Das junge Kaninchen Perlin lebt mit seiner Familie, Igeln, Eichhörnchen und weiteren Tieren in einem Dorf im Wald. Ausgerechnet beim jährlichen Picknick aller Bewohner zieht ein Sturm auf. Die Tiere fühlen sich in ihrer Umgebung nicht mehr sicher und ergreifen die Flucht. Nach einem langen Marsch kommt Perlin mit seinen Eltern bei einer Dachsfamilie unter. Hier harren sie aus, bis das Wetter sich bessert. Einzig das Dachsjunge reagiert abweisend, weil es nicht ahnt, wovor die Tiere geflohen sind, und seine Höhle nicht teilen will.
Das Duo aus Kindergärtnerin und Buchautorin Sophie Moronval und Illustratorin Éloïse Oger hat eine in Text und Bild gut abgestimmte Geschichte rund um Zusammenhalt, Heimweh und Resilienz geschaffen. Die Illustrationen sind detailreich und laden zum Entdecken verschiedener Nuancen des Zusammenlebens und Zusammenhalts angesichts des Unwetters ein. Für diese Themen und das Heimweh des jungen Kaninchens liefern sie zahlreiche Gesprächsanreize.
Eine Gesprächsgrundlage, die das Buch rund um Überschwemmungen und Klimaflucht bieten soll, eröffnet sich allerdings nur in Andeutungen. Warum wissen die Tiere sofort, dass sie im Dorf angesichts des Sturms nicht mehr sicher sind? Ähnliche Ereignisse aus der Vergangenheit oder Wissen über Extremwetter werden nicht behandelt. Starkregen bilden Illustrationen und Text zwar ab, nicht aber eine Überschwemmung. Solche Bezüge müssen Erwachsene herstellen, wenn sie das Buch mit Kindern in dieser Lesart besprechen möchten. Die Ansätze dafür liefert das Buch dennoch. Es bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich so ein Unwetter nicht wiederholt; das ermöglicht Gespräche über die Ängste für den Fall, dass es doch so kommt.
Der Tag, an dem der Sturm alles wegfegte | Illustrationen: Éloïse Oger | Minedition | ab 4 Jahren | 32 S. | 16 Euro
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