Solino
Deutschland 2002, Laufzeit: 124 Min., FSK 12
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Barnaby Metschurat, Moritz Bleibtreu, Antonella Attili, Gigi Savoia, Patrycia Ziolkowska
Als Deutschland kulinarisches Enwicklungsland war
Colonia (683), 10.06.2004
Man stelle sich das umgekehrt vor: Ein Ruhrgebietler zieht 1964 mit seiner Familie nach Italien, eröffnet eine Gaststätte, nennt sie "Duisburg" und bruzzelt fortan dort die Spezialitäten seiner Heimat, vorzugsweise Currywurst.
"Solino" ist einfach ein schöner und in sich stimmiger Film, wenngleich er kein einziges Klischee auslässt und ständig irgendwer irgendwen beim Ficken erwischt.
Besonders lobenswert sind sämtliche Schauspieler und die sich in keiner Szene aufdrängende Musik. Große Leistung!
packend
Princess05 (271), 01.06.2004
ein einfach packender und mittreißender film, der ein bisschen was märchenhaftes in sich hat. das altbekannte thema familiendrama und emi bzw immigration sehr rührend inszeniert. Etwas ganz anderes! wenn auch nicht so spannend, ein sehr sehr guter deutscher film mit glamurösen schauspielern! super!
Wie im richtigen Leben...
Olli (82), 25.12.2002
Solino hat keine große Geschichte zum Inhalt. Es sei denn, man möchte die erste Pizzeria in Deutschland als eine solche bezeichnen. Nein, es geht eigentlich um das ganz normale Leben. Es wird geliebt und gelebt. Es gibt Eifersucht, Betrug, Vertrauen und Vertrauensbruch, die ganzen schönen Kleinigkeiten und Unzulänglichkeiten aus dem ganz normalen Leben. Obwohl wir diese Dinge täglich um uns haben, wird der Film nicht langweilig. Ich nahm beim Zuschauen innerlich Anteil an dem Schicksal der Figuren und hoffte und bangte ein wenig mit ihnen. Kann man empfehlen, auch wenn es kein Film zum Ablachen ist und auch nicht die Weltformel entwickelt wird, vielleicht ist er gerade deswegen einfach schön.
Melancholisch
Raspa (391), 14.12.2002
Whity hat schon Recht: Dieser Film müsste dramaturgisch gestrafft werden, er zerfasert teilweise zu sehr. Ich finde ihn dennoch ansehenswert, und zwar aus zwei Gründen: erstens weil ein eminent wichtiges Thema der westdeutschen Realität seit ca. 1960 endlich auch im Kino stattfindet ( und dies nicht im Stil des engagierten Fernsehspiels ). Ich hätte mir allerdings etwas mehr Witz und Humor und etwas weniger Melancholie gewünscht, ein wenig mehr Woody Allen-Touch vielleicht. Der zweite Grund: Ich finde die Darstellung des Brüder - Konflikts sehr eindringlich, etwas, das jeder mit Bruder aufgewachsene männliche Zuschauer sicher gut nachvollziehen kann.
Trotz einiger Schwächen ein ansehenswerter Film!
Märchen
crystjan (3), 13.11.2002
Ist es nicht schön, dass wir sogar in Deutschland noch Märchen erzählen können. Wenn der `Spiegel´ und andere Kritiker die Realität vermissen: es ist fiction - und so sollte Kino doch sein. Alles andere findet im TV sein Forum. Danke für den Hoffnungsschimmer, dass so etwas auch in unserem Land funktionieren kann!!!
Großes Kino aus Deutschland
otello7788 (554), 12.11.2002
Wer glaubt, der deutsche Film sei tot kann sich mit "Solino" eines Besseren belehren lassen. Großartige Bilder, wunderbare Ausstattung und vor allem überragende Schauspieler saugen einen förmlich in die Geschichte. Authentisch und sehr bewegend, nie kitschig, wird eine Geschichte von nebenan erzählt. Toll!
Ach ja: Unbedingt im Original mit Untertiteln ansehen!!!!
auf die Erwartungen kommt es an
lawyer (1), 09.11.2002
Kann ich mir als in Deutschland geborener die Situation vorstellen, welche Schwierigkeiten, Proben und Kämpfe eine italienische Familie mit sich und der Umwelt ausfechten muß, wenn es nach Deutschland umsiedeln muß? Wohl kaum. Hat es dieser Film geschafft, mich glaubwürdig auf eine solche Reise mitzunehmen?
Inhalt der Story:
Die ital. Familie Amato ist aufgrund der wirtschaftlichen Situation gezwungen, in den 60er Jahren nach Deutschland - genauer in das Ruhrgebiet (Duisburg) zu ziehen. Der Vater sieht eine neue Chance. Schnell merkt die Familie Amato, daß das "gelobte" Land, alles andere als das ist was es ist. Der Vater Romano Amato ist zu stolz zuzugeben, daß er sich geirrt hat, macht zusammen mit seiner starken Frau eines der ersten Restaurants auf; zunächst läuft es gut. Die Gäste kommen und fühlen sich wohl. Doch im Laufe der Zeit tun sich die ersten Brüche auf. Die beiden Brüder - gespielt von Barnaby Meschurat und Moritz Bleibtreu - haben aus unterschiedlichen Interessen - keinen Sinn für das Restaurant. Sie merken nicht oder kaum, daß sie damit den Stolz des Vaters verletzen. Sie haben ihre eigenen Interessen. Insbesondere Luigi interessiert sich für Photograhie und möchte Filme machen. Den ältere Bruder interessiert nichts oder genauer gesagt nur sich selbst. Nun es kommt wie es kommen mußte: der Bruch zwischen den Brüder, der Bruch zwsischen den Eltern und der Bruch zwischen Vater und Söhnen. Die Mutter (mit ihm Luigi) kehrt zurück nach Italien, nachdem sie von ihrer Leukämieerkrankung erfahren hat.
persönlicher Eindruck
Natürlich ist der Film zum Teil klischeehaft; es war von vornherein klar, daß es zum Bruch der Brüder kommen wird. Andererseits vermeidet der Film auch, das Leben der Familie zu genau zu beschreiben. Nur in wenigen Szenen wird deutlich, wie schwierig die Familiensituation ist. Die kann man dem Film als Schwäche auslegen. Wahrscheinlich muß man dies auch, wenn man erwartet hat, über einen Kinofilm einen Eindruck über das Leben von Emigranten zu erhalten. Denn insofern hat der Film wohl versagt. Andererseits wurde der Film in der Presse als Film über solche dargestellt. Daß dieses Thema nur wenige interessiert, habe ich gestern abend sehen können: ganz 10 (!) Zuschauer zählte das Kino. Hier wurde m.E. die Story zu sehr in eine Ecke gedrängt. Vielleicht lag es auch daran, daß der Film alle Bereiche innerhalb von 90 Minuten abdecken wollte (ein wenige Betrug hier, ein wenig Verrat da, hier noch eine Prise Liebe, da noch eine Stücken Sex, dann noch eine Schuß Romantik etc.)
Ich dagegen mochte den Film aufgrund seiner Geschichte und die zum Teil schönen Szenen.
P.S. Solino ist kleiner Ort in Puglia, zumindest in dem Film. Denn in der Realität existiert dieser Ort nicht.
Tiefgang in die falsche Richtung
mr. kurtzman (168), 09.11.2002
Erstmal bin ich froh, endlich einen Film über Emigration in Deutschland aus den sechziger Jahren gesehen zu haben. Für mich schon immer ein interessanter Stoff gewesen. Das Problem war wohl, wer wollte sowas sehen? Die Frage haben sich bestimmt auch die Filmproduzenten gestellt. Schade, dass selbst ein deutsch-türkischer Regisseur es nicht ganz geschafft hat mehr auf das Schicksal einer Emigrantenfamilie einzugehen, die auch in Deutschland über Jahrzehnte lebt und erzählen könnte, wie sie sich mehr oder weniger eingliedern. Man hat den Mittelpunkt der Geschichte mehr auf das Verhältnis der Kinder, bzw. der Brüder gesetzt. Um den Zuschauer klar zu machen, was es damals bedeutete aus seiner Heimat in ein fremdes Land auszuwandern, wurde die Story umgedreht. Einer der Brüder reist aus Verantwortung zu seiner kranken Mutter diesmal aus dem Deutschland aus, in dem er sein Leben anfing aufzubauen, so wie er glaubte glücklich zu sein. Leider konnte man nicht auf den platten Vergleich in der ach-so-lebensfrohen Heimat verzichten. Etwas schwarz-weiss fande ich auch das Temperament der Eltern, besonders der Mutter, der irgendwann doch natürlicher wurde. Es war teilweise zu beobachten, wie die Eltern ein Leben führten, dass häuptsächlich aus Geld, Arbeit und besonders der übertriebenen Verantwortung gegenüber den Kindern bestand, die aber längst in einer ganz anderen Welt waren. Die Konfrontation der beiden Generationen und die Erwartungen gegeneinander hätte ich gerne mehr gesehen, auch weil in ?Solino? die Familie (wegen Untreue des Vaters) schnell auseinandergeht, dass eigentlich sehr untypisch für Emigranten war. Die Arbeit, wie hier z.B. im Bergwerk, wurde auch nur kurz angerissen. Ich bewundere trotzdem Fatih Akin dafür, den Spagat geschafft zu haben zwischen Kinokompatibilität und einem Thema, dass nicht unbedingt massentauglich ist.
Mitreißend insziniert
Akai3000 (4), 05.11.2002
Fatih Akin hat es geschafft einen vielschichtigen Film über Liebe,Verrat und Heimattreue packend zu inszinieren.
Seine Darsteller,insbesondere der noch unbekannte Barnaby Metschurat,spielen glaubwürdig und mitreißend.
Ohne unötige Moral wird der Zuschauer mit den Problemen und inneren Konflikten der Figuren konfrontiert.
Nach dem humordurchtränkten Roadmovie "Im Juli",legte Akin einen weit aus ruigeren Film hin der sich viel Zeit lässt für die entfaltung der verschiedenen Geschichten,ohne dabei langatmig zu wirken.
Absolut sehenswert!
Ps:liebe prollos die mit mir in der Sneak Preview saßen: Bleibt bitte das nächste mal zuhause in Bergheim und schreit dort eure pubertären Probleme raus. Aber bitte nicht mehr im Kino! Danke!
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