Adam Butlers Projekt Hercules & Love Affair begeisterte bei ihrem letzten Gastspiel in Köln – der Saal tobte regelrecht in Anbetracht der Show des Schwul-Lesbisch-Transsexuellen Kollektivs und ihres musikalischen Tributs an die Subkultur von Disco bis House. Nach einem solchen Erfolg erscheint der diesjährige Veranstaltungsort zum Release ihres zweiten Albums „Blue Songs“ fast etwas klein.
Technoband? House-Konzert? Slagsmålsklubben machen Techno und House mit oldschooligen Computersounds und bespielen damit auch mal Klassische Konzerte. Bei ihrem Retrosound kommt am Ende immer mehr raus als ein amüsanter Gag – die Tracks sind richtig gut und Tanzlaune ist vorprogrammiert, wenn die sechs Schweden auf der Bühne stehen (3.2., 20 Uhr, Gebäude 9). Zusammen mit der Künstlerin Tauba Auerbach hat Cameron Mesirow eine Zwei-Personen-Orgel gebaut, die sogenannte Auerglass.
Ein neues Album von Gang of Four: Man bekommt unwillkürlich Angst, wenn große Helden an ihre Taten anschließen wollen. Die einflussreiche Post Punk-Legende macht mit „Content“ nicht viel falsch: Sie klingen nach Gang of Four, vielleicht nicht ganz so scharfkantig. Und doch hält sich die Relevanz in Grenzen. Es ist eben nicht mehr 1979, und was damals wichtig war, muss in einer Neuauflage nicht mehr viel bedeuten.
Das könnte eng werden: Das Blue Shell lädt zur elektronischen Silvesterparty ein. Neben DJs wird es auch Live-Sets von den Kölner Elektronik-Größen Popnoname, Mathias Schaffhäuser und The Modernist geben (31.12., 21 Uhr). Nicht ganz so voll wird es vielleicht bei der Cologne Music Week, die c/o pop zum dritten Mal begleitend zur Interior Design Week „Passagen“ im Stadtgarten veranstaltet.
Unter dem Label „Electronic Beats Recommends“ touren Barbara Panther, Mount Kimbie und Caribou durch die Clubs. Letzterer hat es durch seine flirrende Elektronik schön länger zu einiger Bekanntheit gebracht, während Mount Kimbie – von der Agentur als Mountain Kimbie angekündigt – gerade die Dubstep-Szene mit ihren fragilen Soundskulpturen in Atem hält (29.11., 20 Uhr, Gloria).
Seit 20 Jahren fegen Monster Magnet mit ihrem stark 70‘s-lastigen Sound zwischen Space-, Stoner- und Psychedelic-Rock durchs Universum. Mal waren weniger Drogen, mal mehr im Spiel. Wie das zurzeit aussieht, lässt sich vielleicht live erahnen (3.11. 19 Uhr, Live Music Hall). Das amerikanische Duo Coco Rosie entfaltet bereits seit vier Alben eine magische Welt aus fiktiver Folklore und verspielter Elektronik.
Die Nouvelle Chanson-Compilation Le Pop geht in die sechste Runde. Im Pressetext wird postuliert, es handele sich um einen „Aufbruch zu neuen Soundwelten“. Das muss man nicht unbedingt nachvollziehen, die 16 Stücke sind aber tatsächlich vermehrt von neuen Künstlern und Künstlerinnen, stilistisch weit gefächert und dabei so gut wie eh und je (Le Pop Musik). Die großartigen Dirty Projectors erweitern ihr diesjähriges Album „Bitte Orca“. Jetzt erscheint eine Expanded Edition, die auf einer zweiten CD 6 Live-Akustik-Versionen und sechs weitere Non-Album-Tracks und Remixe liefert. Das ist nicht nur eine Marketingidee, sondern musikalisch großartiger Avantgarde-Pop (Domino).
Die Musikindustrie ist ein merkwürdiges Geschäft. Denn während in jedem anderen Business der Geschäftsidee schnell die Strategien zum Geldverdienen folgen, arbeiten im Musikgeschäft Musiker und Labelmacher oft jahrelang für einen Hungerlohn. Trotzdem wird die interessante Musik in der Regel ohne großen Kapitaleinsatz gemacht.
Angeblich klingen sie heute wieder sehr nach ihren Anfangstagen: Killing Joke waren zu Beginn der 80er Jahre so was wie die depressiven Hardrocker unter den Post Punk-Bands. Schmirgelnde Gitarren – eiskalt serviert. Dazu der beschwörende Gesang des archaisch geschminkten Sängers Jaz Coleman. Der trieb sich zwischenzeitlich bei diversen Symphonieorchestern als Dirigent und Komponist rum und hat auch schon für den Pop-Geiger Nigel Kennedy gearbeitet.
Auf dem vierten Album von Anthony and the Johnsons erinnert Anthony Hegarty mehr denn je an Tim Buckley. Doch der Vergleich wird seiner Stimme nicht ganz gerecht und seiner Musik schon gar nicht. Sein kammermusikalischer Pop auf „Swanlights“ ist wieder filigran, seine gebrechliche Stimme herzergreifend. Im Gegenzug zu seinem Gastspiel bei „Volta“ singt hier Björk auf einem Stück (Beggars Group).
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