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Robin Williams als „Garp“
Foto: Warner Bros.

Robin und wie er die Welt sah

12. August 2014

Zum Tod von Robin Williams – Portrait 08/14

Zusammen mit Bette Midler, Danny DeVito und Richard Dreyfuss gehörte Robin Williams zu den großen „Touchstone“-Stars der späten achtziger Jahre. Mit hysterischen Gesellschaftssatiren und hintergründigen Tragikomödien untergrub Disneys Erwachsenenlabel in dieser Zeit das aufkommende Blockbusterkino und die eigene traditionelle Familientauglichkeit. Der langjährige Fernsehkomiker Williams nutzte die Chance, um mit nur zwei Filmen, „Good Morning, Vietnam“ und „Der Club der toten Dichter“, quasi unsterblich zu werden. In ersterem spielte er 1987 den Radiomoderator Adrian Cronauer während des Vietnamkrieges, in letzterem einen aufmüpfigen Englischlehrer an einem konservativen Jungeninternat. Peter Weirs „Der Club der toten Dichter“ lief auch in Deutschland viele Monate lang in den alten Kinocentern. Die Art, wie Williams zwischen Ernst und Komik wechselte, wie er als in den Comedyclubs großgewordener Wilder gütig über die zeitlose Tragweite von Poesie und Individualität sprach, faszinierte über drei Millionen Zuschauer.

Williams, 1951 in Chicago geboren, wurde in den späten siebziger Jahren in einem Stand-up-Club in San Francisco fürs Fernsehen und die Serie „Mork vom Ork“ entdeckt. Nach einem bitteren Flop mit der Comic-Verfilmung „Popeye“ brillierte er 1982 in der philosophischen Komödie „Garp und wie er die Welt sah“, die in Westdeutschland erst spät in den Filmkunstkinos ausgewertet wurde. Nach „Zeit des Erwachens“ und „König der Fischer“ besetzten ihn Produzenten zunehmend in großen Hollywoodproduktionen, die Williams‘ unkontrollierbares Improvisationstalent nicht zu nutzen wussten oder ihn wie weiland Jerry Lewis ins Kinderkino verbannten. Immerhin gelangen Williams mit „Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen“, „The Birdcage“ und „Good Will Hunting“ in den neunziger Jahren noch einmal Kassen- und Oscar-Erfolge, und mit „Hinter dem Horizont“ und „Jakob der Lügner“ auch zwei komplexe, gewichtige Dramen.

Hollywoods zunehmende Fixierung auf Superheldenfilme und Teenagerkomödien machte dem verletzlich wirkenden Williams, dessen größte Filme in der jüngeren Vergangenheit spielten oder im besten Sinne aus der Zeit fielen, eine Rückkehr ins Mainstreamkino so gut wie unmöglich. Mit übersprudelndem Witz und improvisierten Rollenspielen verwandelte er lieber die Late Shows von Jay Leno und David Letterman für Minuten in Tollhäuser, und warf mit Bonmots und komischen Wahrheiten um sich. „Frauen würden niemals die Atombombe erfinden. Sie würden nie eine Waffe erfinden, die tötet. Niemals. Was sie erfinden würden, wäre eine Waffe, die dafür sorgt, dass man sich einige Zeit schlecht fühlt.“ Williams' Gastauftritte zählten bis zuletzt zu den Highlights einer ansonsten mit sich selbst zufriedenen Entertainmentwelt. Ein Revival in braven Rentnerkomödien wäre seine Sache nicht gewesen.

Am 11. August ist der zuletzt unter Depressionen leidende Williams in seinem Haus in Kalifornien gestorben.

Rüdiger Schmidt-Sodingen

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