Jenseits aller Spar- und Sanierungsdiskussionen gibt es eine positive Überraschung für die Theaterstadt Köln: Die Kulturstiftung des Bundes lädt in Kooperation mit dem Schauspiel Köln von 29. März bis 3. April 2011 Künstler, Theoretiker, Theater und Freie Szenen zum Festival HEIMSPIEL 2011 nach Köln. Präsentiert werden deutsche und internationale Produktionen an den Schnittstellen zwischen Intervention, Theater, Performance und politischem Aktionismus. Flankiert wird das Festivalprogramm von Workshops und Symposien, u.a. können Theaterprofis an Workshops bei Rimini Protokoll und SIGNA teilnehmen und das Handwerk des dokumentarischen Theaters erkunden. Näheres gibt es auf der Homepage unter www.heimspiel2011.de.
Alles andere als ein Heimspiel, dafür bahnbrechenden Erfolg hatte die Kölner Oper mit ihrem Gastspiel von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in Shanghai. Nach allem, was man hört, hat der „Ring“ im fernen Osten voll eingeschlagen, die göttliche Geschichte von Macht, Gier, Verschwörung und Liebe die Opernfans in Shanghai, welches sich selbst im Sauseschritt der Zukunft entgegenstreckt, elektrisiert und somit die im Vorfeld harsch kritisierten zusätzlichen Kosten von 825.000 €, die aus der Betriebsmittelrücklage der Oper – sprich von der Stadt Köln – getragen werden mussten, durch einen hohen Werbe- und Imagegewinn inklusive umfassender Fernsehübertragungen mehr als gerechtfertigt.
Im heimischen Köln ist Opernintendant Uwe Eric Laufenberg dann mit „L´INCORONAZIONE DI POPPEA“ (Regie: Dietrich Hilsdorf) im Gerling Quartier ebenfalls sehr erfolgreich in die Spielzeit 2010/2011 gestartet: Alle 11 Aufführungen bis Mitte November waren bereits vor der Premiere am 19. Oktober ausverkauft. Die Opernfans scheinen sich auf die Interimszeit der Oper an ungewöhnlichen Spielstätten zu freuen, und es könnte sich bewahrheiten, was man eh längst vermutet hat: Die Oper braucht eine funktionstüchtige zentrale Spielstätte in der Stadt, ist aber dringend aufgefordert, mit der Musik, den Künstlern und Produktionen auch in die Stadt hinauszuziehen, will sie neues Publikum anziehen und ihre horrenden Zuschüsse auch in Zukunft rechtfertigen. Für erhebliche Irritationen sorgte zuletzt die Anschaffung von neuen Opernsesseln für die Ausweichspielstätten in Höhe von 170.000 €, die man den Besuchern an den ungewöhnlichen Orten anbieten zu müssen meint.
Leider nach wie vor offen bleibt die Sanierungsvariante für Oper und Schauspiel. Auf der letzten Ratssitzung am 7. Oktober haben sich die Mehrheitsparteien SPD und GRÜNE ein weiteres Mal darum gedrückt, ein klares Bekenntnis zu einer der vorgelegten Sanierungsvarianten abzugeben. Stattdessen sollen abermals alle Varianten geprüft und durchgerechnet werden, was mit erheblichen Mehrkosten und zeitlichen Verzögerungen verbunden ist. Die unerlässliche Planungssicherheit für die Bühnen der Stadt bleibt weiter aus. Alles andere als die „große“ Variante, in der alle wesentlichen Bestandteile der Bühne, inklusive einer kleinen Spielstätte („Studiobühne“) und der Kinderoper, am Offenbachplatz angesiedelt werden, erscheint nach dem Gerangel der letzten drei Jahre ohnehin absurd ...
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