Neue Visionen statt überkommene Wirklichkeiten: Das erste Radical break Out of an Artificial Rulebook-Festival – kurz ROAR – trat in der Orangerie an, um Fakten und zivilisatorische Möglichkeiten im Zeichen der Geschlechterdiversität widerzuspiegeln. Die Kooperation zwischen Theater-Akteur:innen und des gemeinnützigen YAYA Netzwerks startete im Rahmen des „Internationalen Feministischen Kampftags der Frauen-Wahlrechtsbewegung“ am 8. März mit einer multikulturellen Veranstaltung, die Fotoausstellung, Modeschau, Tanzperformance sowie ein Talkformat umfasste. Letzteres wartete mit Moderatorin Kübra Sekin, Autorin Şeyda Kurt, Bildungsreferent:in Cuso Ehrich, Festivalleiterin Inga Hörter, Co-Kuratorin Gin Bali und Gebärdendolmetscherin Konstanze Bustian in einem Wohnzimmergespräch vor rund 150 Zuhörer:innen auf. Nach verhaltenem Antasten in Richtung des übergeordneten Sujets entpuppten sich die Vorträge theoretisch tatsächlich als radikal, formulierten die Gesprächsgäste doch nichts anderes als die revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft. „Es gibt nur eins, das sich ändern muss … alles!“, so Kurt zu ihrer Utopie in Bezug auf erstrebte Lebensrealitäten abseits vermeintlicher Selbstverwirklichungsverhinderungen durch staatliche Organe.
Willkommen im Nicht-Ort
Mit ihrer Einschätzung über eine „Festung Europa“, die mit ihren Grenzregimen fallen müsse, weiteten Şeyda Kurt und Cuso Ehrich das Areal des erstrebten Ganzheitslandes – dem bisher noch unkartografierten „Nirgendwo“ – aus. Mit Fragestellungen ans Auditorium („Stellt euch vor, ihr wacht in eurem Utopia auf. Wie würdet ihr euch fühlen?“) motivierten die Talkgäste zur Offenbarung von Sehnsüchten, etwa „frei“, „angstlos“, „resistent“. Aber auch skeptische Haltungen zeigten sich: „Ich denke oft, ich werde dieses Utopia nicht mehr erleben“, so eine Besucherin. Bereits vor der Diskussionsrunde bestand im Kellergewölbe der Stätte die Chance zur Besichtigung einer Fotoschau, die nach einer Ausschreibung als offene und partizipative Bereicherung des Festivals mit niederschwelligen Kriterien realisiert wurde. Einzige Ausnahme bildete dabei die Teilnahme von Cis-Männern. Der spätabendliche Auftritt des Drag-Performance-Kollektivs „House of Living Colors“ rundete den Festival-Auftakt ab, dem weitere drei Tage mit Bewusstseins- und Schreib-Workshops, Podiumsdiskussionen, Partys, Catwalks, Candlelight-Dinners, Tanzaufführungen, Lesungen, Denklaboren sowie Konzerten zum Themenkomplex „Widerstand/Emanzipation/Regeneration“ folgen sollten.
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