Passend zum Start des neuen Films „Le Havre“ von Aki Kaurismäki sollten die ulkigen Finnen Leningrad Cowboys mal wieder in der Kantine spielen. Doch das neue Album ist nicht fertig geworden, und so muss man sich noch ein paar Monate gedulden. Stattdessen kann man im Odeon Kino nicht nur die Preview von „Le Havre“ sehen, sondern auch ein Konzert von Little Bob, der in „Le Havre“ mitspielt. Das Französische Original misst zwar keine 1,60, seine puristische Rock'n'Roll-Show ist aber ganz groß (2.9., 20 Uhr, Odeon). Jeremy Jay hat das King Georg als seinen Lieblingsclub in Europa auserkoren und war schon drei Mal dort zu Gast. Kein Grund, kein viertes Mal zu kommen. Mit seinen fragilen Songs, die auch mal Synthesizer aufblitzen lassen, die sich sonst nur John Maus einzusetzen trauen würde, freut man sich hier stets auf ihn (3.9., 20.15 Uhr, King Georg). Als tUnE-yArDs bastelt die Amerikanerin Merril Garbus Loops und begleitet dieses dann mit Ukulele, Bass und Gesang. In ihrer musikalischen Freiheit erinnert sie an die Dirty Projectors. Auf der Tour wird die großartige Musikerin erstmals von einer Band begleitet (5.9., 20.30 Uhr, Stadtgarten).
Die Brasilianerinnen (ein Mann ist auch dabei) Cansei de Ser Sexy – kurz CSS – machen Electro-Pop. Ihre smarte Punkattitüde der Anfangstage verflüchtigt sich langsam und weicht immer mehr wohlsortierten Popsongs (7.9., 21 Uhr, Gebäude 9). Der Kölner Technoproduzent und Naturromantiker Dominik Eulberg präsentiert im Rahmen einer Party sein viertes Album „Diorama“ live auf der Bühne und erhält davor und danach Unterstützung von seinen Labelkollegen Reiley Reinold und Roland M. Dill (10.9., 23 Uhr, Stadtgarten). Brent Amaker & The Rodeo machen traditionalistischen Country. Mit ihrer Verehrung von Johnny Cash halten sie auch nicht hinter dem Berg – ganz in schwarz, der Sänger mit tiefster Stimme. Allerdings covern sie auch mal Kraftwerk oder Devo und outen sich damit als nerdige Großstädter (13.9., 20 Uhr, Sonic Ballroom).
Die französische Hip Hop-Crew Sexion d'Assaut hatte mit „Désolé“ auch einen Hit in Deutschland. Seit MC Solaar ist das keinem französischen Rapper mehr gelungen. Die gute Mischung sehr unterschiedlicher Rapskills und der melodische Grundton machen es möglich (18.9., 19 Uhr, Live Music Hall). The Specials waren Ende der 70er Jahre zusammen mit The Beat, The Selecter und den zu späterem Popruhm aufsteigenden Madness die bekanntesten Vertreter des Ska-Revivals. Geboren war die Neubelebung aus Punk und New Wave. Terry Hall, Neville Staple und Lynval Golding machten nach dem frühen Split 1981 großartige Popmusik als Fun Boy Three, der Rest um Jerry Dammers machte noch kurz unter dem immer wieder verwendeten Alias Special A.K.A. weiter. Jetzt tourt die ehemals 7-Köpfige Truppe wieder fast in Originalbesetzung – nur Jerry Dammers fehlt. Und da es anscheinend kein neues Material gibt, wird das eine 1A-Retro-Sause (24.9, 20 Uhr, E-Werk). Das italienische Label Supernatural Cat, auch Heimat des beeindruckenden Duos Ovo, schickt Ufomammut und Morkobot auf Tour, zwei Spezialisten in Sachen dröhnendem Sludge- und Doom-Metal. Die wissen, wie man dem Publikum nachhaltig schwere Psychedelikbrocken in den Gehörgang drückt (27.9., 19.30 Uhr, Underground). Dear Reader hingegen üben sich in Schönklang. Die Band um die Südafrikanerin Cherilyn MacNeill produzierte ihr neues Album in Berlin mit einem multikulturellen Musikerkollektiv (27.9., 20 uhr, Gebäude 9).
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