Mit „Hexe – Heldin – Herrenwitz“ gelingt dem Theater im Bauturm ein blutiger Volltreffer ins Zentrum der selbstgefälligen Männlichkeit. Für die Aufarbeitung weiblicher Unterdrückung in einer offenen Weltstadt namens Köln käme dabei eigentlich nur eine Tragödie in Frage. Doch das Ensemble um die Darstellerinnen Susanne Pätzold, Nicole Kersten und Bruna Cabral wagt sich an eine Komödie.
In Anbetracht einer jahrhundertelangen Leidensgeschichte als von der Kirche verfolgte Hexen, zweckdienliche Gebärmaschinen sowie sozial wie politisch entmündigten Bürgerinnen bleibt dem Publikum im Zuge der rund 90-minütigen Produktion oftmals zunächst das Lachen im Halse stecken. Pätzold und Kersten changieren dabei unwiderstehlich zwischen Kneipenproleten und historischen Persönlichkeiten, deren gesellschaftliches Engagement, künstlerisches Talent und Unschuld an teuflischen Verschwörungen zumeist erst nach dem Tode gewürdigt oder überhaupt eingestanden wurde. In einer Chronik von Heldinnen kommen die Mitbegründerin des Kölner Dombauvereins, Sibylle Mertens-Schaaffhausen, Patrizierin Katharina Henot, Stifterin und Mäzenin Laura von Oelbermann, Malerin Marta Worringer sowie Gertrud „Mucki“ Koch als NS-Widerstandskämpferin zu Wort. Als Musikerin sorgt Bruna Cabral an Schlagzeug, Vibraphon und Gitarre für akustische Empörung zwischen beiden Geschlechtern, die in einer schon jetzt legendären Darbietung von Kalauern gipfelt. „Hexe – Heldin – Herrenwitz“ beschwört den endgültigen (und verdienten) Untergang des Patriarchats.
Hexe – Heldin – Herrenwitz, Ein Panorama zur Geschichte von Frauen in Köln | 30.5. 18 Uhr, 31.5., 26., 27., 28.6. je 20 Uhr | Theater im Bauturm | 0221 52 42 42
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