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Natalia Bulatova in „Fem:me“
Foto: Alessandro De Matteis

Feder statt Abrissbirne

08. Juli 2024

„Fem:me“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 07/24

Nicht mit wuchtiger Abrissbirne, sondern mit feiner Feder versucht sich das Diphtong Kollektiv an der Zertrümmerung des Herrenhauses, in dem Mann und Frau klar definierte Rollen von Monarch und Untertanin leben. Dabei gelingt die Abtragung des ersten Stockwerks, doch Erdgeschoss sowie Keller bleiben in der Solo-Tanzperformance „Fem:me – Schöpfung, Rezeption & Resonanz“ in der Alten Feuerwache nahezu unbeschädigt.

Das liegt vor allem an der Ästhetik der rund einstündigen Darbietung, die über weite Strecken durch Natalia Bulatovas Anmut geprägt wird. Die gute Mine zur alltäglichen Herabwürdigung ist in der Dramaturgie verankert, doch das Lächeln der Protagonistin führt nicht zur Überzeichnung und Bloßstellung der patriarchalen Geschichte. Sie lässt diese mitunter im humoristischen Licht erscheinen. Die Lacher des Publikums während der Einspielung alter Werbefilme, etwa für Frauengold oder Dr. Oetker, zeugen zwar von einem kritischeren Bewusstsein, doch auch 2024 wird Weiblichkeit oftmals auf diskriminierende und sexistische Stereotype reduziert. Wie erzählt und tanzt man dieses überkommene Ideal? Nach anfänglicher Orientierung an Magda Trotts (1880-1945) literarischen „Pucki“-Ergüssen zur Erziehung von Hausfrauen folgen die im Titel angekündigten Resonanzen der Performerin. Der multimedialen Inszenierung hätte dabei trotz Bulatovas künstlerischer Qualitäten mehr Lautstärke und Mut zum Missklang gestanden. Eine in die Luft gereckte Faust zum Finale verschenkt Energie über den Köpfen anstatt am Kinn der Adressaten.   

Fem:me – Schöpfung, Rezeption & Resonanz | Weitere Termine in Planung | Alte Feuerwache, Köln | diphtong.art

Thomas Dahl

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