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Winner mit Charles Bronson und Dino De Laurentiis am Set von "Ein Mann geht über Leichen"
Foto: Columbia Pictures

„Raus auf die Straße, drehen“

22. Januar 2013

Zum Tod des Regisseurs Michael Winner - Portrait 02/13

„Ich drehe selten mehr als zwei Takes. Der zweite ist schon eine Art Wiederholung und wirkt nicht mehr frisch - und ich nehme dann doch den ersten.“ Der britische Regisseur Michael Winner wurde Anfang der siebziger Jahre mit vier Charles-Bronson-Filmen zum prägnantesten Erneuerer des Thrillerkinos. Mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven, einer extrem schnellen Arbeitsweise plus der persönlich vorgenommenen Schnittarbeit unter dem Pseudonym Arnold Crust empfahl er sich in Hollywood als verlässlicher Filmemacher. Nach den harten, überaus pessimistischen Western „Lawman“ und „Chatos Land“ folgten ab 1972 quasi im Jahresrhythmus „Kalter Hauch“, „Ein Mann geht über Leichen“ und der überraschende Blockbuster „Ein Mann sieht rot - Death Wish“, drei völlig neue Krimis, die von reingelegten Killern, letztlich machtlosen Polizisten und einem zu Selbstjustiz greifenden Mittelständler handelten. „Death Wish“ wurde überall auf der Welt zum Hit - und kopierte die Versteckspiele der alten Westernstädtchen in die moderne, nicht minder gewalttätige Metropolis. Gerne startete Winner seine Filme mit Schwenks über Baumwipfel und legte die Kamera bei Wohnzimmerszenen in die hinterste Ecke auf den Boden. Winners Kamera beförderte dabei ein Gefühl der Ohnmacht - was die Filme angesichts ihrer Gewalteinlagen und der daraus resultierenden Entschlossenheit ihres Helden umso wirkungsvoller machte.

Ähnlich wie sein Star Charles Bronson konnte Winner nach einigen Flops erst Anfang der 1980er Jahre mit zwei düsteren, fast schon absurden Fortsetzungen zu „Death Wish“ wieder von sich reden machen, bevor er sich in den neunziger Jahren vollständig aus dem Filmgeschäft zurückzog und als Zeitungskolumnist reüssierte. In seiner Biografie „Winner Takes All“ schwadronierte er 2004 noch einmal launig über sein Leben und Werk. Los Angeles fand er traurig, gutes Essen wichtig, alle weiteren „Death Wish“-Fortsetzungen nach Nummer drei, also alle ohne ihn, schlecht. Winner sah seine Filme als Unterhaltung, schimpfte auf die Gewaltdebatten, „kein Mensch wird durch das Ansehen einer Komödie zum Komiker“, und hasste Dreharbeiten in Studios. Er ging folglich gerne in düstere Viertel und drehte dort mit echten Gangs, Dealern und Prostituierten. „Ich bin im Grunde ein Guerillakämpfer“, sagte er 1972 dem Londoner Evening Standard. „Ich gehe auf die Straße und drehe. Wenn es an dem ausgesuchten Ort Ärger gibt, gehe ich eben weiter zum nächsten.“

Am 21. Januar ist Michael Winner im Beisein seiner Frau Géraldine in London verstorben.

Der Filmclub 813 hat für Samstag, 2.2. kurzfristig „Ein Mann sieht rot“ ins Programm genommen, gespielt von einer deutschen 35mm-Kopie.

Jules Lux

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