Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.583 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Von Krieg und Leid gezeichnet kommen viele Flüchtlinge über den Hauptbahnhof nach Köln.
Foto: Jan Schliecker

Wir schaffen das – weiterhin

31. Januar 2019

Noch immer zieht es viele Flüchtlinge direkt nach Köln – Nachgefragt 02/19

„Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das!“ Der Satz, den Bundeskanzlerin Angela Merkel Mitte 2015 in einer Pressekonferenz äußerte, ist vielen nur noch verkürzt in Erinnerung: „Wir schaffen das!“ Es war ihre Antwort auf die Flüchtlingskrise in Europa und die Aufnahme von Geflüchteten in Deutschland, eine, die von schierer Menschlichkeit geprägt war. Gleichsam ist der Ausspruch, oder besser das, was wir mit ihm verbinden, jener Funke, der das Land seit Jahren wie keine anderer verändert und entzündet hat – positiv wie negativ – ein Novum. Hunderttausende Menschen kamen ins Land, Zehntausende nach Köln. Viele sind geblieben, haben eine neue Heimat für sich und ihre Familien gefunden – nicht immer ohne Probleme. Die Silvesternacht 2015/2016, sie steckt gerade vielen Kölnerinnen nach den sexuellen Übergriffen durch zumeist Gruppen junger Männer aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum noch immer in den Knochen. Nachgefragt: Wurde seinerzeit aus „wir schaffen das“ etwa „wir kapitulieren“? Haben Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft bei der Integration versagt? Oder haben die Kölner bewiesen, wie weltoffen ihre Stadt ist undWillkommenskultur gelebt – bis heute?

Köln hatte es schwer, wie viele Städte, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden. Es dauerte, Voraussetzungen zu schaffen, so viele Menschen adäquat unterzubringen, zu betreuen, zu integrieren, ihnen die hiesigen Gepflogenheiten näherzubringen. Bis heute gibt es noch viele Baustellen, nicht nur in Sachen Miteinander: Die Unterbringung in Turnhallen und ehemaligen Hotels, sie ist leider noch immer nicht vom Tisch. Deutschkurse für alle, die Aussicht auf Arbeit für die Älteren, eine Ausbildung für die Jungen, ja die Integration in Kölns Stadtgesellschaft – das alles dauert zu lange. So sieht esClaus-Ulrich Prölß,GeschäftsführerbeimKölner Flüchtlingsrat, der eine ganze Liste von Verfehlungen, Missständen und Ärgernissen in Köln, im Land NRW und im Bund in den Block diktieren könnte, würde man ihn lassen. Gleichwohl: Er sieht Silberstreifen am Horizont, Gutes, das viele bewiesen haben: Der Integrationsrat der Stadt und derrunde Tisch für Flüchtlingsfragen, dem Vertreter von Verwaltung, Politik, Kirchen, der Wohlfahrt und NGOs angehören, haben gemeinsam viel bewegt, während tausende Freiwillige in über 70 Willkommensinitiativen mit anpackten.

Pascal Hesse
Foto: Stefanie Lawrenz
​Pascal Hesse, investigativer Journalist für trailer, engels, choices, FOCUS und [recherche|kollektiv].
Er ist im Vorstand DJV NRW.

'Nachgefragt: Der Weg des Geldes' ist seine Kolumne

Hans-Jürgen Oster, Leiter im Amt für Integration und Vielfalt im Kölner Rathaus, ist mit dieser Entwicklung ebenso zufrieden. Gerade das anhaltende Engagement der Freiwilligen und der Rückhalt des Rates in Flüchtlingsfragen mache ihm Mut. Geld wurde bewilligt, um die Freiwilligen-Strukturen in den Stadtbezirken zu unterstützen. Von Turnhallen-Unterbringung und ehemaligen Hotels will er hingegen nichts wissen. Ein Projekt für Willkommenskultur, ein Wohnungsratgeber in 13 Sprachen, flächendeckend mehrsprachige Video-Dolmetscher für alle Dienststellen und Projekte in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Wohnen seien aufgesetzt worden. Doch: Integration dauert, das weiß Oster nur zu gut. Man müsse akzeptieren, dass sie ein Prozess sei, der über mehrere Jahre verläuft – mit vielen Stationen. Eine gute Struktur helfe da enorm – und ist auch notwendig: denn wird die Chance verpasst, Herausforderungen der Migration zügig zu bewältigen, entstehen Probleme. Ungelöst werden sie zuDauer-, dann zu Generationenproblemen. Das will keiner. Von daher:Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen (auch) das!


Rückblick: Nachgehakt – Der Stadtwerke-Skandal

Henriette Reeker hat sich durchgesetzt. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke hat Dieter Steinkamp für weitere fünf Jahre zum nebenamtlichen Geschäftsführer gewählt. Seit 2009 ist er Vorstandschef der Rhein-Energie und nebenamtlich Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke als Konzernmutter. Kölns Oberbürgermeisterin hatte mit ihrem Einspruch verhindert, dass Martin Börschel den 58-Jährigen an der Stadtwerke-Spitze beerben sollte. Eine Postenabsprache unter den Fraktionsspitzen von SPD, CDU und Grünen habe genau das vorgesehen. Bis Februar befristet wurde Stadtwerke-Justiziar Dirk Kolkmann (59) als weiterer Geschäftsführer bestellt. Die endgültige personelle Besetzung der traditionell aus drei Personen bestehenden Stadtwerke-Führung soll laut Stadt Köln 2019 geklärt werden.

Pascal Hesse

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Heretic

Lesen Sie dazu auch:

Prima Klima für Köln
Die Stadt will klimaneutrale Kommune werden – bis 2050 – Nachgefragt 01/20

Sagen, was ist
Zu den Waffen: Der freie Journalismus muss verteidigt werden! – Nachgefragt 12/19

Auf den Roller gekommen
Köln ist eine der ersten deutschen Großstädte, in der großflächig E-Scooter verliehen werden – Nachgefragt 11/19

Köln braucht die Verkehrswende – jetzt
Radfahren in der Domstadt ist beliebt, aber nervenaufreibend – Nachgefragt 09/19

Wenn aus Hass Mord wird
Nach dem Tod von Walter Lübcke werden wieder Morddrohungen laut – Nachgefragt 08/19

Im Zweifel für die Gesundheit
Wessen Interessen vertritt Prof. Dr. Karl Lauterbach? – Nachgefragt 06/19

Frauen gehören in die Chefetage
Ex-US-Präsident Barack Obama setzt auf mehr Frauen und Klimaschutz – Nachgefragt 05/19

„Die Kontrolle der Mächtigen verschwindet“
Für Frank Überall sind die Verkaufspläne von DuMont demokratiegefährdend – Nachgefragt 04/19

Genosse Stadtanzeiger
Wie die Domstadt Zeitungsgeschichte schreiben könnte – Nachgefragt 04/19

Vom Ratssaal schnurstracks in die Chefetage
Karenzzeiten für Kommunalpolitiker ständen dem Kölschen Klüngel gut – Nachgefragt 03/19

Kölner Sitzfleisch – der Stadtwerke-Skandal
Der Weg des Geldes: als wäre nichts gewesen – Nachgefragt 01/19

Bedürftig ja, aber bitte nicht in Köln
Der Weg des Geldes: wenn ‚sozial’ an der Stadtgrenze aufhört – Nachgefragt 12/18

choices spezial.

HINWEIS