Es gibt 266 Beiträge von Matt513
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30.01.2011
Bravo Tom, so wollen wir deutsches Kino sehen! Ganz leicht setzt Tykwer ein überaus kontroverses Thema um, ohne Zeigefinger oder missionarischen Eifer, einfach so, der Geschichte wegen.
Und die nimmt einen gefangen, weil Striesow, Schipper und vor allem Sophie Rois als Trio absolut glaubwürdig sind und von Tykwer raffiniert ins Bild gesetzt werden. Minimale Abstriche sind allenfalls wegen der teils recht drastischen Darstellung zu machen (bevor das wer falsch versteht - damit waren die Standbilder vom operativen Eingriff am offenen Hodensack gemeint. Und nichts anderes!). Zum guten Gesamteindruck trägt nicht zuletzt auch der sehr gelungene Soundtrack bei, der dem Film diese entspannte Atmosphäre verleiht, wobei Bowies 'Major Tom' eine nette Pointe setzt.
Ich habe den Film übrigens ganz unvoreingenommen gesehen, muß aber sagen, daß ich in ihm keinerlei gesellschaftlich bedenkliche Tendenzen erkennen kann. Da fallen mir Äußerungen und Handlungen von Personen des öffentlichen Lebens ein, die ich wegen ihrer Wahrnehmung als gesellschaftliche Vorbilder als wesentlich problematischer einschätze. Wegen des begrenzten Sendungsradius (Programmkino ist ja -zum Glück- nicht die Domäne der breiten Masse) dürfte sich der zu erwartende Flurschaden ohnehin in Grenzen halten. Wenn überhaupt.
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05.01.2011
...angenehme Farben und nette Motive schmeicheln dem Auge; das tut keinem weh, stellt die Wirklichkeit nicht unbedingt akkurat dar, aber nun, 'muß ja auch nicht. Neulich lief Das Leben der Anderen und ich war erneut von der wunderbaren und präzisen Arbeit v.Donnersmarcks angetan. Und nun das! The Tourist ist optisch gelungen, handwerklich ordentlich, ja, dabei aber erschreckend uninspiriert. Es baut sich rein gar nichts auf. Depp blaß; Jolie sphinxenhaft, selbst in Venedig wirkt ihre opulente Erscheinung viel zu aufgesetzt und dabei zu offensichtlich der Loren entliehen. Die dümmliche Konservenmusik nervt wie in einem italienischen B-Movie. Dem Film fehlt es an Originalität. Etwas, wodurch er im Gedächtnis hängenbleibt. So wirkt er wie das Werk eines talentierten Schülers, der nur die Meister kopiert und schrecklich konstruiert dazu.
Ist das der Preis, den man zahlen muß, wenn man es in Hollywood als Nichtamerikaner schaffen will? Wiegt der Oscar so wenig? Muß man seine ganze Ambition dem Mainstream opfern, sich dem Diktat des Marketings unterstellen, darf man nicht wagen? Florian, dann komm bitte zurück und mach für uns wieder einen 'deutschen' Film.
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29.08.2010
Eins vorweg: Das ist keine leichte Kost. Schon in den opening credits wird man visuell und akustisch geprügelt. Am Ende verläßt man das Kino und fühlt sich in die Ecke geworfen, benutzt, ausgepowert.
Und schafft man es schließlich zum Ausgang hinaus, hat man eine bedrückende, seltsam über allem dahinschwebende Reise hinter sich - durch den Rotlichtbezirk im nächtlichen Tokio sowie das Innenleben der Hauptfigur. Es sind weniger einzelne Schockszenen, die verstören, als vielmehr dieser in Bilder gesetzte Albdruck als ganzes, untermalt von einem apokalyptischen Soundtrack.
Noé bekennt, daß er 2001 und Eraserhead verschlungen hat, und von diesem Kaliber ist auch sein neuestes Werk. Man ist erst einmal froh, wenn man's hinter sich hat und doch ist EtV unbedingt sehenswert. Kino in dieser Intensität und Kompromißlosigkeit gibt's vielleicht nur alle 10 Jahre zu betrachten. Dieser Film bleibt im Gedächtnis hängen.
Zum Kino(!)besuch selbst: Haben Sie für alle Fälle eine Kopfschmerztablette sowie die Zigarette danach griffbereit. Und wenn ich noch diesen persönlichen Tip geben darf, schauen Sie ihn nach Möglichkeit übernächtigt und verkatert an. Das trägt ungemein zum psychedelischen Gesamterlebnis bei ;).
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26.08.2010
Vorhin gesehen und völlig enttäuscht.
Es gibt ja nun schon viele Filme mit schrägen Charakteren und Gags, die am Rande des guten Geschmacks ihre Lacher produzieren. Da setzt M&M keinen mehr drauf. Fast zwanghaft wird jeder Charakter überzeichnet und voller Skurrilitäten dargestellt. Mögen die Macher vielleicht gedacht haben, daß dies notwendig sei, damit das vermeintlich gesättigte Publikum überhaupt noch Interesse entwickelt? Braucht's doch gar nicht. Es geht auch mit dezenten Tönen und ohne wirklich jedes noch so platte Klischee zum x-ten Mal aufzurufen, wie andere Animationsfilme der jüngeren Vergangenheit bewiesen haben.
Die Idee mit der Brieffreundschaft ist zwar originell, die Story selbst jedoch langatmig und abstrus. Als Max mittendrin sein Glück findet und der Film dramatisch aufbrandet, hofft man dankbar darauf, daß sich nun endlich etwas unerwartetes, interessantes entwickelt; eben wofür es sich gelohnt hätte, ins Kino zu gehen. Aber denkste, 3 Minuten später ist man um eine Enttäuschung reicher.
Im Ernst, ich habe überlegt, die Vorstellung zu verlassen. Und nur um hier keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, ich mag schräge Filme, noch dazu animierte. Werfe mir keiner vor, ich hätte es besser wissen müssen.
Und tut mir wirklich leid, aber diesen Film ein Meisterwerk zu nennen, ist ein Schlag ins Gesicht aller Vertreter des Genres, die dieses Prädikat zu recht tragen dürfen. Klar ist M&M handwerklich ordentlich gemacht (wenn auch nicht frei von Computertricks; bitte genau hinschauen :)). Schon allein der Aufwand der Handarbeit ist anzuerkennen, aber mehr hat dieser Film einfach nicht zu bieten. Der ist einfach nur banal.
PS: Ich vergaß zu erwähnen - wer den Trailer gesehen hat, kennt bereits die besten Stellen..
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26.08.2010
Einer der Filme, deren Magie sich erst auf der großen Leinwand zur Gänze entfaltet.
Bullitt verströmt in düsteren Analogaufnahmen die Atmosphäre des klassischen Film noir. Viele leinwandfüllende Charakterstudien sowie der exzellente Soundtrack mit dem unverwechselbaren Titelthema zeichnen diesen Thriller aus.
Vollends zum Klassiker jedoch wurde die waghalsige Verfolgungsjagd über die steilen Abhänge San Franciscos, von McQueen teils selbst gefahren, der sich wie in vielen seiner Filme ein Stück weit selbst spielt.
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09.08.2010
Dieser Film ist rundherum wunderbar gelungen. Anderson kombiniert ein sehr untypisches Medium mit seinen prägnanten, kaskadenhaften Dialogen und schafft einen der Höhepunkte des laufenden Jahres. Dazu die Formensprache, die teils an die animierten Videoclips von Peter Gabriel oder Tears for Fears erinnert. Das ist fast nostalgisch, was Anderson hier gebaut hat; Kino frei von computergenerierten Tricks.
Es ist ein Jammer, daß dieser tolle Film, obschon von der Presse gefeiert, vergleichsweise überschaubare Beachtung beim breiten Publikum gefunden hat. Bei soviel Herzblut, das hier eingeflossen ist. WA selbst hat über 10 Jahre an dem Projekt gearbeitet und wieviel Mühe Stop-motion bei einem abendfüllenden Film bedeutet, kann sich ja jeder selbst ausmalen.
Seltene 10 von 10 Punkten!
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06.08.2010
Dieser Film hätte alle Anlagen zu einem wirklich sehenswerten Kinoerlebnis gehabt. Ambitionierte Kinematographie, Drehorte, gute Schauspielerleistungen, interessantes Sujet - nur leider verläuft ab einem gewissen Punkt die Handlung viel zu langweilig und überraschungsfrei. An verschiedenen Stellen hätten sich Gelegenheiten zum Absprung aus der Lethargie aufgetan, dem Film nochmal eine unerwartete Wendung, etwas Drive zu geben, aber nichts da. So können Japan-Fans sich immerhin über die Stadtansichten von Tokio freuen, bisweilen gefärbt mit den warmen Sepiatönen des europäischen Programmkinos. Mehr leider nicht.
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06.04.2010
Zunächst mal habe ich diesem Film äußerst wohlwollend gegenüber gestanden und bin bei der gestrigen Ansicht doch enttäuscht worden.
The Hurt Locker kommt fast wie ein Episodenfilm mit immer gleichen Akteuren daher. Ergo baut sich über alles kaum die Spannungskurve auf, die das Sujet verdient hätte. Spannung kommt auch nicht auf, wenn's dann mal zur Sache geht; es hapert schlichtweg an der gekonnten filmischen Umsetzung. Wie man eine Bombenentschärfung richtig nervenzerreißend inszeniert, läßt sich ganz prächtig z.B. in "18 Stunden bis zur Ewigkeit" nachschauen.
Die Überheblichkeit der Hauptfigur erschlägt den Rest Authenzität; ein Kampfmittelräumer mit Draufgänger-Attitüde, na ja, ob man damit in dem Beruf weit kommt...? Dazu ist das Vorgehen beim Bombenentschärfen teilweise so hanebüchen, daß man sich fast wünscht, Staff Sergeant James möge sich verschätzen und damit den Zuschauer früher als nach viel zu langen 2 Stunden erlösen. Das ständige Handkameragewackel haben andere zudem schon überzeugender eingesetzt. Und schließlich gibt es zum Thema 'Kriegsalltag im 21. Jahrhundert' bereits überzeugendere Vertreter.
Mein Fazit: Für einen Independent-Film ganz OK; mit 6 Oscars jedoch zu hoch dekoriert.
PS: Wer was richtig Erschütterndes sehen möchte, sollte sich stattdessen das (leider echte) Militärvideo bei wikileaks ansehen, in dem eine Gruppe Zivilisten in Bagdad auf offener Straße aus einem amerikanischen Kampfhubschrauber erschossen wird, weil die tumben Blödmänner an Bord nicht einen Photoapparat von einem Granatwerfer unterscheiden können.
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29.03.2010
'Weiß nicht, aber ich mußte ständig an The Shining denken. Da ist zunächst die krasse Bildersprache, die Kubrick alle Ehre gemacht hätte; sogar das Bild der Frau, die nur noch vorne existiert, ist vorhanden. Bei Kubrick ist sie hinten verwest, bei Scorsese verbrannt. Eine Hommage an den großen Meister? Bekannt ist zumindest, daß Scorsese ein Bewunderer von Kubricks Kunst ist.
Dann die Handlung; am Ende hat sich alles nur im Kopf der Hauptfigur abgespielt. Das ist der Augenblick, in dem Shutter Island zu kippen beginnt, und mit ihm kippen auch die bis dahin gehaltenen Positionen. Der Showdown im Leuchtturm löst die Limits auf; wer ist hier eigentlich gut, wer böse, und - ist eine derartige Polarisierung in diesem Film überhaupt zulässig, ist der Film nicht gänzlich anders gekämmt? Scorseses neuestes Werk ist ein sinistres Vexierbild.
@otello, 'steht nirgends, daß ich das nicht darf :). Das hier ist ein Meinungsforum. Und dann bitte erstmal vor der eigenen Tür kehren bzw. die Spoiler aus den eigenen Beiträgen(!) entfernen.
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29.03.2010
Tja, was soll man zu diesem Film sagen? War nach den Oscars gespannt drauf.
Auf der einen Seite ist da ein wirklich schwaches Drehbuch. Der Film handelt von dem abgehalfterten (komisch, das stand bis jetzt in jeder Rezension) Country-Sänger Otis "Bad" Blake, 57, ein ziemliches Alkoholproblem und vier gescheiterte Ehen am Bein, dessen beste Zeiten schon sehr lange zurückliegen und dessen Leben sich irgendwo zwischen schmierigen Hotelzimmern, Auftritten vor 20 Zuschauern sowie den langen Autotransfers dazwischen abspielt.
Daraus an sich kann man einen wirklich bewegenden Film bauen. Bloß bleibt Crazy Heart in der ganzen Darstellung der Lebensmisere des alternden Musikers oberflächlich und damit unglaubwürdig. Blake hat Probleme und keine Perspektive; er muß mit ansehen, daß einer seiner ehemaligen Begleitmusiker Erfolge feiert, während sein Stern untergegangen ist. Außerdem braucht er dringend Geld. Dafür kommt seine Figur in dem Film aber viel zu gut durch. Alles läuft recht easy und die Probleme lösen sich irgendwie von selbst auf. Emotional hat mich dieser Film kaum angesprochen. Aber vielleicht bestand hier für den Regisseur auch die Gefahr, einen Film zu machen, der zu große Ähnlichkeiten zu The Wrestler gehabt hätte.
Auf der anderen Seite steht da mit Jeff Bridges ein absoluter Glücksfall vor der Kamera, bei dem die Grenzen zwischen Schauspiel und Er-selbst-sein kaum erkennbar sind, der den Film komplett alleine trägt und eine optimale Wahl darstellt. Ähnlich wie Rourke in The Wrestler war die männliche Hauptrolle den Gang ins Kino wert.
In weiteren Rollen konnten Maggie Gyllenhaal, Colin Farrell und ein sehr alter Robert Duvall gefallen, der den Film auch mitproduziert hat.
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