Das Mensch ist weder komisch noch wirklich zur Ernsthaftigkeit fähig, lediglich bizarr. Zu dieser Überzeugung müssten Aliens, PC-Bewohner:innen oder andere Wesen kommen, die mit eben jener Spezies konfrontiert werden. So auch in der Inszenierung „Are you human“ am Theater im Bauturm. Hier wagt die Koproduktion zwischen Bauturm, Studiobühneköln und dem Kollektiv Fast verwegen den Spreizschritt zwischen holprigem Schwank und Tragödie über KI mit einem Schuss Sozialkritik. Die Kollision zwischen Loriots Familie Hoppenstedt mit Charakteren der Fussbroichs respektive der Teztlaffs („Ekel Alfred“) plus einiger Mausklicke im „WorldWideWeb“ brettert über weite Strecken des Stückes mit überzeichneten Figuren und verzweifelter Humoreske durch das Wohnzimmer einer Ruhrpott-Influencer-Familie, die auch mit dem Besuch des spendabelsten Prinzen aller Zeiten (aus Nigeria!, Anm. d. Verf.) nicht die betonte Bescheidenheit verliert.
Die jungen Ensemblemitglieder agieren in 90 Minuten spielerisch auf hohem Niveau. Die darstellerischen Nuancen von Aktrice Alexandra Hespe sind dabei gar ein Highlight. Allein der Stoff kann aufgrund seiner klammen Komposition nicht zünden. Wenn gar zum Ende eine sentimentale Publikumsbelehrung über die Risiken des Netzes erfolgt, wundert man sich wie ein verdutzter Schachspieler über einen nicht nachvollziehbaren Zug seines Kontrahenten. Fatal oder genial? Wäre da nur nicht dieser Untertitel: „Theaterkritiker:innen hassen dieses Stück“. Böse Falle. Ach, dieses Mensch.
Are you human (Theaterkritiker:innen hassen dieses Stück) | 13., 14., 15.2. je 20 Uhr, 16.2. 18 Uhr | Theater im Bauturm | 0221 52 42 42
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