
Beerland
D 2013, Laufzeit: 85 Min., FSK 12
Regie: Matt Sweetwood
>> www.beerland.de/www.beerland.de/Prost!.html
Na denn Prost!
Matt513 (271), 23.06.2013
Man muß sich fragen, was Sweetwood 10 Jahre lang in Deutschland so getrieben hat, wenn er des Deutschen Sozialverhalten ausgerechnet über das Biertrinken erklären will.
Daß man sich beim Bier näher kommt, nun das dürfte wohl in vielen Ländern so sein, nicht bloß bei uns. Gehe ich z.B. in den USA oder in England in einen Pub, was trinken die Leute da? Genau, erraten: Bier. Was ist also daran so besonders, wenn wir das tun? Und warum hat Sweetwood eigentlich ausgerechnet Deutschland als Beerland auserkoren? Deutsches Bier ist klasse, keine Frage. Aber für mich wäre Tschechien oder Belgien mindestens genauso ‚Beerland‘; dort hat's nämlich ebenso eine herrliche Bierkultur. Weiß er vielleicht gar nicht, was das ist, Tschechien oder Belgien? Genauso wie –Sweetwood im Interview- viele seiner Landsleute mutmaßlich nicht wissen, wo Berlin liegt, immerhin ja die Hauptstadt eines Verbündeten?
Sweetwood staunt über die deutsche Bierkultur. Über die Deutschen, die Bier schon seit fast 500 Jahren nach dem Reinheitsgebot brauen, ohne dies infrage zu stellen. Er stellt fest: Verrückt, daß es in Deutschland so viele Traditionen, Eigenarten und Biere gibt, obwohl es kleiner als Texas ist (als ob Größe und Vielfalt was miteinander zu tun hätten, aber na ja, unsere lieben amerikanischen Freunde halt). Ja, könnte denn das Festhalten am Reinheitsgebot nicht gerade eine der Stärken deutscher Bierkultur sein, eben weil es für die gleichbleibend hohe Qualität eines guten Produktes sorgt? Und NB: Dieses gegen Verwässerung durch Fremdeinflüsse schützt? Anstelle daß man zuläßt, daß jeder sein eigenes Süppchen unter die Leute bringt, so wie in Ländern wie, sagen wir mal, den USA üblich? Bis da Sachen bei rauskommen, die mit dem ursprünglichen Produkt kaum noch was zu tun haben? Oder daß es für eine sog. Bierkultur verheerend ist, wenn in anderen Ländern wie, sagen wir mal, den USA im Laufe der Jahrzehnte kleine lokale Brauereien von drei, vier großen Getränkekonzernen geschluckt bzw. aus dem Markt gedrängt werden; ein Vorgang, gegen den es bei uns das Kartellrecht gibt? Und man sich dann nicht wundern darf, wenn am Schluß der Markt von drei, vier großen Marken beherrscht wird, die alle gleich (fad) schmecken?
Denke ich an deutsche Bierkultur, fallen mir wunderbar relaxte Plätze überall in diesem Lande ein, wo man hervorragendes Bier im Kreise seiner Lieben trinkt. Klischees wie sie dieser Film aufruft, Lederhosen, Dirndl und Gamsbart, Komasaufen im Bierzelt, männerbündische Vereinsmeierei, im Gleichschritt marsch fallen mir da gar nicht ein. Aber nach 10 Jahren in Deutschland denkt Sweetwood immer noch an sowas?
Fazit: Es ehrt Sweetwood, uns bzw. unsere Bierkultur erklären zu wollen. Nur an der Umsetzung hapert‘s. Leider nämlich bleibt er an der Oberfläche hängen. Es wäre schön gewesen, mal etwas anderes als die ewig gleichen Klischees vorgeführt zu bekommen; der Deutsche als liebenswert-bräsiger, bierseliger Vollhonk. Uns Deutsche über das Biertrinken erklären zu wollen, ist ungefähr so, wie US-Amerikaner über den Gebrauch von Schußwaffen. Das deckt nämlich beides nur einen geringen Teil ab und bemüht überdies wüste Vorurteile.

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