Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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09.08.2006
Als die Journalistin Claudia Schreiber vor einigen Jahren den Roman "Emmas Glück" schrieb, da hatte sie, wie sie heute erzählt, gleich den Wunsch und die Hoffnung, dass der Stoff einmal ein Film wird. Überraschend schnell konnte sich nicht nur ein Verlag für "Emma" begeistern, sondern tatsächlich bald auch eine Filmproduktion.
Mit 100.000 verkauften Exemplaren vor dem Kinostart und Übersetzungen in bislang fünf Sprachen darf man bei "Emmas Glück" getrost von einem "Bestseller" sprechen. Welcher sich wohl weniger durch hohe literarische Qualitäten auszeichnet als durch eine anrührende Geschichte, tolle Charakterzeichnung und die perfekte Kombination aus Drama und Komödie. Keine schlechte Grundlage für einen Kinofilm.
Claudia Schreiber arbeitete zusammen mit Ruth Toma ("Solino", "Erbsen auf Halb 6") am Drehbuch und sorgte so dafür, dass die Charaktere des Romans im Film gut getroffen und trotz aller Änderungen am Verlauf der Handlung die "Essenz", wie sie klarstellt, erhalten blieb.
Der Film beschränkt sich seiner Natur gemäß auf die äußere Handlung ohne Rückblenden, während ein zuvor erschienenes Hörspiel nach dem Buch sich viel mehr den psychologischen Aspekten der Protagonistin widmete. Die Figuren im Film sind wie sie sind und es gibt keinen Versuch der Erklärung, warum das so ist.
Leider geht durch die Reduktion auch einiges an Komik verloren. Ein unfairer Hinweis zwar, aber bei der gesehenen Preview gab es vor dem Film einige ausgesuchte Leseproben (inklusive "toter Schweinehälften") von Claudia Schreiber, die - im direkten Vergleich mit den entsprechenden Filmszenen - erhellend, erheiternd oder auch nur ergänzend wirkten. Zumindest ich hätte ohne das vorherige Vorlese-Erlebnis am Film vermutlich weniger Spaß gehabt.
So aber sah ich - einigen Subtext im Hinterkopf - mit "Emmas Glück" einen Film, der mir fast rundum gefallen hat. Er fängt das Gefühl der Abgeschiedenheit auf dem einsamen Bauernhof, des kleinen wie des großen Glücks und des Sommers auf dem Land wunderbar ein. Die Reduktion auf Wesentliches und nur eine Handvoll Schauspieler ist wohltuend. Die Kamera nimmt sich oft Zeit, einfach auf einem Gesicht oder einer Szene zu ruhen, so dass der Film eine große Gelassenheit ausstrahlt. Trotz schweren Themas driftet "Emma" nicht zu sehr ins Rührselige ab. Und wie die Umgebung von Gummersbach den Hochsauerlandkreis darstellt, na ...
Gar nicht hoch genug zu loben ist Jördis Triebel in der Titelrolle und ihrer ersten Kinoarbeit. Sie ist als Emma ein Glücksgriff und kann die Verschrobenheit der jungen Bäuerin wunderbar transportieren. Jürgen Vogel fällt dagegen leider ab und Hinnerk Schönemann als Dorfpolizist spielt mal wieder sein Standardrepertoire (das allerdings gut).
Eklige Sezenen gibt es einige, wobei die Beschreibungen im Buch deutlicher sind. Wer hingegen immer schon mal wissen wollte, wo genau die Bauchspeicheldrüse im Schweineinneren zu finden ist ... Ob ich dagegen ungezählte Male Jürgen Vogel kotzend hätte sehen müssen, weiß ich nicht. Als Zuschauer möchte man oft und gern ausrufen: "Ja, ich hab schon verstanden, danke".
"Emmas Glück" ist schönes Kino, ist großes Kino, ist Kino für den Sommer. Man sollte nicht auf die Fernsehausstrahlung warten.
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04.08.2006
Der Kevin Kline ist's. In einem furchtbar melodramatischen Vater-Sohn-Konflikt-Hausbau-Drama-Liebesfilm.
Dick aufgetragen.
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04.08.2006
Ach guck mal, Carsten Fiebeler kann in seinem Regiedebüt (Hochschul-Abschlussfilm) das, was große Produktionen selten schaffen und das Fernsehen noch nicht mal versucht: Alle Rollen bis hin zum Kurzauftritt des Polizisten, von dem man bei der Nachtaufnahme noch nicht einmal das Gesicht richtig erkennen kann, mit richtigen Schauspielern besetzen. Dafür schon mal alle Sympathiepunkte.
"Die Datsche" hätte nicht unbedingt ins Kino gelangen müssen. Es ist eigentlich ein Fernsehfilm. Noch dazu einer, der auf einem Theaterstück basiert, also mit wenig Personal und noch weniger Ortswechseln auskommt . Einer über die Befindlichkeit Ost ebenso wie über eine abgelatschte Ehe. Ein Krimi genauso wie ein Drama.
Inhaltlich nicht neu. Nach bewährtem Muster gestrickt, aber sehenswert.
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01.08.2006
Wie die meisten von Almodóvars Filmen stellt "Volver" die Frauen in den Mittelpunkt, doch ist alles Laute und Lärmende vergangener Werke aus dem neuen Film verschwunden. Dennoch ist die Handlung von "Volver" natürlich voll Skurrillem und Almodóvars patente Frauenriege ist für einige Komik gut, auch wenn sie nicht mehr so exaltiert wie vor zehn Jahren daherkommt.
In "Volver" werden Tote wieder lebendig und keinen scheint das zu wundern. Die Geschichte von Raimunda (Penelope Cruz), ihrer Tochter, ihrer Schwester, Tante und Mutter sowie der Tochter der Nachbarin ist ein großes Generationendrama. Es ist ein Film voll schöner und starker Frauen, Solidarität und großer Gefühle. Ein Melodram mit komischen Momenten, natürlich recht eigenwillig.
Wer Almodóvars Filme mag und ihm über die verrückt-überdrehten Werke bis hin zu den ernsthafteren über die Jahre als Zuschauer gefolgt ist, der wird auch "Volver" mögen. Wer mit den Filmen des Spaniers bislang nichts anfangen konnte, der wird auch durch den sentimentaleren "Volver" nicht bekehrt. Und wer nun bislang wenig über Almodóvar weiß, der wird in "Volver" eine sehr sehenswerte Frauen-Dramödie finden.
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23.07.2006
Eine Liebesgeschichte, die mit der Scheidung beginnt. Und doch ein Happy End hat, weil sie ja rückwärts läuft. So weit, so gut.
Wie bei Ozons im Jahr zuvor entstandenen Film "Swimming Pool" bin ich nicht überzeugt. Die Idee von "5 x 2" ist originell, die Umsetzung aber schrecklich langweilig.
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15.07.2006
Einerseits stoße ich mich daran, dass man dem Film allzu sehr anmerkt, dass er eigentlich ein Theaterstück ist und bin zu Beginn wenig angetan von Sven Walser. Gewiss, er ist bestimmt ein toller Theaterschauspieler, aber in den ersten Minuten von "Rendezvous" nehme ich ihm keines seiner Worte ab und vor allem die "Beziehung" ? wenn auch stark gestört, wie sich später herausstellt ? zu seiner Filmfrau bleibt Behauptung des Drehbuchautors.
Andererseits finden sich nach und nach die nur vier vor der Kamera Beteiligten in ihre Rollen ein. Dass chronologisch gedreht wurde, verstärkt diesen Effekt.
Regisseur Alexander Schüler hat im Alter von 50 Jahren mit "Rendezvous" seinen ersten Film gemacht. Schüler erzählt, dass er in den nur zwei Wochen Drehzeit von Tag zu Tag bzw. Nacht zu Nacht besser wurde und eben das scheint mir auch bei der Schauspielerführung bemerkbar. Nach einigen Minuten sind die holprigen Anfänge vergessen und der Zuschauer kann eintauchen in ein Psychodrama, ein nächtliches Beziehungstheater auf engem Raum.
Freilich möchte nicht jeder darin eintauchen. Nicht jeder will sich dem aussetzen, was sich zwischen den vier Wänden des edlen Lofts und zwei Ehepaaren abspielt. Und so verließen einige Leute den Saal. Vielleicht war es aber auch einfach nicht ihr Thema.
Die Grundidee des "über-Kreuz"-Betrügens erschien mir ziemlich über-konstruiert und auch wiederum eher theaterhaft. Allerdings, das muss ich wohl zugeben, bringt das die Geschichte noch mal zusätzlich in Schwung.
Doris Dörrie standen für ein sehr ähnliches Thema in "Nackt" (bei ihr treffen sich drei Paare zum Abendessen im schicken Privatambiente, in "Rendezvous" sind es zwei) Millionen zur Verfügung. Und herausgekommen ist ein großer Mist. Übrigens basierte "Nackt" auch auf einem Theaterstück (ebenfalls von Dörrie).
Alexander Schüler brauchte 46.000 Euro und schuf ein beklemmendes, intensives und ? nach den schwierigen Anfangsminuten ? glaubwürdiges Kammerspiel im Stil der DOGMA-Filme. Sein Film basiert auf dem Theaterstück von Bob L. Sack (d.i. Tim Lang, der im Film die zweite männliche Rolle spielt).
Erbarmungslos. Nicht für jeden geeignet.
Siehe auch -> "Nackt"
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10.07.2006
Sagt mir bitte, dass Doris Dörrie das nicht ernst gemeint hat!
Da ist die Regisseurin und Autorin mal wieder auf der Suche nach dem vermeintlichen Zeitgeist und macht so einen überflüssigen Film. Obwohl ... wenn ich mir den Nachfolger "Der Fischer und seine Frau" anschaue, dann weiß ich, zu welch langweiligen Banalitäten Frau Dörrie mitunter neigt.
"Nackt" funktioniert weder als Drama noch als Komödie. Es ist einfach ein ? immerhin passabel besetztes ? 100-minütiges Jammertal-Gelaber von Leuten, denen nichts, aber auch gar nichts, weh tut.
Die modernen Wohnwelten aus dem "Schönes Heim"-Katalog lassen wenigstens ein paar hübsch sterile Bilder zu.
Ansonsten: Yuppie-Dünschiss der übelsten Sorte.
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09.07.2006
Optisch ist das einer der ausgefalleneren Animationsfilme. Und er lässt sich auch prima an mit seinem 40-er-Jahre-Look, mit den Hommages an Tati, Josephine Baker, Django Reinhardt und Fred Astaire, mit seinen schrulligen Figuren. Dazu kommt, dass sich der Song "Belleville Rendez-Vous" ? von einer Art französischer Andrew-Sisters-Variante, den "Triplettes", dargebracht ? ab dem ersten Takt unablässig tiefer und tiefer ins Ohr schraubt.
Mich hat das Ganze dennoch recht bald gelangweilt. Kuriosität allein trägt nicht eine ganze Filmlänge und der fast vollständige Verzicht auf Sprache war eher ermüdend denn originell.
Der Film zur Tour de France. Aber definitiv keiner für Froschliebhaber ;-)
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07.07.2006
Während draußen ein Land bei brütender Hitze im kollektiven Fußballfieber versank, zeigte das OFF, im Zentrum des Wahnsinns (Zülpicher Straße) gelegen, am Tag und zur Uhrzeit des Deutschland ? Schweden-Spiels wie jeden Tag zu dieser Zeit "Wie im Himmel": Viel Schweden, viel Schnee und doch noch beachtliche 6 Zuschauer im Kino.
"Schön" ist augenscheinlich das erste Wort, das einem zu diesem Film einfällt. Unglaublich schön. Dabei ist die Story ziemlich dick aufgetragen, die Pfarrer-Episode grenzt an Peinlichkeit und man fühlt sich wie jemand, der sich irrtümlich in eine Gruppentherapie verlaufen hat. Aber nett ist's halt doch. Weil "Wie im Himmel" grandios davon erzählt, wie Musik Herzen öffnen und welche Emotionen der unterschiedlichsten Art sie freisetzen kann.
Und "Gabriellas Song" ist ein einfach Traum wie überhaupt der ganze Soundtrack von Stefan Nilsson!
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06.07.2006
Viel Geduld erforderndes Zwei-Frauen-Kammerspiel auf TV-Format. Die vorsichtige Annäherung der grundverschiedenen Charaktere ist dank der tollen Darstellerinnen aber glaubwürdig.
Siehe auch -> "Schöne Frauen"
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