusammen machte den Abend vollends magisch. Sehr erfreulich, daß die Gelegenheit gegeben war.
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