Bisher sind die Sichtweisen von Gastarbeitern und deren Kindern auf die deutsche Geschichte wenig beachtet worden. Im Kölner Stadtteil Kalk soll sich das bald ändern: Für 2029 ist die Eröffnung des Museums Selma geplant, das sich mit Migration und deren Folgen befasst. Seit 2016 gibt es die Idee, jetzt liegen die Pläne für sein Aussehen vor. Das Projekt finanzieren Bund und Land mit je über 22 Mio. Euro. Gebäude und Grundstück stellt die Stadt Köln.
Hinter dem Projekt steht das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD), ein 1990 von türkischen Migranten gegründeter Verein, der sich die Sichtbarmachung der deutschen Migrationsgeschichte zum Ziel gemacht hat. Wichtig ist dem Verein nach eigener Aussage ein „multiperspektivisches Geschichtsbild“ und eine „inklusive Erinnerungskultur“. Das Museum soll deswegen nicht nur Ausstellungs-, sondern auch Begegnungsstätte sein.
Inzwischen hat DOMiD über 150.000 Objekte gesammelt, die die Migration hierzulande dokumentieren. So verschieden wie die Einwanderungsgeschichten sind auch die gesammelten Zeitzeugnisse. Da ist die Schere eines vietnamesischen Vertragsarbeiters, mit der er Kleider schneiderte, um sich etwas dazuzuverdienen. Oder der Arbeitskittel des Italieners, der als erster Gastarbeiter in Deutschland zum Betriebsvorsitzenden gewählt wurde.
Ausgestellt werden diese Objekte ab 2029 in den Hallen Kalk, dem ehemaligen Produktionsstandort der Klöckner Humboldt Deutz AG. Die Pläne für das Aussehen im Inneren kommen vom Stuttgarter Atelier Brückner. Die Industrieoptik wollen die Ausstellungsgestalter nicht überdecken, die Glas- und Stahlelemente an den Decken erhalten. Und vor allem Raum schaffen, der kostenlos zugänglich sein soll, um den inklusiven Gedanken des Museums zu festigen. So wird es neben der Dauerausstellung auch einen von Migranten gestalteten Raum geben, der sich mit Teilhabe beschäftigt. Ähnlich also wie der Verein DOMiD selbst, aus dem die Idee für das erste deutsche Migrationsmuseum hervorging.
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