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Elena Nesterenko und Lutz Görner
Foto: Presse

Das Spiel der Hände

16. September 2011

Lutz Görner zeigt schwerelos die Faszination für Franz Liszt - Musik 09/11

Schon lange ist Lutz Görner ein Bestandteil des Deutschen Kulturbetriebs, an Aktualität hat er dabei immer nur gewonnen. Seine Rezitationskunst fand schon in der Vergangenheit nicht ihres gleichen. Aber im Zeitalter der digitalen Medien, der eiligen Lesungen und einer wachsenden Anzahl von Menschen, die – durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch – nur noch wenig mit Literatur anzufangen vermögen, demonstriert Lutz Görner, wie man Zugang in die Welten von Literatur und klassischer Musik findet. „Franz Liszt für alle“ heißt seine Produktion zum 200. Geburtstag des Komponisten, deren Premiere er jetzt gemeinsam mit der Pianistin Elena Nesterenko in Köln im Brunosaal feierte.

Der Titel ist keine Anbiederung sondern Programm. Görner erzählt das Leben des genialen Klaviervirtuosen von der Kindheit bis in die letzten Lebensjahre hinein. Er zeigt, wie zunächst noch die Nähe zu Mozart und den Romantikern in den Kompositionen von Liszt mitschwingt und letztlich die Brücke zu den atonalen Experimenten der Moderne geschlagen wird. Das alles ist leicht zugänglich, Görners Charme macht es möglich. Er erzählt, als säße man mit ihm am Küchentisch, zugleich vermag er aber auch seiner Begeisterung für die Musik und vor allem für den großzügigen Menschen Franz Liszt so Ausdruck zu verleihen, dass man unweigerlich zum Fan dieses Künstlers wird. Liszt stellte so etwas wie das Rückgrat der Musikhistorie des 19. Jahrhunderts dar. Görner zeichnet mit kenntnisreichem Humor den Musikbetrieb und die gesellschaftlichen Vernetzungen der Zeit nach.

Sein Erzählen tritt in Dialog mit dem Spiel von Elena Nesterenko, sie agiert klar und temperamentvoll, bleibt immer in einer feinen ironischen Distanz. Das verleiht dem Abend prickelnde Intensität. Es gibt viel Musik zu hören und einen von Karin Kulmer geschmackvoll eingerichteten Bühnenraum zu sehen. Görner führt selbst eine Kamera, so dass man von der „Ungarischen Rhapsodie“ bis zu den „Trüben Wolken“ auf einem Video-Screen das Spiel der Hände von Elena Nesterenko beobachten kann. Ein schönes Angebot an das Publikum, das der Verständlichkeit der Musik sehr zugute kommt. Allerdings macht die Freude, mit der Elena Nesterenko bei der Sache ist, auch schon beträchtliche Lust auf Liszts Kompositionen.

Was Görner hier bietet, das fehlt den Programmen der lit.Cologne ebenso wie den Literaturhäusern. Er schafft Nähe, vermittelt Wissen ohne Getue, etwas, dass der Literatur und hier der Musik, Transparenz verleiht. Jeder kann das verstehen, jeder kann daran teilnehmen, hier wird der dummen Ausgrenzung, wie sie nur zu oft im Kulturbetrieb praktiziert wird, etwas Konstruktives entgegen gesetzt. Die beiden zeigen, wie das Zuhören funktioniert, und sich Intensität und Freude daraus entwickeln. Auf der folgenden Deutschland-Tournée kommt der inzwischen in Weimar lebende Görner in jede größere aber auch in viele kleinere Städte NRWs. „Nirgendwo in Deutschland ist das Publikum so interessiert und offen gegenüber der Kunst, wie hier“, sagt er.

Informationen zu diesem Klavierabend gibt es unter www.lutzgoerner.de

Thomas Linden

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