Deutschland hat ein Problem mit Schnee. Mit ganz besonderem, um genau zu sein: mit Kokain. Die Szenedroge der Reichen und Schönen wird in immer größeren Margen in die Bundesrepublik geschifft, um von hier aus in alle europäischen Staaten transportiert zu werden.
„Die Gewalt, die mit Drogen einhergeht, ist hierzulande an vielen Stellen offen sichtbar“, erklärt Asim Odobašić vom Nö Theater, der bei der neuen Produktion „35 Tonnen“ die Regie übernommen hat. „Im Juli kam es zu Explosionen und Entführungen, die nach Angaben der Polizei im Zusammenhang mit der sogenannten Mocro-Mafia stehen.“ Auslöser für die Taten war wohl der Diebstahl von rund 300 Kilogramm Cannabis mit einem Marktwert im einstelligen Millionenbereich. Kaum vorzustellen, wie die Drogenbanden erst reagieren dürften, wenn es um das weitaus teurere Kokain geht. „Wir haben dieses Rauschmittel vor allem wegen ihres immensen Marktwerts ausgewählt“, so Odobašić. Und wegen eines Fahndungserfolgs von Zoll und Polizei, die bei einer groß angelegten Operation vor allem am Hamburger Hafen mehr als 35 Tonnen Kokain im Wert von mehreren Milliarden Euro sicherstellen konnten – womit der Titel des Stücks erklärt wäre. Klingt doch nach einer positiven Meldung. „Das ist leider ein Trugschluss“, korrigiert Odobašić. „Jedes Jahr vermelden die Behörden einen neuen Rekord beim Krieg gegen die Drogen, doch die Straßenpreise bleiben stabil. Das spricht dafür, dass die Aktionen der Drogenfahnder nicht viel mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.“
Die Handlung des Stücks will das Nö Theater sowohl bundesweit als auch lokal verorten. „Der Großteil der Inszenierung wird sich mit dem gesamten Weg des Kokains von Südamerika nach Deutschland befassen. Zusätzlich werden wir auf die aktuellen Ereignisse in Köln eingehen“, so Odobašić. Noch ist das Stück im Entstehen begriffen. „Wir haben uns intensiv in die Materien eingelesen, wollen aber unter anderem noch mit einer Expertin vom Zoll sprechen und auch mit Sozialarbeitern in einen der Drogenkonsumräume gehen. Bisher war reines Kokain wegen des Preises eher eine Droge der Oberschicht, inzwischen wird sie auch von jungen Menschen in der Mittelschicht konsumiert, und in Form von billigem Crack ist es auch auf der Straße ein Problem.
35 Tonnen | 14.-16.11. je 19.30 Uhr, 17.11. 18 Uhr | Orangerie Theater | www.orangerie-theater.de
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