Solaris
USA 2002, Laufzeit: 98 Min., FSK 12
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: George Clooney, Natascha McElhone, Jeremy Davies, Viola Davis, Ulrich Tukur
Original und Homunkulus...
Lübke (31), 21.10.2004
Es scheint, das Schicksal will, dass ich schon wieder nach Kinokeule ?poste? und schon wieder anderer Meinung bin (dahinter steckt aber wirklich keine Absicht!!!). Tatsächlich stimme ich mit den dargelegten Meinungen der meisten - wenn nicht aller - Beiträge nicht überein.
Schließlich sehen wir in dieser Verfilmung eines Romans des unvergleichlichen Stanislaw Lem endlich wieder einmal einen SF-Film, der ohne spektakuläre Weltraumschlachten oder sonstigen reißerischen Schnickschnack auskommt sondern versucht in ?nur? 94 Minuten verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen persönlichen Schwierigkeiten (zugegeben, teils arg schleppend) zu entwickeln um sie wie ?Solaris? selbst zum Leben zu erwecken. (Dennoch:) Besonders das häufig kritisierte, geringe Tempo mit dem die Geschichte von ?Solaris? erzählt wird, ist für mich nachgerade eine Erholung für die (in letzter Vergangenheit) geschundene SF-Film-Seele. Interessanterweise werden Lem selbst in seinem gesamten Werk immer und immer wieder die vermeintlich überbordend detaillierten, überflüssigen und den jeweiligen Geschichten nicht dienlichen Einschübe vorgeworfen. Der Standpunkt ist absolut nachvollziehbar - wenn ich ihn auch nicht vollständig teile. Ich genieße jede Zeile von Lem wie jeden Zug einer handgerollten kubanischen Zigarre...
Soderbergh präsentiert uns nach diesem Bild einen vergleichsweise minderwertigen aber immer noch genießbaren Zigarillo. Schade nur, dass ich Tarkowsijs Version noch nicht kenne.
p.s. Max-Roth-Group: Mir is gestern ?n Waschlabbe vom Hake gefalle - da hab? ich ihn wieder druffgehonge? Ups, schweife ich ab?
Die Leere im Weltall
Kinokeule (541), 07.10.2004
Der fantastische Roman von Stanislaw Lem scheint unverfilmbar zu sein. Was habe ich mich schon vor Jahren im Kino bei der Tarkowskij Version gelangweilt. Der Film ging gefühlte 4 Stunden lang. Auch das ansonsten sichere Dreamteam Soderbergh/Clooney kommt hier überhaupt nicht in Fahrt. Nette Kulisse, schöner Soundtrack, und sonst ambitionierte Langeweile. Clooney spielt bedeutungsschwanger und von Natascha McElhone bleibt außer ihrem schiefen Grinsen nichts in Erinnerung. Popcorn Kino und philosophische Betrachtungen kommen auch hier nicht zusammen (2 Sterne).
Warum geht die Welt "rückwärts"?
Max-Roth-Group (3), 04.05.2004
Wer die gelungene Verfilmung von Andrei Tarkovsky von 1972 kennt, wird an der "Version" von Soderbergh wenig Freude haben, aber:
Ich frage mich nun wieder (befruchtet durch dieses Erlebnis), warum die "DDR" nicht die "BRD" vereinnahmt hat, und warum nicht wir im "real-existierenden Konsumismus" eine "Perestroika" und ein "Glasnost" erleben duften? Sind wir wirklich dazu verdonnert, auch gerade als EUROPÄER, die Glitzerwelt der USA ungefragt zu übernehmen?
Nun, zurück zum Film: Tarkovsky galt als der bedeutendste russische Regisseur nach Sergej Eisenstein. Sein Film "Solaris" gilt unter Cineasten als Meisterwerk.
Soderberghs Version, oder besser gesagt, der zweite Versuch an Lems Stoff hingegen, ist die "Kaugummi-Version". Während Tarkovsky mit seinem unaufdringlichen - und dennoch (oder gerade deswegen) fesselnden Erzählstil, den Blick des Betrachters auf die Frage foccusierte, was "Mensch-sein" bedeutet, was Erinnerungen - Gegenwart - Hoffnungen - Wünsche - Träume und Schuldgefühle sein können und auslösen können, so scheint sich Soderbergh hingegen eher damit begnügen zu wollen, uns den nackten Hintern von Clooney zu zeigen und bemerkenswerte "Science-Fiction-Film-Effekte" einfliessen zu lassen.
Tarkovski hatte seinerzeit (nach dem Film) sogar erwähnt, dass er im Nachhinein der Ansicht ist - zu viel "optischen Schnick-Schnack" verwendet zu haben.
Man kann einen Sience-Fiction-Film auch OHNE jegliche Special-Effects drehen.
Vielleicht "unterschlägt" auch aus diesem Grunde die "offizielle Web-Site" des (neuen) Filmes, die Existenz des Werkes von Tarkovsky komplett - um einen "Vergleich" gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Das erinnert mich an eine (reale) Szene an einer deutschen (Warenhaus-)Kasse, wo ein Araber sich auf einem Zettel ein paar Zahlen (Preise) notierte - beim rechnen kurz "stockte" - und daraufhin zwei junge US-Amerikanerinnen, welche hinter ihm in der Schlange warteten, loskicherten, und laut (auf englisch) sagten: "Uhuhu, schau mal - der kann keine amerikanischen Zahlen schreiben!"
Ich unternahm nicht einmal im Ansatz den Versuch den "klugen Amerikanerinnen" zu erklären, dass IHRE "Amerikanischen Zahlen" eine arabische Erfindung sind.
Oh, ich schweife erneut ab.
Nun, der "alte" Film - dem das gewohnte Tempo (und somit auch die "augen-schmerzende" schnelle MTV-Schnittfolge) des konventionellen US-Kinos fremd ist - versteht sich somit meiner Ansicht nach auch (und vor allem) als Angebot um sich hineinzufühlen und die eigenen Interpretationen zuzulassen. Fast erscheint der "alte Film" somit als die nahezu exakte Antipode zur "modernen Version" - obwohl dieser auch auf dem gleichen Buch basiert.
Diese - wohl eher zufällige "Leistung" - ist bemerkenswert, da es dem sensiblen Betrachter nicht nur zwei sehr gegensätzliche Hintergründe erkennen lässt, (den Neo-Liberalismus und die "freie Marktwirtschaft" vs. dem Kommunismus auf der anderen Seite) - sondern auch die glanzvollen und menschlichen siebziger Jahre vs. dem kalten und menschenverachtenden "neuen Jahrtausend" in dem wir nun leben.
Tja, nun habe ich ungewollt eher den "alten" Film bewertet - und somit doch auch irgendwie den "neuen", oder?
Mittelmaß
Bateman (13), 13.04.2004
Der Film ist wirklich nicht das gelbe vom Ei - obwohl in schöner Optik. Was bringt es , aus Sartorius eine Frau zu machen? political correctness? und der doofe Einfall mit falschem Snaut? Jedenfalls läuft Soderbergh an der Vorlage vorbei, und das, ohne was eigenes als Ersatz zu bringen. Das so ein großartiger Stoff unverfilmbar ist, stimmt aber meiner Meinung nach nicht - dies hat Tarkowski mit seiner Version vor vielen Jahren bewiesen.
Wer die Geschichte langweilig findet... soll auch die Finger von Lem lassen - zu emfehlen wären hingegen Werke von Astrid Lindgren, Hans Andersen und Joanne K. Rowling.
Billig Konversation im All?
Killing Zoe (37), 29.09.2003
Ich kann mich der Meinung Otellos nur anschließen.
Die Optik und der Sound sind klasse, der Rest tödliche Öde und dazu noch meilenweit neben der Intention des Buches. Die Fixierung auf die Liebesgeschichte wäre noch in Ordnung, wenn die Dialoge nicht so brutal banal und dumm wären! Die Dialoge gehen nicht über miesestes Soap-Niveau hinaus und zerstören damit jede Spannung.
Die optische Darstellung Solaris und der Station ist gelungen keine Frage, machen den Film aber leider nicht sehenswert.
Der Soundtrack ist dagegen auch im Nachhinein durchaus zu genießen.
bewegend
Dr. Hibbert (7), 10.09.2003
Die letzten Szenen in diesem Film laufen mir immer noch nach. Die zerbrochene Beziehung, die wahrscheinlich fast jeder erlebt haben wird, schmerzhafte Erinnerungen daran, und dann ein Moment in dem ploetzlich alles gut ist und alles da ist was man sich immer gewuenscht hat - ich finde das Ende dieses Films ist so wunderbar. Und die Idee, in einen Science-Fiction Film einen Planeten einzubringen der eine so abgefahrene Faehigkeit zu haben scheint finde ich auch sehr sehr klasse. Meine einzige Kritik geht an George Clooney, von dem ich finde, er kann gut gut aussehen, als Schauspieler finde ich ihn nicht all zu ueberzeugend.
Die Kraft der Ruhe - toller Film
Roger Burns (47), 24.07.2003
Science-Fiction und Love Storie in einem - Das soll funktionieren? Es klappt - und wie.
Eins vorweg: wer sich schon bei "2001 Odyssee im Weltraum" langweilte sollte sich den Film nicht anschauen.
Dieser Film ist im warsten Sinne des Wortes magisch. Eine Magie die man nur spürt, wenn man die Story hinter der Story erkennt. So kraftvoll kam schon lange kein Film mehr daher. Nicht für jeden Geschmack, aber für Hobby-Theologen und Philosophen ein Eldorado.
Kosmisches Valium hochdosiert
otello7788 (554), 19.06.2003
Eine hochästhetische Fotografie, ein toller spaciger Soundtrack und gute Darsteller haben leider keine Chance gegen die tödliche Langeweile, die das Drehbuch verströmt. Ich kann nicht weiter schreiben, da ich jeden Moment drohe an den Nachwirkungen einzuschlafen. "Solaris" ist nichts anderes als kosmisches Valium...
Solaris?
miro279 (54), 11.06.2003
Sicher Literatur ist nicht direkt verfilmbar, sie wir sich immer ändern im Augenblick der "Übersetzung" in Bilder, keine Frage. Ich fand den Film auch nicht schlecht, aber mit Solaris hat er einfach so gut wie nichts zu tun, das fand ich ein bisschen Schade, ich hatte schon damit gerechnet..
Schön
bensi (120), 10.06.2003
Das ist es, was ich über den Film sagen will. Die kraft der Bilder rückt hier besonders in den Vordergrund. Die Atmosphäre erinnert ein bisschen an Kubrik's 2001-Odyssee im Weltraum (Die Raumstation sieht genauso aus wie die in Solaris). Von der Ästhetik her ist der Film echt gelungen. Eigentlich braucht man da gar keinen tieferen Sinn, oder eine spannende Handlung, oder eine Aussage mehr, man braucht bloß zuzuschauen und kann in die traumähnlichen Aufnahmen und die passenden Musik genießen.
Die Entdeckung der Langsamkeit
elvis (77), 02.06.2003
Der Film ist spannend und sehr langsam. Tod, Seele,
Menschsein, Liebe und Leben jenseits unserer Vorstellung, sind die Themen, um die es geht.
urgs
hotratz (16), 26.04.2003
schöne bilder, story leider nur voll neben der vorlage, soderbergh reduziert solaris zur lovestory, schade.
lest das buch!
filme und literatur
calvin (27), 17.03.2003
Der Hinweis, dass Filme literarische Vorlagen nicht erreichen, geht immer am Film vorbei. Literatur, zumindest wenn sie Kunst wird, ist nicht verfilmbar -- gute Autorenfilme sind ja auch nicht fiktional beschreibbar. (Auf diese Idee würde man nicht kommen). Hinter fiktionalen Texten steckt keine objektive Sinnbotschaft: der Leser liest sich weitgehend selbst -- und wie sollte man diese subjektive Fähigkeit der Literatur in Bilder umsezten? Zumal diese innerpsychischen Bilder immer unscharf sind. Besprechungen des Film sollte man deshalb am Filmischen orientieren. Und da sehe ich in Konkurrenz zu Solaris derzeit wenig. Spielbergs Minority Report thematisiert die philsophischen Aspekte des Themas gerade nicht. Die Story von "Matrix" ist relativ eindimensionial. Solaris (der Film) hingegen stellt da eindringlichere Fragen, ohne sie zu beantworten.
Genial Gescheitert
Frau Menzel (1), 15.03.2003
Ein Film steht und fällt mit den ersten und den letzten 5 Minuten, die Steven Soderbergh ?Solaris? kongenial umgesetzt hat. Aber mit der Buchvorlage von Stanislaw Lem hat der Film sehr wenig zu tun. Und je mehr er sich davon entfernt, desto besser wird er. Mit dem Buch verbindet der Film die problematische Einordnung in die Kategorie des Science Fiction. Denn es handelt sich letztendlich um eine Geschichte um Liebe und Identität, die zufällig in der Zukunft spielt. Sicherlich läuft ?Solaris? mit seiner sehr ruhigen und bedächtigen Erzählweise dem Mainstream des Kinos zuwider und wirkt deshalb umso eindringlicher und nachhaltiger. (Große Überraschung, George Clooney kann mehr als nur gut aussehen! Aber gut aussehen tut er auch!!!)
Wer große Namen wie Lem und Tarkowski ins Spiel bringt, muss sich an ihnen messen lassen. Soderbergh gelingt es nur einen Bruchteil der philosophischen Themenvielfalt der Romanvorlage filmisch umzusetzen; das allerdings in bemerkenswerter Weise. Nur - das Buch von Stanislaw Lem ist umso vieles größer, facettenreicher, intelligenter, ironischer, geistreicher ? Also es bleibt nur lesen, lesen, lesen!
hübschää
picco (85), 13.03.2003
also mein lieblingsfilm ist ja ein neuseeländischer namens "quiet earth". wer den mochte mag solaris auch. allerdings hätte ich mir eine andere hauptdarstellerin gewünscht. (rein wegen ihres schlimmen unterkiefers...). an sonsten schön klaustrophobisch und für -aus leidenschaft zur depression neigende- selbstmordkandidaten sehr zu empfehlen. alleine in einem grossen kino könnte man sich nachher direkt begeistert aufhängen.
Clooney vermasselts's
Dr. Tom (57), 12.03.2003
Zweifellos ein guter, interessanter Film über Erinnerung, Identität und (Selbst-)Betrug. Stellenweise hätte ich mir einen stärkeren dramaturgischen Kick gewünscht, statt weitere Leerstellen und Reflektionsangebote enträtseln zu müssen, aber sei's drum. Clooney allerdings ist eine komplette Fehlbesetzung; er ist viel zu glatt, um einen zerrissenen Protagonisten darzustellen, er gehörte in eine Screwball-Komödie oder meinetwegen in einen überdrehten Action-Streifen, aber das alles ist dieser überaus stille Film nun gerade nicht. Statt Clooney vielleicht jemand vom Schlage eines Malkovich, und der Film hätte noch einiges mehr zu bieten gehabt.
ja.
tinetuschen (142), 11.03.2003
dies als antwort zur frage des vor-posters :) ... aber zum film. eigentlich ist schon alles gesagt, ein film der einen gebannt zurücklässt mit tausend neuen gedanken im kopf. und einer unglaublich gelungenen kulisse vor augen.
Fragen, keine Antworten
calvin (27), 10.03.2003
Stanislav Lem hat sich von diesem Film distanziert, weil er kein "Beziehungsdrama im All" geschrieben habe. Sein Roman von 1961 enthält allerdings auch die nicht ganz unwichtige Beziehungsebene zwischen Kevin und Rheya. Sich nicht exakt an die Vorgabe des Romans zu halten
ist die einzige Chance ihn gewinnbringend zu verfilmen: es geht schließlich nicht um eine 1:1 Umsetzung, die immer scheitern muss, die sich naive Zuschauer aber wünschen. Sonderbergh hat sich anregen lassen und einen großartiges Werk geschaffen, dass sich an Filmen und nicht an Büchern messen muss. Die Story konsequent zirkulär anzulegen - ganz anders als im Roman - ist nicht nur konsequent, sondern auch eine geniale Idee. Er musste sich etwas einfallen lassen, da der Roman aus der Ich-Perspektive erzählt wird, die das Kino nicht kennt, denn man sieht Figuren immer von Außen. Diese Interpretation von Solaris mutet dem
Zuschauer zu, was der Planet den Wissenschaftlern zumutet: der Film stellt Fragen, ohne sie zu beantworten. Wie Solaris den Menschen überlegen ist, so entzieht sich die Zirkulärität der Handlung einer einfachen Interpretation. Das wird für Zuschauer, die leichte Unterhaltung oder Action im All erhoffen, schnell unerträglich. Der
Film ist wunderbar langsam und unspektakulär. Wie in "Heaven" von Tykwer muss man genau auf die wenigen Sätze achten, wie in "Lost Highway" von Lynch steht man am Ende mit einer Aufgabe da - und man kann sich dem nicht entziehen - selber zu denken. Das rückt den Film in die Nähe eines Traums, in dem irrationale Wünsche, Sehnsüchte, Ängste ausgelebt werden, und zwar ohne den Haltepunkt leichtgängiger Rationalität. In der Rekonstruktion der Handlung von Solaris stößt
Sonderbergh einen auf Themen, die existentiell und sehr irdisch sind: der Tod, die Erinnerung, der Traum der wiederauferstandenen Toten.
Science Fiction ist eine reine Männergattung, so steht es in den Filmbüchern. Die Erotik von Clooney könnte aber auf die Zuschauerinnen "persönlichkeitszersetzend" wirkend: der schönste Mann im Gegenwartskino, oder?
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