Ferdinand Schmalz ist ein Autor, wie ihn nur die unaufhörlich köchelnde Ursuppe österreichischer Sprachartistik hervorbringen kann. Seinen Wittgenstein hat er gefressen und unterfüttert damit seine extrem rhythmisierte, alliterierende, mit Doppeldeutigkeiten durchzogene, hochgezüchtete Sprache – die in seinem neuen Stück auf die triviale Realität des Verkehrs trifft. Auf die Autobahn, genauer gesagt. Die Welt ist alles, was der (Un-)Fall ist. Und das „Dosenfleisch“ ist nichts anderes als der zum Press-Fleisch verdichte menschliche Körper in einem crashenden Pkw. Schmalz versammelt an einer Raststätte einen philosophierenden Fernfahrer sowie den Versicherungsvertreter Rolf, der den beiden Betreiberinnen und Unfallprovokatorinnen Beate und Jayne auf die Schliche kommen will.
In der Orangerie sind mehrere Blechtonnen, einen Hochsitz für den Fernfahrer und ein Kühlschrank für die Leichen aufgebaut. Die Figuren werden von Regisseur Thomas Wenzel in Extreme aufgespreizt: Janosch Roloff spielt einen sehr verhuschten, manisch in Statistiken verlieben Rolf, Claudia Holzapfel flötet als monroehafte Barbiepuppe Jayne, während Anne K. Müller die Beate mit düster stampfender Brutalität spielt. Doch schon mit den ersten Worten von Felix Höfner als Fernfahrer ist klar, dass die Regie sich gegen die Musikalität des Textes eher wehrt. Sie versucht, trotz aller grotesker Zurichtung der Figuren den Boden der Raststätten-Tatsachen nicht vollends zu verlassen. Versucht, Haltungen für die Figuren zu finden, anstatt der Artistik der Sprache nachzugeben. So wird der Abend von Beginn an schwerfällig und mühselig. Die Verweise auf den Splatterfilm, auf Religiöses, das Spiel mit philosophischen Verweisen versanden im Zufälligen und Beiläufigen – Schmalzens Delirium der Sprache, ihr Berauschtsein von sich selbst, ihr unablässiges Bedeutungstremolo findet in der szenischen Deutung des Rose-Theegarten-Ensembles nicht nur keine adäquate szenische Entsprechung, sondern letztlich keinen Resonanzraum.
„Dosenfleisch“ | R: Thomas Wenzel | Mi 8.6., Do 9.6. 20 Uhr | Orangerie | 0221 32 78 17
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