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Nino Haratischwili
Foto: Dina Oganova

Georgisch-deutsche Kultur

15. Juni 2022

Nino Haratischwili im Literaturhaus – Lesung 06/22

Vier Frauen, vier Schicksale, vereint durch ihre gemeinsamen Erlebnisse in ihrer Heimatstadt Tbilissi in Georgien Ende der 1980er Jahre, als das Land sich mitten in einem Bürgerkrieg befindet.  Das ist, kurz gesagt, der Inhalt von Nino Haratischwilis Roman „Das mangelnde Licht“. Spannend ist dabei vor allem, dass Haratischwili einen Zeitsprung macht: 2019 treffen sich drei der Freundinnen wieder, die vierte ist bei einem tragischen Zwischenfall verstorben. Ihr Treffen ist nicht nur eine private Rückschau auf ihre Freundschaft, sondern zugleich auf die Geschichte Georgiens.

Damit tut Nino Haratischwili das, was sie am besten kann: Geschichten erzählen, die nicht nur das Leben ihrer Protagonist:innen verfolgen, sondern zugleich auch ein Stück georgischer Geschichte vermitteln. 1983 in Tbilissi geboren, wuchs sie zunächst in Georgien auf. 1995 flüchtete sie gemeinsam mit ihrer Mutter vor dem Bürgerkrieg im Land, lebte zunächst in der Nähe von Lübbecke. Doch nur zwei Jahre später, mit 14, ging Haratischwili alleine zurück nach Georgien, wo sie bis 2003 lebte. Schon damals begann sie ihr künstlerisches Engagement im Bereich der georgisch-deutschen Beziehungen: 1998 gründete sie das Fliedertheater, eine deutsch-georgische Theatergruppe, für die sie regelmäßig Stücke schrieb. 2003 kam Haratischwili erneut nach Deutschland zurück, wo sie bis 2007 an der Theaterakademie Hamburg Theaterregie studierte.

2010 veröffentlichte Haratischwili schließlich ihren ersten Roman, „Juja“, mit dem sie unter anderem auf der Longlist des Deutschen Buchpreises landete. Besonderes Aufsehen erregte 2014 ihr Roman „Das achte Leben“, in dem sie über sechs Generationen hinweg ein georgisches Familienepos erschuf. Das Buch wurde in 25 Sprachen übersetzt und ein internationaler Bestseller, für den Haratischwili 2019 den Schiller-Gedächtnis-Preis erhielt. Angesichts des aktuellen Kriegs in der Ukraine gewinnt Haratischwilis Roman „Das mangelnde Licht“ – aus dem sie am 20. Juni im Literaturhaus Köln liest – eine traurige zusätzliche Relevanz – hat doch Georgien über Jahrzehnte hinweg ähnliche russische Aggressionen erlebt. Es ist daher kein Wunder, dass die Süddeutsche Zeitung Haratischwili erst kürzlich eine der „wichtigsten Schriftstellerinnen Deutschlands“ nannte.     

Nino Haratischwili: Das mangelnde Licht | Mo 20.6., 19.30 Uhr | Literaturhaus Köln | https://literaturhaus-koeln.de/

Marina Wudy

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