Eigentlich gibt es in „Die Brüder Löwenherz“ nicht viel zu lachen. Der Roman von Astrid Lindgren ist dafür viel zu ernst, immerhin geht es um Tod, Trauer, Angst, aber auch um Hoffnung. Von allen Kinderbüchern, die die schwedische Schriftstellerin geschrieben hat, ist dieses sicherlich das am meisten erwachsene; seine traurigen und nachdenklichen Kernbotschaften fordern von den Lesern weitaus mehr Reife als die Abenteuer von Pippi Langstrumpf oder Karlsson vom Dach. Nun hat Regisseur Simon Solberg den Stoff für das traditionelle Familienstück des Theaters Bonn zur Weihnachtszeit inszeniert und eine ganz einfache Lösung gefunden: Klamauk. Was ebenso viele Probleme schafft wie löst.
Das Stück behandelt die Geschichte des sterbenskranken Karl „Krümel“ Löwe (Jacob Z. Eckstein), dessen älterer Bruder Jonathan (Christian Czeremnych) ihm von dem magischen Land Nangijala erzählt, in das man nach dem Tod komme, einem Reich der Abenteuer, in dem alles möglich sei. Tatsächlich finden beide kurz nacheinander den Weg dorthin, müssen aber feststellen, dass der Tyrann Tengil mit Hilfe des Drachenweibchens Katla alles zu erobern droht. Natürlich wollen die beiden Brüder helfen. Gleichzeitig lässt Solberg sie aber gurrend, pfeifend und muhend durch den Theaterraum springen, was vor allem in der Häufung dieser und ähnlicher Szenen einfach zu albern wirkt. Zugegeben, dieser Ansatz erreicht das gewünschte Ziel lauten Kinderlachens, geht aber leider zu Lasten der Dramatik des Originals. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen. Gelungen ist aber das wandelbare Bühnenbild sowie der beeindruckende Kopf Katlas.
Die Brüder Löwenherz | 22., 25.12. je 16 Uhr, 28.12., 18.1. je 18 Uhr | Schauspiel Bad Godesberg | 0228 77 80 22
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