The Spirit
USA 2009, Laufzeit: 102 Min.
Regie: Frank Miller
Darsteller: Gabriel Macht, Samuel L. Jackson, Eva Mendes, Scarlett Johansson, Sarah Paulson, Dan Lauria, Louis Lombardi, Paz Vega
The Spirit ist kein gewöhnlicher Detektiv. Nach einem kurzzeitigen Atemstillstand hat er ungewöhnliche Fähigkeiten. Im Kampf mit der Unterwelt erfährt er auch bald die Hintergründe.
Nach „Sin City“ überträgt Frank Miller sein ungewöhnliches ästhetisches Konzept – fotografische Elementen vermischen sich mit grafischen – auf Will Eisners „The Spirit“. Schon die Comic-Strips aus den 40er Jahren vom späteren Graphic-Novel-Erfinder Eisner wandelten spielerisch zwischen den unterschiedlichsten Genrekonventionen. Miller überhöht natürlich nochmal in alle Richtungen: Liebe, Gewalt und Humor vermengen sich zu zitathaftem Meta-Pulp, der jeden originalen Pulp-Stoff seriös wirken lässt. Da dürfen natürlich auch Naziwitze nicht fehlen. Kurz: Ein großer starbesetzter (Samuel L. Jackson, Scarlett Johansson, Eva Mendes) Spaß, garantiert nicht für die ganze Familie. Und im Ansatz immer noch eine der wenigen adäquaten ästhetischen Annäherungen an die Erzählform Comic im Film.
Gespräch zum Film: THE SPIRIT
Der Comiczeichner und -autor Frank Miller („Daredevil“) hat 1986 mit „Batman: The Dark Knight Returns“ Selbstreflexion und Düsternis in die bekannte Serie gebracht. Zusammen mit Robert Rodriguez verfilmte er 2005 überaus erfolgreich seinen eigenen Comic „Sin City“, nun kommt mit der Adaption des Will-Eisner-Klassikers „The Spirit“ sein Soloregiedebüt in unsere Kinos.
choices: Herr Miller, Sie haben hier zum ersten Mal einen Film ganz alleine inszeniert. Warum haben Sie dafür nicht einen eigenen Comic adaptiert?
Frank Miller: Man bot mir „The Spirit“ an. Zunächst wollte ich auch ablehnen und mein eigenes Ding machen. Aber dann erkannte ich, dass ich Will Eisners Werk schützen musste, weil er mein Mentor war. Ich merkte, je mehr Herz und Seele ich hineinsteckte, dass ich Will Eisner nur gerecht werden konnte, wenn ich so abenteuerlustig wie er wäre. Deswegen habe ich ihm nur wenig Respekt erwiesen, weil er sonst aus seinem Grab gestiegen und mich dafür verprügelt hätte, wenn ich da etwas Angestaubtes abgeliefert hätte.
choices: Haben Sie das Farbschema schon im Vorfeld ausgearbeitet oder erst bei der Nachbearbeitung des Films?
Frank Miller: Wir haben es während der Arbeit entwickelt, aber Chefkameramann Bill Pope und ich haben schon in einer sehr frühen Phase darüber gesprochen. Das Schöne an künstlerischen Zusammenarbeiten ist, dass man dabei auch etwas über sich selbst lernt, das man noch nicht wusste. Bill Pope sagte einmal: „Du möchtest Farbakzente für emotionale Wahrheit einsetzen, nicht für die reale Wahrheit.“ Und weiß Gott, das stimmte! Bei Comics kann die Farbe den Betrachter darauf hinweisen, was wirklich im Innern einer Figur vor sich geht. Anstatt die Leser mit Tonnen an Farbe zu bombardieren, gibt man ihnen die eine Farbe, die sie zum Nachdenken bringt. Wenn Samuel L. Jackson als Octopus im Samurai-Outfit wütend wird, sieht man hinter ihm eine Nuklearexplosion. Das macht nur dann Sinn, wenn man weiß, dass es hier um seine Emotionen geht. So habe ich Farbe in „The Spirit“ eingesetzt. Spirits rote Krawatte ist ein Symbol seiner Wut. Er wurde ermordet, so etwas vergibt man nicht so ohne weiteres
choices: Würden Sie zustimmen, dass Comicbuchverfilmungen so etwas wie die Avantgarde des heutigen Filmemachens geworden sind?
Frank Miller: Ich glaube, dass Hollywood so etwas von Zeit zu Zeit braucht. Hollywood ist wie eine riesige Glaskugel, sehr abgeschottet, sehr inzestuös, und braucht gelegentlich eine Infusion von außen. In den 1940er und 1950er Jahren bekam es eine solche Infusion von angesehenen Romanautoren. Heutzutage produzieren vor allem schlecht verdienende Comicbuchautoren sehr persönliche Geschichten. Hollywood erkennt das und braucht nun deren Infusion, um am Leben zu bleiben. Das ist ein sehr gesunder Prozess.
choices: Verspüren Sie auch den Drang, Ihre gedruckten Seiten auf die Leinwand zu bringen und damit zum Leben zu erwecken?
Frank Miller: Ich entschloss mich, Regie zu führen, weil man als Drehbuchautor ein sehr unglückliches Leben führt. Man ist dann so etwas wie ein Hockey-Puck oder ein Feuerhydrant, an dem die Hunde schon Schlange stehen, um einen anzupinkeln. Wenn man Regie führt, ist man aber wirklich der, der den Film macht, der Kapitän des Schiffs. Nur so kann ich mich mit dem Filmemachen identifizieren.
(Kritik: Christian Meyer, Gespräch zum Film: Frank Brenner)
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