Ein Erdwärme-Kraftwerk soll es sein, erzählt die visionäre Frau am Tisch. Behutsam stapelt sie Gläser und Vasen zwischen Erdhäufchen aufeinander. Doch der Antrag bei der Landesregierung wird abgeschmettert: Der Braunkohle-Tagebau hat Vorrang.
Regisseurin Eva-Maria Baumeister hat mit Schauspielerin Fiona Metscher, Sängerin Ute Eisenhut und der Chorgemeinschaft Cäcilia Tenholt/Ganterath/Hetzerath ein Projekt zum Rheinischen Braunkohletagebau realisiert: „Verschwindende Orte oder Was uns retten kann“.
Die Todesliste der Dörfer samt der gespeicherten Erinnerung, die von RWE „abgebaggert“ wurden, ist lang; die der verzweifelten Menschen noch länger. Auf der Bühne in der Alten Feuerwache ist aus Glasstellwänden ein Ausstellungparcours um einen Tisch (Bühne: Lena Thelen) aufgebaut. Eingespielte Statements von Bewohnern zeichnen ein Bild verzweifelter Machtlosigkeit, aber auch eines lethargischen Stoizismus. Während Fiona Metscher als Allegorie der Empörung und der Vision aufbraust, wirkt die Sängerin Ute Eisenhut mit ihren ostinaten und gelegentlichen triumphierenden Vokallinien wie eine unerbittlich-kalte Fortuna. Dazwischen mischt sich der Laienchor mit wütender Verve, aber auch abgeklärter Trauer. Die Musikerin Oxana Omelchuck hat eigene Kompositionen mit Motiven aus dem Brahms-Requiem („Selig sind die, die Leid tragen“) und Mahlers 2. Symphonie („Der Mensch liegt in größter Not“) kombiniert und so entsteht letztlich ein beeindruckender theatraler Aufschrei zwischen verzweifelter Unmittelbarkeit, ästhetischem Kunstanspruch und Hilfslosigkeit.
„Verschwindende Orte oder Was uns retten kann“ | R: Eva-Maria Baumeister | 13., 14.12. je 19.30 Uhr | Alte Feuerwache | 0221 973 15 50
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