Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.584 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Foto: Tommy Hetzel

Ski und Rodel gut!

30. Januar 2019

„Schnee Weiß“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/19

Was uns der rheinische Winter vorenthalten hat, dafür entschädigt das Schauspiel Köln: Einen Indoor-Steilhang mit schauspielernden Abfahrtsläufern. Bühnen- und Kostümbildner Jana Findeklee und Joki Tewes haben eine Piste mit Gipfelplattform und Skihüttendach entworfen, die auf ihrer Kehrseite eine Pyramide mit Grabkammer zeigt. Jelineks Stück „Schnee Weiß“ nimmt die von Abfahrtsläuferin Nicola Werdenigg vor drei Jahren publik gemachten sexuellen Übergriffe im österreichischen Skisport der 1960/70er Jahre zum Ausgangspunkt für eine Attacke auf Skisport, Natur und Tourismus der Alpenrepublik.

Stefan Bachmann fächert Jelineks Sprachspiel zunächst gekonnt in Après-Ski-Dialoge zwischen vier Sportlern (Lila Klammroth, Sabine Waibel, Simon Kirsch und Nikolay Sidorenko) auf. Sie kopulieren, als ob es um olympische Rekorde ginge. Ein Jesus mit Brüsten hängt plötzlich im Ski-Kreuzbalken und klagt gegenüber den missbrauchten Frauen ältere (Opfer-)Rechte ein. Jelineks Stück nutzt dafür Material aus Oskar Panizzas Religions-Satire „Das Liebeskonzil“ von 1895 und später noch einen Text über „Kopftrophäen“. Bachmann wählt einen „realistischen“ Zugang, zeigt Steilhang, Jesus am Kreuz oder den Kopf von Simon Kirsch, der aus einer Tischplatte lugt. Vor allem diesen zum Monolog ausgedünnten Text lässt Bachmann breit ausspielen. Doch letztlich bleibt diese Uraufführung merkwürdig unpolitisch, vertraut allein auf die Aussagekraft des Textes. Jelineks kalauernder Sprachexpress wird nicht mit mächtigen Bildern gestaut oder auch umgeleitet. Verstörend wirkt hier kaum etwas. Vielleicht ist der Abend mit zwei Stunden Spieldauer letztlich einfach zu kurz.

„Schnee Weiß“ | R: Stefan Bachmann | 3., 20., 21.2. 20 Uhr | Schauspiel Köln |
0221 221 284 00

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Flucht auf die Titanic
„Muttertier“ am Schauspiel Köln – Prolog 03/24

Parolen in Druckerschwärze
„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ am Schauspiel Köln – Auftritt 03/24

„Es wird ein Kampf um Vormachtstellung propagiert“
Rafael Sanchez inszeniert „Die letzten Männer des Westens“ am Schauspiel Köln – Premiere 03/24

Dunkle Faszination
Franz Kafkas „Der Prozess“ am Schauspiel Köln – Auftritt 02/24

Wiederholungsschleife
„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/24

Standbein und Spielbein
Pinar Karabulut und Rafael Sanchez gehen nach Zürich – Theater in NRW 01/24

„Der Roman lässt mich empathisch werden mit einer Mörderin“
Regisseur Bastian Kraft über „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ – Premiere 01/24

Ein Martyrium der Erniedrigung
„Kim Jiyoung, geboren 1982“ am Schauspiel Köln – Auftritt 12/23

Ohne Opfer kein Krimi
„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Prolog 12/23

Ende der Zivilisation
„Eigentum“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 11/23

Verliebt, verlobt, verlassen?
„Erstmal für immer“ am Schauspiel Köln – Prolog 10/23

Des Königs Tod und des Müllers Beitrag
„Yazgerds Tod“ am Schauspiel Köln – Auftritt 10/23

Theater am Rhein.

Hier erscheint die Aufforderung!