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Ein fliehendes Pferd

Ein fliehendes Pferd
Deutschland 2007, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Rainer Kaufmann
Darsteller: Ulrich Noethen, Katja Riemann, Ulrich Tukur, Petra Schmidt-Schaller

Meine Meinung zu diesem Film

Zerstörtes Gleichgewicht
Tancredi (12), 09.11.2007

Literarische Vorlage des Films ist die gleichnamige Novelle von Martin Walser, die 1978 erschienen ist. Der Autor hat ihr ein Zitat von Kierkegaard vorangestellt, aus dem hervorgeht, dass er für keine der beiden Seiten Partei
ergreifen wollte. Dies ist ihm hervorragend gelungen; die Novelle befindet sich in vollendetem Gleichgewicht. Helmut Halm ist der ängstliche und frustrierte Mensch, der Angst hat, aus seiner Situation auszubrechen, Klaus Buch ist
der freischaffende Publizist, der seiner Frau und Anderen seinen Willen aufzwingt, aber mit seinem Leben selbst unzufrieden ist.

Der Film zerstört dieses Gleichgewicht, indem er das Geständnis Hels, Klaus habe ihr das Klavierspiel quasi verboten
und sie gezwungen, ihr Klavier zu verkaufen, einfach weglässt. Die langatmige und nichtsagende Schlussszene des Films, in der Helmut Sabine hinterherschwimmt, bietet dafür keinen Ersatz. Die zyklische Struktur der Novelle, in der Helmut
am Ende Sabine erzählt, wie es zur Katastrophe kam, und dabei den ersten Satz wieder aufnimmt, ist ebenfalls verloren gegangen. Der Film enttäuscht.

Urlaub, Knistern, Sommerfrische...
Liebster (33), 29.10.2007

Das Buch war schon durch Versandhandel eingeflogen, ungelesen lag es da.
Im Gegensatz zu sonstigen Gepflogenheiten habe ich mir erst den Film im Ratinger Kino 2 angesehen.

Welch ein voyeuristischer Genuß! Diese Sommerbilder, das Mienenspiel der Akteure, alles wirkte wie ein Theaterstück. Der Zuschauer war immer nah dran in diesem Film mit Urlaubs-Flirt-Knister-Atmosphäre.

Bevor es knistert, hat der Lehrer allerhand Turbulenzen durchzustehen. Zwischendurch darf er sich ärgern, um den Bestand seiner Ehe fürchten, an der Treue seiner Frau zweifeln, die Nähe der jungen Dame genießen, die als Begleitung des längst vergessenen, verdrängten Schulfreundes in sein vertrocknetes verstaubtes bröckliges Urlaubs-"Idyll" eindringt.

Der Film ist sehenswert.
Das Buch ist sicher lesenswert, auch nach dem Filmgenuß.

Ich habe inzwischen das erste Kapitel des Buches gelesen. Walser beschreibt die Gefühle des etwas verknöcherten Lehrer-Gemüts, das mit dem Urlaubs-Trubel nicht zurecht kommt. Köstlich!

Die Männer-Rollen sind klasse besetzt.
Extra-Applaus für Katja Riemann, die die Rolle der Lehrersfrau, die auf einmal blitzende Augen und einen Auftritt-Stil hat, wie der Herr Lehrer es nicht kennt, wunderbar spielt!

amüsant und nachdenklich
mobile (174), 17.10.2007

Ich habe das Buch nicht gelesen, aber durch den Film Lust darauf bekommen! Das Amüsante an diesem Film ist das Aufeinanderprallen zweier Pärchen - die einen 16 Jahre verheiratet und eigentlich tot (zumindest er), die anderen frisch verliebt und gerne nackt. Die einen Lehrer, die anderen Pilatestrainerin und Buchautor!? Das Nachdenkliche kommt aber auch schnell in die Runde - lebe ich das Leben, das ich möchte bzw. das ich gewollt habe??? Ooooooh, ich muss mich vielleicht ändern, um nicht schon lebendig tot zu sein in einer Ehe. Das ist aber gefährlich und das möchte Helmut, der Lehrer, auf keinen Fall. Am besten fand ich Katja Riemann, die verzweifelt versucht etwas Leben in ihre Ehe zu bringen oder sich den Spaßfaktor auch mal außerhalb derselben holt...

Unbedingt anschauen!!!

Therapeutikum
woelffchen (597), 25.09.2007

Morgenmuffeln, Misanthropen, Schlechtgelaunten, Pessimisten und sonstigen - zumindest zeitweilig - unangenehmen Zeitgenossen sei dieser Film empfohlen als Rezept für ein unbeschwerteres und hoffentlich auch glücklicheres Leben.
Es ist zwar alles ein wenig überzeichnet, aber dadurch kommt die Wirkung auch besser zustande.
Für mich war dieser Streifen ein unerwartet köstliches Vergnügen, weil ich mich manchml selbst entdeckt habe - ich verrate aber nicht, wo!

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