Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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21.04.2008
Wenn Du in Hamburg im falschen Bezirk aufwächst, hast Du es nicht leicht. Das ist nicht anders als in Restdeutschland. "Fleisch ist mein Gemüse" bietet aber noch viel mehr Identifikationspotenzial: Ja, so sahen sie aus, die 80-er Jahre auf dem Land und am Rand der Städte. Genau so.
Obwohl ich nichts gegen Tragikomödien einzuwenden habe, hätte ich mir in diesem Film eine eindeutigere Zuordnung zum Komödien-Genre gewünscht. Irgendwie ist "Fleisch" witzig, aber doch eben nicht genug. Etwas bemüht wirkt's hier und da. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie das Ganze ohne Andreas Schmidt als "Gurki" ausgesehen hätte. Seine Szenen sind grandios, Spielfreude pur.
www.schael-sick-show.de
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21.04.2008
Auch wenn das, was ich vor einigen Monaten vorab sehen durfte, noch nicht die endgültige Version war (vor allem am Ton war noch zu feilen), so war doch schon abzusehen, dass "Lauf um Dein Leben" insgesamt eher mittelprächtig gelungen ist.
Das Nachbildenwollen der 80-er Jahre ist fehl geschlagen. Was nicht ganz so tragisch ist, da die Geschichte genauso gut im Hier und Jetzt spielen könnte.
In der Hauptsache steht und fällt ein Film wie dieser mit dem Hauptdarsteller. Denn ich muss ihm den Junkie wie den Ironman gleichermaßen abnehmen. Ich tue aber weder das eine noch das andere. Das größte Manko ist: Man fiebert einfach nicht mit ihm, das Schicksal lässt einen relativ unberührt. Und das liegt an der Leistung von Max Riemelt, der zwar ein ums andere Mal für tolle Kino-Rollen besetzt wird, aber als Schauspieler genauso überfordert wie überschätzt ist. Ich finde ihn schlicht langweilig.
Welch eine Offenbarung ist dagegen Robert Gwisdek als "Motte"! Glaubwürdig in jeder Szene.
Und noch eine positive Überraschung hält der Film bereit: Axel Stein. Mal nicht als Comedy-Proll, sondern in einer ernsten Rolle zu sehen. Und das noch dazu recht respektabel.
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05.04.2008
"Sympathisch und leichtfüßig" käme diese Komödie daher, darf ich in Kritiken lesen. Und überhaupt viel Lob.
"Vorhersehbar und weichgespült" träfe es wohl eher.
Dabei ist die Grundidee eines Films über das allgegenwärtige Thema Outsourcing sehr schön und der Zusammenprall zweier unterschiedlicher Kulturen wie der amerikanischen und der indischen birgt immer wieder Potenzial.
Ich weiß gar nicht, was ich an "Outsourced" am meisten schade finde: Das reißblattgemäße Abarbeiten aller Indien-Klischees ist noch ok, aber die in jedem einzelnen Punkt vorhersehbare Handlung, die Tatsache, dass der Film versöhnlich (und stellenweise unglaubwürdig) bis zum verdienten Heiligenschein niemandem weh tut, ist schon ärgerlich. Hätte er einen besseren Hauptdarsteller gehabt, wäre einiges wett gemacht worden. Aber Josh Hamilton ist so ziemlich das langweiligste Gesicht, das ich in letzter Zeit auf der Leinwand sehen musste.
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24.03.2008
Das wollten wir doch schon immer wissen: Wer ist der größte Affe im Wald? Und warum sind die Dinos ausgestorben? King Kong hat sie umgebracht.
Erstaunlich: Man kann bildungsgemäß erst mal schön zwei Stunden arte schauen und dann umschalten und hat doch noch nichts Wesentliches bei "King Kong" verpasst. Man gerät im Gegenteil mitten rein in endlose Inselmetzelszenen mit teils hoher Ekelquote.
Aber dann, endlich: Die New-York-Szenen ... großartig. Wie König Kong den Broadway kurz mal neu sortiert, das hat was. Und Frau Watts gibt ihrem Affen im Sommerkleidchen mitten im Winter hoch oben auf dem Empire State Building ordentlich Zucker.
www.kalk-kultur.de
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18.03.2008
Rund die Hälfte des Films blickt der Zuschauer durch das linke Auge des Ich-Erzählers Jean-Dominique Bauby. Und das verursacht wahrlich körperliche Schmerzen, zumindest mir. Mal abgesehen von dem klaustrophobischen Gefühl, das die Geschichte eines Locked-in-Patienten aus Krankensicht hervorruft.
Ein ganz und gar ungewöhnlicher und großartiger Film, der trotz aller Tragik nicht einer gewissen Komik entbehrt. Ich hätte gern mehr über das Leben des ELLE-Chefredakteurs Bauby vor dem Schlaganfall erfahren. Aber auch so sind die 112 Minuten unbedingt sehenswert.
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14.03.2008
Wie so viele andere Filme macht sich "Michael Clayton" über eine allzu große Strecke künstlich dadurch interessant, dass er nicht chronologisch erzählt. Trotzdem: Sehr sehenswerter, gut gemachter, gut gespielter Wirtschaftskrimi.
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09.03.2008
Und ein Prosit auf die Meinungsfreiheit. Ein faszinierend erschreckender Film über Meinungen und Mechanismen. Letztlich außerhalb der Bush-treuen konservativen Regionen der USA ein viel besseres PR-Instrument für die drei Musikerinnen als es der ursprünglich geplante Film (die Ereignisse, die der Film nun über drei Jahre beschreibt, waren nicht abzusehen) je gewesen wäre.
Was mich etwas überraschte: Die alles Übel auslösende Äußerung Nathalie Maines' war noch nicht mal ein politisches Statement, sondern im Eifer des Gefechts unüberlegt dahin gesagt.
Wie aus bis dato unpolitischen All American Girls erst durch Hetzkampagnen der US-Presse, des Fernsehens und durch den Radio-Boykott erwachsende Frauen, die sich nicht scheuen, ihre Meinung zu sagen, werden, zeigt der Film.
Eine Kritik schrieb treffend: "Der Film fühlt mit, ohne aufdringlich betroffen zu werden."
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05.03.2008
So ähnlich wie kinokoller ging's mir auch. Überwiegend Desinteresse, nur wenige erhellende und noch weniger erheiternde Szenen. Und eingeschlafen bin auch ich zwischendurch. Das wäre vielleicht in fittem Zustand nicht passiert. Wahrscheinlicher ist aber, dass es trotzdem passiert wäre.
Da traf es sich gut, dass nach unserer Vorführung gestern die Bob-Dylan-Gedächtnisfrisur Wolfgang Niedecken und Filmemacher Theo Roos Erklärendes, Analysierendes und Anekdotisches parat hatten.
Trotzdem: Nichts für mich, der Film. Spaß machen kann das nur demjenigen, der das komplette und unfassbar umfangreiche OEuvre Dylans, seine Geschichte und sämtliche Mythen und Legenden auf dem Schirm hat. Zu spät Geborene und Uneingeweihte: Finger weg!
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02.03.2008
Ab Mitte der 80-er Jahre mussten vermutlich fast alle deutschen Schüler im Unterricht "Die Welle" lesen. Und vielleicht durften sie auch den dazugehörigen US-amerikanischen TV-Film sehen.
Nun also kommt ein deutscher Film über die letztlich universellen Themen in die Kinos. Und der startet das Experiment mit der Frage, ob Faschismus heute, in unserer ach so aufgeklärten Zeit, wieder möglich wäre. Die Schüler sind natürlich der Meinung, dass das nicht mehr geht, während ihnen ihr Lieblingslehrer im Verlauf der Projektwoche das Gegenteil beweist.
Zunächst aber beginnt "Die Welle" anno 2008 mit einem extrem auf cool gemachten Vorspann und einem furchtbar gegen den Strich gebürsteten Lehrer namens Rainer Wenger, gespielt von Jürgen Vogel. Der aber sowas von einer Coolen Sau ist, dass es nur so kracht. Und ich verdrehe im Dunkel des Kino-Saales die Augen ob der platten Anbiederung der Filmemacher an das da kommen sollende junge Publikum.
Doch zu früh gestöhnt: Dennis Gansel (Regie und Drehbuch) und Peter Thorwarth (Drehbuch) haben die Rolle des Lehrers zwar auf Jürgen Vogel maßgeschneidert und liefern die erklärende Wenger'sche Biografie im Film gleich nach, doch machen sie damit auch deutlich, warum sich die Schüler so für diesen etwas unkonventionellen Lehrer begeistern können.
Ansonsten wurde der Stoff eingedeutscht (aus der Basketballmannschaft wird die Wasserballmannschaft der Schule, aus dem Experiment eine Projektwoche) und auf den Stand des neuen Jahrtausends gebracht, wo Schüler Grafftis malen, Homepages basteln, chatten und bei YoutubeMySpace aktiv sind. Es wurde peinlich genau darauf geachtet, die Geschichte keiner bestimmten Stadt oder Region zuordnen zu können. Eine normale Kleinstadt mit einem normalen Gymnasium mit normalen Schülern sollte es sein. Eine Schule, wie sie überall in Deutschland stehen könnte.
Für die Schüler-Rollen wurde alles zusammengecastet, was beachtliche Film- und Fernseherfahrung hat und unter 30 ist. Dabei sind u.a. Christina Do Rego ("Besser als Schule"), der immer leicht schläfrig wirkende Max Riemelt (der in diesem Jahr in mindestens drei Kinohauptrollen zu sehen sein wird), Jennifer Ulrich ("Elementarteilchen") und Elyas M'Barek ("Türkisch für Anfänger"). Alle Rollen sind trotz des eigentlich zu hohen Alters für eine Oberstufenklasse überzeugend dargestellt.
"Welle"-Produzent Christian Becker, Regisseur Gansel und Drehbuchautor Thorwarth haben zusammen an der Münchner Filmhochschule studiert und sind seither befreundet. Während sich Gansel schon mit "Napola" (ebenfalls mit Max Riemelt) tief ins Nationalsozialismus-Thema kniete, war Thorwarth bislang eher für heitere Ruhrgebietsstoffe wie "Bang Boom Band" und "Was nicht passt, wird passend gemacht" bekannt. Mit "Die Welle" haben sie nicht nur einen Film geschaffen, den die nächsten Schüler-Generationen im Unterricht anschauen werden müssen (und die sich dann über altmodische Handys und Computer und unmoderne Klamotten amüsieren), sondern beachtlich gut gemachtes Kino. Die Geschichte trägt und funktioniert, sie ist sehr gut umgesetzt und ? was ganz wichtig ist ? nachvollziehbar. So nachvollziehbar, dass sogar das gegenüber der Vorlage veränderte Ende möglich erscheint.
Das Lehrstück über Gruppendynamik und Gruppenzwang, über Identitätssuche und das Bedürfnis besonders der Jugendlichen, zu einer Gemeinschaft zu gehören und akzeptiert zu werden, ist kein belehrender Film. Er kommt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Es ist die Aufzeichnung eines so ähnlich tatsächlich abgelaufenen pädagogischen Experiments. Und wer sich über die Rasanz der Ereignisse wundert: Ron Jones' Projekt lief nur fünf Tage, bis er es selbst ? erschrocken über die Ausmaße ? abgebrochen hat.
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02.03.2008
Bemerkenswert ist "Yella" schon deshalb, weil ich mich jetzt, ein halbes Jahr nachdem ich die Köln-Premiere besucht habe, doch noch aufraffe, ein paar Zeilen dazu zu schreiben.
Seinerzeit waren Nina Hoss, Hinnerk Schönemann und Christian Petzold im Kino erschienen und es war, wie es immer so ist: Premieren haben etwas Erheiterndes. Vor allem, wenn die am Film Beteiligten so gar nicht den Vorstellungen entsprechen, die man nach diversen Film- und Fernseharbeiten von ihnen gewinnen konnte oder musste. Da hat mich zum Beispiel Christian Petzold fasziniert: Wieso dreht dieser an und für sich witzige und eloquente Mensch bloß immer nur so verquaste langweilige Filme?
"Yella" zählt da sicher zu den besseren, atmosphärisch ist er gelungen. Aber am Ende blieb doch nur Enttäuschung. Die Schlusspointe, wenn man das mal platt und einfach so nennen darf, auf die in endlos scheinenden Sequenzen mit bleiernen Dialogen, entvölkerten Orten und missmutigen Gesichtern alles zulief, war nach wenigen Minuten klar. Das Dazwischen lässt mich fragen: Ja, und? Was sollte das jetzt? Das war ungefähr so spannend wie einer Bananenschale beim Verrotten zuzusehen und so deprimierend wie die Verfilmung meines Kontoauszugs.
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