Während der theaterfreien Zeit wird man jährlich verlässlich mit Schwachsinnsmeldungen über das Sommerloch hinweg unterhalten: „Krokodil im Badesee gesichtet“, „Erste ipad-Rede im Bundestag“, „Vuvuzela blasen hilft bei Menstruationsschmerzen“ oder „Krake Paul wird spanischer Ehrenbürger“. Das entlockt ein Schmunzeln, und man weiß, es ist hierzulande nichts wirklich Schlimmes passiert. „Klimaanlagen der deutschen Bahn funktionieren nur bis 32 Grad“. Schon wieder ein Witzbold am Werk? Nicht witzig, hat man einmal das Versagen der deutschen Kühltechnik in einem der hochgerüsteten ICE-Züge am eigenen Leib miterlebt. Folgt dann noch die Meldung: „Klimawandel schuld am Versagen der Deutschen Bahn“, weiß man spätestens, dass im Land der Dichter und Denker nicht mehr alle ganz dicht sind.
So ist es ja auch neuerdings in NRW möglich, dass SPD und GRÜNE trotz fehlender Mehrheit eine sogenannte „Minderheitsregierung“ bilden. Komischer Begriff von Demokratie, dass aus der Minderheit die Mehrheit regiert werden soll: „Koalition der Einladung“ nennt man diese Mogelpackung, die nur unter Einbeziehung der LINKEN überhaupt funktionieren kann. Vielleicht zu viel ICE gefahren, die Genossen. Was der Regierungswechsel für die Kultur in Köln bedeutet, denn diese ist sehr abhängig vom Land, ist noch offen: Ute Schäfer, heißt die neue Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, die einen Schwerpunkt vor allem bei der kulturellen Bildung setzen und dafür eintreten will, dass die Kulturausgaben des Landes, wenn schon nicht erhöht, dann doch zumindest nicht gekürzt werden. Von der letzten SPD-geführten Landesregierung unter Peer Steinbrück, der auch Frau Schäfer angehörte, war man da leider anderes gewohnt. Der Kulturetat des Landes wurde damals geradezu verstümmelt und über etliche Jahre durch die CDU-Landesregierung mühsam wieder etwas hochgepäppelt. Ja, für den einen oder anderen kulturaffinen Mitmenschen ist dies eine äußerst unbequeme Wahrheit. Auch die Grünen haben sich auf Landesebene bisher nicht sonderlich als kulturelle Gutmenschen profiliert. Aber es ist ja noch nicht aller schwüler Düsseldorfer Tage Abend. Als wichtig und ernstzunehmender einzustufen ist Ute Schäfers Ankündigung, dass sich die neue Landesregierung für eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung der Kommunen einsetzen will, damit diese wieder stärker auch in Kultur investieren können. Seit Jahren bluten die Gemeinden zu Gunsten von Land und Bund aus. Dies ist in der Tat eine Entwicklung, die es umzukehren gilt. Anyway, es bleibt abzuwarten, ob sich SPD und GRÜNE auf Landesebene kulturpolitisch geläutert präsentieren, und was nach der einen oder anderen schweißtreibenden ICE-Fahrt von Düsseldorf nach Berlin von den hehren Vorsätzen der Minderheitskoalitionäre übriggeblieben sein wird ... BON VOYAGE!
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Wohin, David?
„Mein Onkel David“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 08/25
Vergessenes Weltwunder
„Mein Freund, der Baum, sieht rot“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 07/25
Unter blauäugigen Hunden
„Traudl Junge – Im Schatten des Bösen“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 06/25
Fragen als Gemeinsamkeit
„Hiob“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 05/25
Wieder Mensch sein dürfen
„Das Tagebuch der Anne Frank“ im Leverkusener Erholungshaus – Theater am Rhein 05/25
Raus ins Leben?
„Draußen“ in der Kölner Stadthalle Mülheim – Theater am Rhein 05/25
Zwischen den Fronten
„Making the Story“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Der Übermann
„Boys don‘t cry“ in der TanzFaktur – Theater am Rhein 04/25
Die Grenzen des Theaters
„Was ihr wollt“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Im Schatten der Diktatur
„Jugend ohne Gott“ am Comedia Theater – Theater am Rhein 03/25
Der Mensch als Scherbe
„Der zerbrochene Krug“ am Horizont Theater – Theater am Rhein 03/25
Totale Berührung
„Do not touch!“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 03/25
De Rach vun der Fleddermus
„De Kölsche Fledermaus“ an der Oper Köln – Theater am Rhein 02/25
Das Ende der Herrlichkeit
„Der Fall Ransohoff “ am Orangerie Theater – Theater am Rhein 02/25
Überladenes Gezwitscher
Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ und „Endsieg“ in Bonn – Theater am Rhein 02/25
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater am Rhein 01/25
Ausweg im Schlaf
„Der Nabel der Welt“ in Köln – Theater am Rhein 01/25
Klamauk und Trauer
„Die Brüder Löwenherz“ in Bonn – Theater am Rhein 01/25
Ein Bild von einem Mann
„Nachtland“ am Theater Tiefrot – Theater am Rhein 12/24
Im Land der Täter
„Fremd“ am Theater Bonn – Theater am Rhein 12/24
Fluch der Stille
„Ruhestörung“ am TdK – Theater am Rhein 12/24
Das Mensch
„Are you human“ am TiB – Theater am Rhein 12/24
Wege in den Untergang
„Arrest“ im NS-Dokumentationszentrum Köln – Theater am Rhein 10/24
Bis der Himmel fällt
Franz Kafkas „Der Bau“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 09/24
Feder statt Abrissbirne
„Fem:me“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 07/24