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Der Wald vor lauter Bäumen

Der Wald vor lauter Bäumen
Deutschland 2003, Laufzeit: 81 Min.
Regie: Maren Ade
Darsteller: Eva Löbau, Daniela Holtz, Jan Neumann, Ilona Christina Schulz, Robert Schupp, Heinz Röser-Dümmig, Martina Eckrich, Nina Fiedler, Hans-Rüdiger Kucich, Ruth Köppler, Achim Enchelmaier
>> www.komplizen-film.de/d/der-wald-vor-lauter-baumen.html

Meine Meinung zu diesem Film

Melanie Pröschle
Kinokeule (541), 16.08.2006

Zunächst war ich sehr verblüfft wie die junge Lehrerin Melanie hier auftrifft. So ganz von der Hand zu weisen sind die Probleme aber nicht, die ein Mädel vom Lande in der Großstadt (Karlsruhe!) erwarten können. Der Film wirft auch ein Licht auf die kleinbürgerliche Erziehung, die Melanie genossen haben dürfte und die sie so grandios Scheitern lässt. Selbstreflexion, Distanz und Offenheit zählen nicht gerade zu ihren Qualitäten.

Zwar sind wir alle Kinder Gottes, aber wenn mir Melanie im realen Leben begegnen würde, hätte sie bei mir wohl auch keine Chance auf Respekt. Vielleicht Mitleid. Andrerseits war man doch selbst auch schon mal in einer ähnlichen Situation: Fremd in der Stadt, keinen Zugang zu den Anderen, Unsicherheit und Einsamkeit. Melanie verhält sich eigentlich doch nur ein ganz, ganz klein wenig abseits unserer komplexen gesellschaftlichen Normen. Und schon ist sie als Außenseiterin stigmatisiert, alle dürfen straffrei auf sie einprügeln und sie dient höchstens noch als Blitzableiter für ihre Umgebung. Dabei hätte ein offenes Wort vielleicht schon den Umschwung bedeuten können (4 Sterne).

packend..
mikrophon (3), 13.04.2005

..und unbedingt sehenswert. meisterstück!

Lehrzeit
juggernaut (162), 11.03.2005

Viel näher dran geht kaum. Das ist einer dieser Filme wie ?Open Hearts?, ?Okay?. ?Halbe Treppe? oder ?Lichter?, die über eine regelrecht physische Unmittelbarkeit funktionieren und den Zuschauer mitten ins Geschehen und die Empfindungen der Figuren hineinziehen. Was eine streckenweise schmerzhafte Angelegenheit ist. Man ahnt früh, dass die Hauptfigur Melanie, eine junge Lehrerin, die gerade in einer fremden Stadt ihre erste Stelle antritt, bei ihren Versuchen, privat Anschluss zu finden und beruflich Heranwachsende zu bändigen, von einer peinlichen Situation in die nächste geraten wird. Und sie tut es, zielsicher und gnadenlos. Selten sind Hilflosigkeit, Mangel an Selbstbewusstsein und Angst vorm Alleinsein sowie deren unerfreuliche Begleiterscheinungen wie Servilität, Unterwürfigkeit und Gefallsucht so direkt und unverblümt thematisiert und dargestellt worden. Da ist Maren Ade mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Darsteller, allen voran die vorzügliche Eva Löbau in der Hauptrolle, wirklich ein viel versprechendes Debüt gelungen.

Das Ende sollte man wohl (wie auch den Titel) als Aufforderung betrachten, Ballast diverser Art abzuwerfen und bereit zu sein für etwas Neues. An irgendeinem Punkt muss er schließlich beginnen, der lange Weg zur Selbsterkenntnis und -behauptung.

Und bitte keine cineastischen Offenbarungen erwarten. ?Der Wald vor lauter Bäumen? ist in Koproduktion mit dem SWR entstanden. So sieht er denn auch aus, wie ein Fernsehfilm eben. Den wieder viel zu wenige Leute schauen werden, wenn er in ein paar Monaten irgendwo im Nachtprogramm versendet wird.

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