Was nützt die Liebe in Gedanken
Deutschland 2003, Laufzeit: 90 Min., FSK 16
Regie: Achim von Borries
Darsteller: Daniel Brühl, August Diehl, Anna Maria Mühe, Thure Lindhardt, Jana Pallaske, Verena Bukal, Julia Dietze, Christoph Luser, Marius Frey, Fabian Oscar Wien, Tino Mewes, Jonas Jägermeyr, Luc Feit, Holger Handke, Jürgen Wink, Thomas Neumann, Thomas Schendel, Buddy Elias, Roman Kaminski
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war man in Berlin so ausgelassen und unbeschwert wie nie zuvor und selten danach. Zur Modedroge Absinth und den mitreißenden Klängen des Twist liebte man die Liebe und das Leben. Vor dem Hintergrund dieser emotional aufgewühlten Zeit hat Achim von Borries die authentische Geschichte über die Clique um Paul Krantz (alias Schriftsteller Ernst Erich Noth) und Günther Scheller in nostalgischen Sepiatönen eingefangen und bedeutungsschwanger in Szene gesetzt. Wie der Titel schon andeutet, bildet die Liebe das Zentrum und den Antrieb für die dramatischen Ereignisse. Günthers Schwester Hilde ist eine Vorreiterin in Sachen Emanzipation und möchte sich nicht für einen Liebhaber entscheiden, Paul oder Günthers Geliebten Hans. Hans wiederum pendelt ebenso unentschlossen zwischen dem Geschwisterpaar. Heutzutage stellen selbstbewusste Frauen und Homosexualität nichts Ungewöhnliches mehr dar. Deswegen wird die sexuelle Freizügigkeit der Protagonisten wohl eher auf Verständnis stoßen als die manische Besessenheit von der einen, einzig wahren Liebe und der monogamen Beziehung unter flügge werdenden Teenagern. Vielleicht resultieren daraus die Probleme, die Protagonisten in ihrer Getriebenheit vollkommen zu verstehen und einen Zugang zu ihrer Gefühlswelt zu finden. Nichtsdestotrotz sind die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller beeindruckend und tragen zusammen mit dem erstklassigen Gespür für die richtigen Bilder zum Gelingen des Films bei. Ob am See bei der abgelegenen Wochenendvilla, im spärlich beleuchteten Weinkeller oder in den sonnendurchfluteten Getreidefeldern ? Borries und seine Kamerafrau Jutta Pohlmann finden immer die adäquaten Einstellungen, um diese leidenschaftliche Geschichte angemessen zu visualisieren. Die jugendlichen Stars, die vor diesen malerischen Hintergründen in ihrer sexuellen Ausstrahlung geradezu überhöht dargestellt werden, können sich der Herzen des Publikums jedenfalls sicher sein.
(Frank Brenner)
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