Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders of Justice
Dänemark 2020, Laufzeit: 116 Min., FSK 16
Regie: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Andrea Heick Gadeberg
>> www.neuevisionen.de/de/filme/helden-der-wahrscheinlichkeit-110
Skurrile Tragikomödie
Seltsame Zusammenhänge
„Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders of Justice” von Anders Thomas Jensen
Anders Thomas Jensen gehört zu den international bekanntesten dänischen Filmemachern, der mit Werken wie „Blinkende Lichter“, „Dänische Delikatessen“ und „Adams Äpfel“ zu Beginn des 21. Jahrhunderts maßgeblich dazu beigetragen hatte, die Filmszene seines Landes auch über ihre Grenzen hinaus populär zu machen. Seine Arbeiten pendeln stets zwischen tragisch und komisch, häufig sind die von ihm erzählten Geschichten auch überaus skurril, wie zuletzt „Men & Chicken“ wieder eindringlich vor Augen geführt hatte. Originell und ungewöhnlich sind die Werke Jensens immer. Wenn man als Zuschauer nichts mit ihnen anzufangen weiß, liegt es wohl am ehesten an ihrer inhaltlichen Divergenz oder dem unkonventionellen Ansatz des Filmemachers, der Stile und Stimmungen munter durcheinanderwirbelt, sein Publikum fordert und emotional durch Höhen und Tiefen schickt. Das ist nun auch bei seinem neuesten Film „Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders of Justice“ wieder der Fall, der Elemente der Komödie, das Charakterdramas und der Rächerstory mit philosophischen Ansätzen vereint.
Bei einem S-Bahn-Unglück verliert Mathilde (Andrea Heick Gadeberg) ihre Mutter, von ihrem als Soldat im Auslandseinsatz weilenden Vater Markus (Mads Mikkelsen mit graumeliertem Rauschebart) ist sie entfremdet. Otto (ebenfalls kaum wiederzuerkennen mit Vollbart: Nikolaj Lie Kaas) war auch in der S-Bahn und vermutet, dass es sich um einen gezielten Mordanschlag handelte, weil auch ein Kronzeuge in einem Prozess gegen eine Rockerbande dabei ums Leben kam. Mit seinen Kumpels Lennart (Lars Brygmann) und Emmenthaler (Nicolas Bro) überzeugt er auch Markus von der Theorie, welcher daraufhin auf einen privaten Rachefeldzug ins Rockermilieu geht.
Alles beginnt mit einem Mädchen in Estland, das sich zu Weihnachten ein blaues Fahrrad wünscht. Als dieses in Dänemark extra dafür gestohlen wird, beginnt die Unglückssträhne Mathildes mit den schicksalhaft tödlichen Folgen. Anhand der Gesetze der Wahrscheinlichkeit entspinnt Anders Thomas Jensen von hier aus eine immer wieder neue Haken schlagende Geschichte um Schicksal und Zufälle, die sein Publikum zum Nachdenken anregt. Immer wieder gibt es dabei so skurril-überzogene Situationen, dass man sich als Liebhaber schwarzen Humors bestens amüsieren kann. Aber Jensens Drehbuch ist ausgefeilt genug, um seinen Schwerpunkt auf die dramatischen Verwicklungen zu setzen, die das Geschehen vorantreiben und dem Zuschauer die Figuren ans Herz wachsen lassen. Sie alle haben etliche Ecken, Kanten und Fehler, die sie zu fein gezeichneten Charakteren werden lassen. Nicht jedes einzelne Schicksal ist dabei komplett auserzählt, gerade so manche Nebenfigur lässt mehr Fragen offen als der Film beantwortet. Aber das ist das Salz in diesem herrlichen Filmeintopf, der durchweg exzellent besetzt ist und für ein aufgeschlossenes, nicht allzu zimperliches Publikum zwei unterhaltsame Stunden bereithält.
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24