Die Beziehung zwischen Menschen und Tieren ist widersprüchlich. Einerseits sind Haustiere für viele Menschen treue Begleiter und Weggefährten. Andererseits führt die Massenproduktion von Eiern, Milch und Fleisch zu Gewalt, Verletzungen, Verhaltensstörungen und zum Tod zahlloser Tiere. „Wir leben in einer Beziehung mit den Tieren und leugnen sie gleichzeitig in dem Moment, wo es zum Töten kommt“, sagt Maxi Obexer.
Nachdem sich die Autorin schon in einigen Essays und Radiobeiträgen mit dem Verhältnis von Mensch und Tier beschäftigt hat, ist im März diesen Jahres ihr Roman „Unter Tieren“ (Weissbooks) erschienen. Er erzählt von der angehenden Philosophin Agnes, die in ihr Heimatdorf in Südtirol zurückkehrt, aus dem sie Jahre zuvor geflohen ist. Grund für ihre Rückkehr ist ein Suizidversuch ihrer Tante Antonia, die ihren Hof verlassen musste, nachdem ihr die Kühe weggenommen wurden. Während Agnes versucht, sich um ihre Tante zu kümmern, kehrt sie in Erinnerungen immer wieder zu den Tieren zurück, mit denen sie als Kind gelebt hat. Die Romanform erlaubt Maxi Obexer neue Herangehensweisen: „Durch den Roman konnte ich zu den ursprünglichen Erfahrungen mit den Tieren zurückkommen und auf ganz plastische, sinnliche und auch zärtliche Weise in der Sprache die Perspektive der Tiere einnehmen. So wird deutlich, wie sie uns als Lebewesen sehen und begreifen. Sie kennen uns, wissen, wer wir sind, kooperieren mit uns.“ Einen besonderen Fokus lege sie auf Bauernhoftiere wie Kühe, Schweine und Hühner. Auf der Nähe, die mit ihnen möglich ist, aber auch auf der Gewalt, die ihnen angetan wird.
Maxi Obexer fordert insbesondere einen anderen sprachlichen Umgang mit Tieren. Dabei betont sie, dass Sprache nur der Anfang sein kann: „Der industrielle Umgang mit Lebewesen beginnt mit der Sprache, denn in der Sprache drückt sich das menschliche Bewusstsein aus. Der sprachliche Umgang mit Tieren setzt sich in unseren Handlungen fort. Er setzt Realitäten.“ Sie findet z.B. das Wort „Nutztier“ problematisch, weil es impliziere, dass es den Menschen bloß um den Gebrauchswert gehe. Dass wir es mit einem partnerschaftlichen Gefüge zu tun haben, werde geleugnet: „Können wir mit mehr Respekt auf die Tiere schauen und sie bewahren, statt den automatisierten Griff zur Gewalt anzuwenden?“ Am 30. September liest Maxi Obexer im Literaturhaus Köln aus ihrem Roman. Es moderiert Jennifer de Negri.
Maxi Obexer: Unter Tieren | Mo 30.9. 19.30 Uhr | Literaturhaus Köln | literaturhaus-koeln.de
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