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Musik.

Umsonst und Draußen

Auch Musiker gehen bei hohen Temperaturen Gerne vor die Tür - Unterhaltungsmusik 08/10

Sie sind eine Institution des korrekten Punkrock: Bad Religion haben bereits 1982 einen rauen Genreklassiker vorgelegt. Es folgte ein geflopptes Psychedelic-Album und das frühe Aus. Drei Jahre später gab‘s zur Reunion mit „Suffer“ wieder einen Klassiker, mit dem sie ihre unverkennbaren, melodischen Punkhymnen etablierten. Der große Erfolg kam im Fahrwasser vom Grunge, 2010 sind sie immer noch da und kommen im gehobenen Alter live sicherlich ganz schön ins Schwitzen (26.7., 20 Uhr, Live Music Hall). Das S.o.M.A.-Festival gibt es als buntes Wald-und-Wiesen-Fest – erst in einer Wasserburg, dann im Jugendpark am Rhein – schon länger nicht mehr. Doch die in den letzten Jahren etablierten kleinen S.o.M.A.s, die die Zeit zum nächsten richtigen Event überbrücken sollten, nähern sich langsam der alten Pracht. Nach reinen Clubevents in Odonien gastiert man jetzt in der Papierfabrik und präsentiert auch wieder Tagesprogramm und Konzerte. Neben dem neuen Partner Funkhaus Europa, der Konzerte mit Chicha Libre aus New York, Daraa J Family aus dem Senegal und Hanggai aus Peking präsentiert, sind sicherlich die angekündigten Konzerte der Kölner House-Legende Whirlpool Productions und – tataa! – der Eurodance-Pioniere Technotronic die Highlights des Wochenendes. Außerdem gibt es natürlich im Club Sounds von House und Techno über Drum‘n‘Bass und Hip Hop zu Dancehall und Indie-Rock.

Von einem anderen Stern

Kompakt Disk 09/10

Mit ihrem dritten Album weiß M.I.A. wieder mal geschickt, die Medienwelt aufzurühren. Das zehnminütige „Born free“-Video wurde von You Tube zensiert, das Album wirkt wie ein Anschlag auf die Popwelt: Denn obwohl man auf „/\/\ /\ Y /\“ (sprich: MAYA) poppige Tunes mit Autotune-Vocals findet, herrscht ununterbrochen hypernervöse Stimmung. Systematisch liegt Noise zwischen den Beats, der M.I.A.s politische Haltung aggressiv unterstreicht. Dazu wieder ein irres CD-Cover (XL). M.I.A. hat ihre englische Heimat inzwischen gegen die ganze Welt eingetauscht. Was in UK gerade abgeht, sagt einem Kode 9 auf seinem DJ-Kicks-Mix. Einiges tut sich da, seit Dubstep und Grime wieder mit Garage und House kurzgeschlossen wurden. Das poppige Ende heißt UK Funky, ein experimentelles Ende gibt es nicht, denn höchst freigeistig und vielseitig geht es hier zu (!K7). Pivot heißen jetzt PVT, ihr neues Album heißt „Church with no Magic“, und ihr Sound ist deutlich rabiater geworden: verzerrte Bässe, knarzende Old School-Synthies und neuerdings auch Gesang führen zu einem rockigen Soundbild und schaffen es dennoch immer wieder, einen experimentellen Grundton zu bewahren (Warp). Narrow Bridges ist ein neues Projekt von Alex Paulick, bekannt als eine Hälfte des Electronic Pop-Duos Coloma. Zusammen mit der Sängerin Min Stiller hat er in Buenos Aires und Berlin das Debüt „Degree of Separation“ aufgenommen. Mit vielen Gästen, darunter Sebastian Vogel von Kante, entstanden zehn schlicht anmutende und dennoch komplexe Stücke mit teils klassizistischem Anstrich (Alesque). Der 16jährige Mike Hadreas alias Perfume Genius lebt angeblich noch bei seiner Mutter. Tatsächlich kann man sich gut vorstellen, wie ein sensibler Jüngling mit Klavier und hoher Stimme in seinem Zimmer die wunderschönen, fragilen Songs komponiert. „Learning“ heißt sein Debüt, das aber schon relativ ausgereift klingt (Matador).

Tanz im Mai

Drum, Beats und Congotronics - Unterhaltungsmusik 05/10

Wie viel Surf Sound verträgt der menschliche Organismus? Testen kann man das im Tsunami während der Monster Maniac Party am 1. Mai ab 20.30 Uhr. Dort spielen The Astronauts, Braindead Dogs, Swamp Troopers und Torpedo Monkeys, allesamt garantiert monstermäßig gestylt. Spaßbacke Dendemann, ehemals Eins, Zwo und inzwischen rockiger von Beatsteaks‘ Moses Schneider produziert, ist mit seinem Album gerade in den Top 10 gelandet.

Klang rund um die Uhr

Über 100 Konzerte bietet die Musiktriennale in diesem Jahr - Unterhaltungsmusik 05/10

Mitte April wird Jan Kounens Film „Coco Chanel und Igor Strawinsky“ in den Kinos anlaufen. Kounens Film beginnt mit einer 20minütigen Szene, die die skandalträchtige Uraufführung von Strawinskys Ballett „Le Sacre du Printemps“ eindrucksvoll nachstellt. Eine Woche später bringt die MusikTriennale dieses bedeutende Werk des 20. Jahrhunderts zur Live-Aufführung. Am 24. April wird das Werk in der Philharmonie die MusikTriennale eröffnen. Mit seiner sechsten Ausgabe präsentiert die MusikTriennale in Köln, eines der größten Musikfestivals der Welt, wieder über 100 Konzerte aus den Bereichen Klassik, Jazz und Weltmusik an 17 Aufführungsorten. Mit der Sacre- Aufführung wird gleich zu Beginn ein bedeutender Akzent gesetzt. Das Großereignis der diesjährigen MusikTriennale ist aber ganz klar die Uraufführung von Karl-Heinz Stockhausens Werk „Klang, die 24 Stunden des Tages“ durch das Ensemble musikFabrik.

Kein bisschen leise

Volle Packung: Doom Metal, Free Jazz, Brass Band und Surf Sound - Unterhaltungsmusik 04/10

Surf‘s up! Am 30. März gastiert die Surf-Legende Dick Dale um 20 Uhr im Underground. Sein Comeback läutete der Pulp Fiction-Soundtrack ein, sein Sound ist rau wie eh und je. Da braut sich gerade was zusammen, denn am 14. April spielen die weniger rauen, aber genau so alten The Trashmen ihren Surf Sound im Sonic Ballroom. Ihr Hit „Surfin Bird“ von 1964 wird sicher gespielt.

Klassizistischer Steinbruch

Kompakt Disk 05/10

Joanna Newsom meint es ernst: Sie will das Erbe von Joni Mitchell antreten. Nicht nur das Format ihres Triple-Albums „Have one on me“ mit 18 Stücken zwischen fünf und zehn Minuten erinnert an die 70er Jahre. Musikalisch nimmt sie die Exaltiertheit ihres Vorgängers „Ys“ etwas zurück und wirkt geerdeter. Das ist mitnichten weniger spannend, sondern macht die außergewöhnlichen Songschreiberqualitäten der Harfenistin deutlich (Drag City). Zwar hatte schon „American V“ seine letzte Platte sein sollen, aber Produzent Rick Rubin hat für „American VI“ noch zehn Stücke von nur 30 Minuten Gesamtlänge zusammengetragen.

Wackelige Poptunes

Kompakt Disk 04/10

Die Sterne, zum Trio geschrumpft, predigen mit ihrem ersten Album seit vier Jahren Disco als Antidepressivum. Nach acht Alben und den jüngsten Solotätigkeiten besticht „24/7“ durch eine sehr elektronische Produktion. Ihre Housemusik mit deutschen Texten wirkt so geschmeidig und zwingend, dass man über die ungewöhnliche Kombination gar nicht nachdenkt, sondern einfach tanzt (Materie Rec). Auch Kieran Hebden alias Four Tet verabreicht mit seinem fünften Soloalbum Balsam für die Seele. Die komplexen Rhythmusstrukturen, die er auf „There is love in You“ entwirft, strahlen immer Ruhe und Erhabenheit aus. Engelsgleiche Vocalsamples tun ihr Übriges, um eine geradezu sakrale Stimmung zu entfalten (Domino). Hinter dem Namen Fursaxa steckt Tara Burke, die seit gut zehn Jahren und ebenso vielen Alben eine ganz eigene, mysthisch anmutende Folklore kreiert. Ihr Orgelspiel, ihr Gesang und die vielen ungewöhnlichen Soundquellen wirken archaisch und klingen wunderschön melancholisch. Ein Vergleich mit Nico hilft nur annähernd (ATP Rec). Gonjasufi hat mit „A sufi and a Killer“ eine ganz eigentümliche Welt erschaffen. Hinter alten Planken findet man hier Kisten mit sperrigen Hip Hop-Beats, verstaubten Soulgesängen, verzerrter Weltmusik, rauem Psychedelic Rock und wackeligen Poptunes. Über all dem hört man Gonjasufis kratzige Stimme, wie durch einen Kopfhörer eingesungen scheint (Warp). Das niederrheinische Duo Tarngo macht Instrumentalmusik mit Bass und Schlagzeug – sonst nichts! Auf ihrem zweiten Album „Horman“ findet man zwölf raue Energiebrocken. Knurrig-rumpelnder Spartanismus mit vielen Breaks. Auch Steve Albini hätte Spaß daran (Tumbleweed).

Saitenvirtuosen

Les Claypool und Kaki King zu Gast in Köln - Unterhaltungsmusik 04/10

Nach 17 Jahren und neun Alben haben Tocotronic den Diskurspop der sogenannten Hamburger Schule tatsächlich für kurze Zeit an die Spitze der deutschen Albumcharts getragen. Mit einerseits sehr rauen Tönen, aber auch balladesken Songs. Ihr musikalisches Spektrum ist breiter geworden, Bonmots wie „Im Zweifel für den Zweifel“ sind immer noch vortrefflich. Das ist mal ein anderer Chorus in den großen Konzerthallen (E-Werk, 4.3., 20 Uhr). Die Stileinordnung auf My Space-Seiten wird in der Regel für einen gepflegten Witz benutzt. Bei Analogik kommt die Mischform Ska / Electronica / Hip Hop aber einigermaßen hin. Man kann noch Afro-Beat, Balkansound und Kinderlied hinzufügen. Eine ziemlich verrückte Mischung liefern die vier Dänen ab, ihr Bühnenoutfit steht dem in nichts nach (6.3., 22 Uhr / Stadtgarten).

Frohe Dampfwalze

Vorweihnachtliches Kontrastprogramm - Unterhaltungsmusik 12/09

Weihnachten und wertkonservativ passt zusammen. Wertkonservativ und Motörhead passt zusammen. Aber...

Ikonografisch auffällig

Gossip füllen inzwischen schon grosse Hallen - Unterhaltungsmusik 11/09

Wir steigen düster ein: Monarch! ist eine französische Doom Metal-Band, die Sängerin verziert die Zeitlupen-Drones morbid. Oder mit den Worten auf ihrer My Space-Seite gesagt: „Kill each other and play guitar in the snow“.

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