Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.583 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Frank Deja bei einer Diskussion mit Studierenden der HMKW Köln
Foto: Frank Überall

Kölner Sitzfleisch – der Stadtwerke-Skandal

20. Dezember 2018

Der Weg des Geldes: als wäre nichts gewesen – Nachgefragt 01/19

Er war ein Paukenschlag und ein schwerer Rückfall in alte Zeiten zugleich: Die Rede ist vom Stadtwerke-Skandal. Beinahe wurde im April, vorbei an Oberbürgermeisterin Henriette Reeker und dem Kölner Stadtrat, die Geschäftsführung der Stadtwerke neu geregelt – zugunsten von Martin Börschel, damals Fraktionschef der Rats-SPD und Abgeordneter im NRW-Landtag. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Köln schlug ihn als hauptamtlichen Geschäftsführer vor, eine Funktion, die es bislang nicht gab und die laut Medienberichten mit 300 000 bis 500 000 Euro pro Jahr vergütet werden sollte. Börschel sollte ohne vorherige öffentliche Ausschreibung gewählt werden. Erst als OB Henriette Reker (parteilos) intervenierte, wurde öffentliche Kritik laut – und der Deal kurzer Hand abgeblasen. Eine Wahl fand nicht statt. Da einflussreiche Stadtrats-Politiker wie der CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau und Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank das Vorhaben förderten, gilt der Stadtwerke-Skandal bei Kritikern als Paradebeispiel für den sogenannten Kölner Klüngel. Ein Grund nachzuhaken, was seither passiert ist.

Börschel hat den Fraktionsvorsitz im Kölner Rat abgegeben; im Stadtrat und im Landtag sitzt er jedoch noch immer. Frank führt heute nicht mehr die Geschäfte der Grünen Ratsfraktion; Ratsmitglied ist er weiterhin. Der Landtagsabgeordnete Petelkau ist weiterhin Partei- und Fraktionschef der CDU – als wäre nichts gewesen. Einer, der das nicht verstehen kann, ist Frank Deja, der neben Dorothee Schneider als parteipolitisch unabhängiger Kölner Bürger hinter der Initiative „Köln kann auch anders“ steckt. Seit dem Einsturz des Stadtarchivs, der für beide das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht hat, nehmen sie Politik und kommunale Betriebe kritisch in den Blick.

Pascal Hesse
Foto: Stefanie Lawrenz
​Pascal Hesse, investigativer Journalist für trailer, engels, choices, FOCUS und [recherche|kollektiv].
Er ist im Vorstand DJV NRW.

'Nachgefragt: Der Weg des Geldes' ist seine Kolumne

Nachgefragt, wie Deja den Stadtwerke-Skandal in der Rückschau betrachtet, ringt er mit der Fassung: „Wir sehen darin einen schlimmen Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten, als hochdotierte Stellen in kommunalen Unternehmen als Versorgungsposten für Parteipolitiker betrachtet wurden, die nach Proporz vergeben werden.“ Wer in solche Posten käme, müsse die dazu notwendigen Qualifikation mitbringen. Deja nimmt kein Blatt vor den Mund: „Es ist nicht zu glauben, dass Martin Börschel immer noch im Rat sitzt und sogar nach wie vor den Aufsichtsratsvorsitz bei der Sparkasse KölnBonn innehat und Bernd Petelkau nach wie vor als Fraktionschef der CDU amtiert. Besonders empörend finden wir die Auswirkung der Affäre auf die politische Kultur ganz allgemein. Das ist Wasser auf die Mühlen der Feinde der Demokratie. Das ist ein Schlag ins Gesicht der vielen Partei- und Ratsmitglieder, die ehrenamtlich arbeiten, um etwas für die Gesellschaft zu bewirken.“

Immerhin: Eine, die sich vorbildlich hervorgetan hat, ist Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Mit Blick auf die Stadtwerke-Affäre hat sie sich korrekt verhalten, indem sie die Machenschaften gestoppt hat. Dennoch: Ohne eine eigene Hausmacht im Rathaus, der Verwaltung, den kommunalen Betrieben wirkt Reker mitunter wie eine „lame duck“, eine lahme Ente, jemand der innenpolitisch handlungsunfähig ist. Die längst überfällige Verwaltungs-Strukturreform hat sie zwar angestoßen, doch die Mühlen der Verwaltung mahlen – wie so oft – langsam.


Rückblick: Nachgehakt – „Köln-Pass“ auch für nicht-Kölner

Beschlossene Sache heißt noch nicht umgesetzt – so auch, wenn es um eine mögliche Kooperation mit den Nachbarkommunen geht, um Bedürftigen in allen Städten entsprechende Vergünstigungen anzubieten. In Köln gibt es dafür den „Köln-Pass“, in anderen Städten ähnliche Modelle. Ob eine derartige Kooperation möglich ist, wird noch von der Verwaltung eruiert. Die Grüne Stadträtin Prof. Dr. Birgitt Killersreiter hatte dies angeregt. Der „Ausschuss für Anregungen und Beschwerden der Stadt Köln“ wird von der Verwaltung über den weiteren Fortgang informiert. Killersreiter hat bereits deutlich gemacht, dass sie bei diesem Thema nicht lockerlassen und über die Antwort aus der Verwaltung öffentlich berichten will. Weitere Informationen dazu gibt es dann unter: www.gruene-koeln.de

Pascal Hesse

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Heretic

Lesen Sie dazu auch:

Prima Klima für Köln
Die Stadt will klimaneutrale Kommune werden – bis 2050 – Nachgefragt 01/20

Sagen, was ist
Zu den Waffen: Der freie Journalismus muss verteidigt werden! – Nachgefragt 12/19

Auf den Roller gekommen
Köln ist eine der ersten deutschen Großstädte, in der großflächig E-Scooter verliehen werden – Nachgefragt 11/19

Köln braucht die Verkehrswende – jetzt
Radfahren in der Domstadt ist beliebt, aber nervenaufreibend – Nachgefragt 09/19

Wenn aus Hass Mord wird
Nach dem Tod von Walter Lübcke werden wieder Morddrohungen laut – Nachgefragt 08/19

Im Zweifel für die Gesundheit
Wessen Interessen vertritt Prof. Dr. Karl Lauterbach? – Nachgefragt 06/19

Frauen gehören in die Chefetage
Ex-US-Präsident Barack Obama setzt auf mehr Frauen und Klimaschutz – Nachgefragt 05/19

„Die Kontrolle der Mächtigen verschwindet“
Für Frank Überall sind die Verkaufspläne von DuMont demokratiegefährdend – Nachgefragt 04/19

Genosse Stadtanzeiger
Wie die Domstadt Zeitungsgeschichte schreiben könnte – Nachgefragt 04/19

Vom Ratssaal schnurstracks in die Chefetage
Karenzzeiten für Kommunalpolitiker ständen dem Kölschen Klüngel gut – Nachgefragt 03/19

Wir schaffen das – weiterhin
Noch immer zieht es viele Flüchtlinge direkt nach Köln – Nachgefragt 02/19

Bedürftig ja, aber bitte nicht in Köln
Der Weg des Geldes: wenn ‚sozial’ an der Stadtgrenze aufhört – Nachgefragt 12/18

choices spezial.

HINWEIS