James Bond 007 – Spectre
Großbritannien, USA 2015, Laufzeit: 148 Min., FSK 12
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Daniel Craig, Christoph Waltz, Monica Bellucci, Léa Seydoux, Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Dave Bautista
>> www.spectre-film.de/
Rundgelutscht
Matt513 (266), 15.10.2016
Bonds neuer Beinahe-Dienstwagen, der Aston Martin DB10, wirkt in seiner rundgelutschten Beliebigkeit wie eine Metapher für die gesamte Bond-Reihe. Es gab mal markante Ecken und Kanten, welche jedoch im Laufe der Zeit immer mehr verloren gingen; ein Stück Seife nach längerem Gebrauch. Schon die Anfangssequenz deutet dies in ihrer ganzen, im digitalen Postprocessing entstandenen Makellosigkeit an. Das soll Mexico City am Día de Muertos sein? Keinen einzigen Augenblick habe ich Mendes das abgenommen. Dazu diese endlose Kamerafahrt ohne sichtbare Schnitte; sowas von déjà-vu. Das braucht doch keiner mehr. Dann dieser jaulige Titelsong ohne jeden Pep; wozu das Deppenapostroph in seinem Namen gut ist, weiß ich immer noch nicht. Laaaangweilig.
Daniel Craig kann das mittlerweile nicht mehr retten. Seine Dialogzeilen in Spectre sind lahm und unpointiert. Gleich an mehreren Stellen hätte ich in Echtzeit, also während die Szene lief, die passendere Punchline parat gehabt. Mit Christoph Waltz als Kontrahenten spielte man die sichere Karte; klar, der kann Bösewicht. Warum läßt man ihm dann kaum Gelegenheit dazu? Wenn man als Zuschauer einen Bösen böse finden soll, dann muß er was Böses machen, sonst funktioniert das nicht. Erinnern Sie sich noch an Curd Jürgens? 10 Minuten auf der Leinwand und schon 3 Menschen fies abgemurkst. Bravo, sag ich! So einen konnte man so richtig schön nicht mögen. Waltz dagegen soll böse und sinister wirken, indem er schon reichlich in der zweiten Filmhälfte vor Kohorten von uniformen Sachbearbeitern auf unergonomischen Sitzmöbeln (auf diesen Designer-Melkschemeln den ganzen Tag vorm Computer?) flaniert. Informationen so einzusetzen wie hier zu sehen, das hat zwar grundsätzlich Zeitbezug, ist aber für den Zweck des Mittels im Film zu abstrakt. Da wäre z.B. so eine gute alte Bombe an irgendeinem Ort, wo's weh tut, besser geeignet gewesen. Die Nummer mit dem Nervenkitzel anschließend geht ebenso ins Leere, weil doch jeder weiß, 'hey Bond wird schon nichts passieren. Mit Dave Bautista hat man einen Unterbösewicht vom Schlage Richard Kiels eingeführt. Folglich ist die Klopperei im Zug dann eine gar nicht so schlechte Reminiszenz an Der Spion der mich liebte; gar nicht so schlecht auch deshalb, weil Craig beim Durch-die-Gegend-fliegen endlich, endlich mal sein immergleiches Pokerface verzieht. Wegen mir darf Bautista gerne im nächsten Film zurückkehren (wie Kiel damals ja auch).
Am Ende fällt der Film wie ein Soufflé in sich zusammen. DAS soll der Showdown gewesen sein?
Insgesamt bleibt mir der Film zu glatt. Auch die Szenen in Rom; der alte Signore fährt natürlich keinen alten klapprigen Fiat 500, sondern das neue Modell. Na-klar! Das ist mir insgesamt alles zu durchkomponiert, zu makellos, zu digital nachbearbeitet. Was waren die alten Filme mit Connery, aber auch mit Moore da ein Segen! Die waren nicht perfekt, aber hatten etwas, was man mit viel Mühe und noch mehr Megabytes eben nicht nachbauen kann: Originalität.
Sorry Herr Mendes, das ist handwerklich alles OK, für Filme wie Zeiten des Aufruhrs bewundere ich Sie außerdem, aber vielleicht führt im nächsten Film besser wieder jemand anders Regie. Craig hat ja auch bereits erklärt, daß er Bond nicht mehr spielen wolle. Im Abspann steht zu lesen: „James Bond will return“. Bloß wie?
Ein Muss für alle Bond-Fans!
mobile (173), 08.11.2015
Vermeintlich ruhig beginnt Spectre mit einer Szene ohne Schnitte. James geht am Dia de Muertos mit einer schönen Frau in ein Hotelzimmer. Bald darauf gibt es aber schon die ersten Schüsse, eine Explosion, eine Verfolgung durch Mexico City und einen Kampf im fliegenden Hubschrauber.
Wir reisen mit James nach London, Rom, ins winterliche Österreich und in die Wüste. Wir erleben Verfolgungsjagden im Zug, mit dem Auto und einem Flugzeug. Zwei Bondgirls, Miss Moneypenny, der neue M, ein ganz neuer C, der schlaue Q und Herr Waltz als Bösewicht sind auch dabei. Zwischendurch bleibt aber auch immer wieder Zeit zum Durchatmen. Was will man mehr?
Meine Name ist Craig, Daniel Craig
Das Auge (335), 08.11.2015
Mr. Craig hat es geschafft, er ist im vierten Bond in der Rolle richtig angekommern. Er strahlt Selbstsicherheit, Coolness, Härte und Verletzlichkeit nicht nur aus sondern er beherrscht den Film, auch Großmeister Waltz kann da nicht mithalten.
Die ersten drei Filme mit ihm als Bond erhalten eine starke Klammer. Bis in kleinste Nebenrollen perfekt besetzt. Es wird natürlich viel kaputt gemacht und die Hubschrauber-Nummer ist einfach atemberaubend. Der Film lebt auch von seinen ruhigen Momenten und hat einen teuflisch guten Rhythmus. Vor allem aber hat es Mr. Mendes verstanden, betörend schöne Bilder und Szenen zu entwerfen, die sich nachhaltig ins Gedächtnis brennen. Ein Beispiel ist der opulente Blick über Rom und dann als Kontrast die geradezu minimalistische Trauerfeier mit den schönen Schwarz-Weiß-Kontrasten.
Unbedingt sehenswert.
★★★★★★
Cinemoenti (173), 08.11.2015
Sensationell, dieser Bond. Die Szenen sind optisch klasse eingerichtet, es gibt so etwas wie Handlung, absolut geile Actionszenen, Thomas Newman untermalt den Film so stimmig wie man es sich nur erträumen kann... als Resultat kam mir die Überlänge kein bisschen überlang vor. Allein, mal wieder, reduziert die Regie Waltz auf sein gewohntes Image: Mendes lässt ihn vermtintlich diabolisch grinsen, und schon sollen das alle für das Böse schlechthin halten. Lasst dem Mann endlich andere Rollen zukommen, der Mann kann doch spielen!!
Zu Newman: auch wenn vielen seine Musik hier nicht wirklich ins Ohr fallen wird bzw. im Gedächtnis bleiben, so zeigt er doch sein ganzes Können und hätte ENDLICH den Oscar verdient. Also, Leuts in Hollywood, gebt Euch einen Ruck und gebt dem Mann, was dem Mann zusteht.
Absolut sehenswert!
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