Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.581 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Foto: Thomas Aurin

Wiederholungsschleife

30. Januar 2024

„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/24

Es ist „Tatort“-Zeit und niemand hat so recht Lust: Das Opfer will schon gar niemand mimen. Und Kommissarin Bär weigert sich, zu ermitteln: „Dann können wir alle Feierabend machen“. Doch ein Tatort dauert bekanntlich neunzig Minuten, also muss die Suche nach der Täter:in beginnen. 

Regisseurin Nele Stuhler widmet sich der Krimi-Besessenheit des deutschen Fernsehens und unternimmt mit „Soko Tatort“ nach einer eigenen Textvorlage den Versuch, die dramaturgischen Besonderheiten sowie die gesellschaftliche Begleitmusik der TV-Krimis ironisch durch den Kakao zu ziehen – und da der Mord im Theater passiert, bekommt die eigene Institution gleich auch etwas ab. Das beginnt beim erwähnten Zwang zum Mordopfer; Tatorte werden ausgiebig durchdekliniert („Mord im Theater – in welcher Folge haben wir das schon mal gemacht?“); es kommt zum schrägen Schnack mit der (Theater-) Ärztin; schematische Besprechungen im Film-Kommissariat werden in zwei halb transparenten Kabinen nachgestellt. Doch so dankbar das Thema wäre, der Abend entwickelt sich regelrecht zum Humorkiller und verschenkt fast alle Möglichkeiten zu Ironie und Komik. Das obligatorische „Wo waren Sie gestern?“ dient allenfalls als zu Tode gerittene Wiederholungsschleife; die Konkurrenz der Kommissare Prahl, Bär und Wuttke bleibt ohne jeden Witz; dass jeder Krimi systemstabilisierend wirkt, weil er die Ordnung herstellt, mag stimmen, (komische) Folgen hat es nicht. Das Ensemble müht sich redlich und die Live-Kamera produziert Bilder im Überfluss – doch der Erkenntnisgewinn bleibt gering, die Komik schütter. Ein für das Kölner Schauspiel erstaunlicher Fehlgriff.

Soko Tatort | 2., 6., 16.2. | Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00

Hans-Christoph Zimmermann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Flucht auf die Titanic
„Muttertier“ am Schauspiel Köln – Prolog 03/24

Parolen in Druckerschwärze
„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ am Schauspiel Köln – Auftritt 03/24

„Es wird ein Kampf um Vormachtstellung propagiert“
Rafael Sanchez inszeniert „Die letzten Männer des Westens“ am Schauspiel Köln – Premiere 03/24

Dunkle Faszination
Franz Kafkas „Der Prozess“ am Schauspiel Köln – Auftritt 02/24

Standbein und Spielbein
Pinar Karabulut und Rafael Sanchez gehen nach Zürich – Theater in NRW 01/24

„Der Roman lässt mich empathisch werden mit einer Mörderin“
Regisseur Bastian Kraft über „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ – Premiere 01/24

Ein Martyrium der Erniedrigung
„Kim Jiyoung, geboren 1982“ am Schauspiel Köln – Auftritt 12/23

Ohne Opfer kein Krimi
„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Prolog 12/23

Ende der Zivilisation
„Eigentum“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 11/23

Verliebt, verlobt, verlassen?
„Erstmal für immer“ am Schauspiel Köln – Prolog 10/23

Des Königs Tod und des Müllers Beitrag
„Yazgerds Tod“ am Schauspiel Köln – Auftritt 10/23

„Der Eigentumsbegriff ist toxisch“
Regisseurin Marie Bues bringt am Schauspiel Köln „Eigentum“ zur Uraufführung – Premiere 10/23

Theater am Rhein.

Hier erscheint die Aufforderung!