Es gibt 4 Beiträge von jean-luc
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23.01.2002
"Italienisch für Anfänger" ist zwar von der Kameraführung her etwas anstrengend, da er in der Dogma-Tradition mit einer Videokamera ohne Stativ gedreht wurde und daher teilweise Amateurvideo-Qualität hat. Aber die Personen und die Handlung sind so liebenswert, schrullig und aus dem Leben gegriffen, daß man sich ganz schnell hineinfühlt und die Unruhe der Bilder nicht mehr bemerkt.
Gezeigt wird das Leben mehrerer Menschen in einer dänischen Kleinstadt, die jeder für sich ihre Probleme haben (der neue Aushilfspfarrer, dessen Frau gerade gestorben ist und der mit der Organisation der Gemeinde nicht zurecht kommt, der ehemalige Fußballspieler, der das Stadionlokal mit dem gleichen Ton führt wie eine Fußballmannschaft, der Empfangschef des Hotels, der so schüchtern ist, daß er impotent geworden ist, die Friseuse mit der alkoholkranken Mutter, die ungeschickte Bäckereiverkäuferin), und für die ein Italienischkurs an der Volkshochschule zum Kristallisationspunkt ihres Lebens wird. Nicht nur, daß diese melodische Sprache ihren Alltag durchdringt (egal wie deplaziert es manchmal scheinen mag), der Kurs bringt auch Pärchen zusammen, die dort ihre Kontaktscheu überwinden und sich lieben lernen. Dazu paßt dann auch ein Happy-End in Venedig, daß fast ein bißchen zu schön ist, das man aber trotzdem nicht übel nimmt, weil die Personen bis dahin schon genug mitgemacht haben und sicher auch nach der Abblende noch mitmachen werden.
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04.12.2001
In diesem Film über einen noch zu DDR-Zeiten Inhaftierten, der die Wende hinter Gittern erlebt hat und nun in die schöne neue Welt eines zur Großbaustelle mutierten Berlins entlassen wird, kämpft sich ein natürlicher und sympathisch um Orientierung ringender Jörg Schüttauf durch ein Wachsfigurenkabinett klischeehafter Figuren.
Statt Berlin zu einem ganz wesentlichen Mitspieler zu machen, wird es auf den Funkturm und einen schicksalschwanger verbrennenden Falk-Stadtplan mit all den neuen Straßennamen reduziert und in süßlicher Musik ertränkt.
Nach den ersten vielversprechenden Minuten beginnt eine Sat1-Hausproduktionstaugliche Reihe von Auftritten von Figuren aus dem Drehbuchratgeber, die brav ihren Text aufsagen, um den helden noch tiefer ins Unglück zu stürzen, aus dem er schließlich alein in der Mitte einer Straße gen Horizont (Verzeihung: gen nächste Kreuzung) gehend aufersteht.
Wäre da nicht Jörg Schüttauf, müßte man diesen Film leider trotz einer spannenden Idee als vollkommen mißlungen bezeichnen.
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03.12.2001
Mein Problem mit "Harry Potter": Ich fand ihn zu technisch für einen Märchenfilm und zu unprofessionell für ein Technikepos. In manchen Szenen waren die Tricks viel zu deutlich zu sehen (z.B. die gemalten Hintergründe beim Publikum des Quidditch-Spieles), in anderen war es wieder technik-verliebt.
Die Kürzungen gegenüber der Vorlage waren vertretbar, aber ich fand, die Phantasie und vor allem der Humor blieben auf der Strecke. Da gibt es andere Abenteuerfilme mit Kindern (z.B. aus der Spielberg-Schmiede), in denen das Verhältnis besser abgestimmt ist. Und natürlich war es ein Greuel, die Synchronisation anhören zu müssen. Allerdings hat mir der Film nicht gut genug gefallen, daß ich nur deswegen nochmal in die Originalversion gehen würde.
In einem Satz: Dieses Buch hätte von Tim Burton oder Jean Jeunet verfilmt werden müssen.
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28.11.2001
Ein bewegender Film - aus dem man berührt aber nicht traurig herausgeht.
Im ersten Drittel wird die Familie charakterisiert und als ganz normal und sympathisch dargestellt. Ein paar kleine filmische Spielereien und humorige Seitenblicke auf die Psychoanalyse-Patienten des Vaters erwecken den Eindruck, als handele es sich um eine ganz normale Komödie.
Dann mit dem Unfalltod des Sohnes kippt die vormals normale Welt um in bodenlose Verzweiflung, aus der jeder für sich einen Ausweg sucht.
Der Vater leidet an seiner vermeintlichen Schuld, der Unabwendbarkeit des Schicksals und seiner Unfähigkeit, sich selbst so kluge Ratschläge zu geben wie seinen Patienten.
Die Mutter stürzt sich ins Leid und klammert sich an jeden Strohhalm, der sei an ihren geliebten Sohn erinnert - selbst ein Mädchen, das ihn nur einen Tag gekannt und ihm daraufhin einen Liebesbrief geschrieben hat.
Die Tochter versucht die Normalität aufrecht zu erhalten und versteckt damit nur einen zur Aggression werdenden Schmerz.
und wie im richtigen Leben gibt es kein Happy End. Aber es scheint so, als könnten die drei Individuen, in die die einstmals glückliche Familie zerbrochen ist, wieder zusammenfinden.
Darstellerisch wird der Film getragen von dem phantastischen Nanni Moretti und der ebenso beeindruckenden Laura Morante. Aber auch die Tochter wirkt glaubwürdig und wie ein echter Mensch.
Alles in allem also eine unbedingte Empfehlung obwohl (oder weil) es keine leichte Kost ist.
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