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Regisseur Moussa Touré im cinenova

Gefahrvolle Odyssee

27. Juni 2013

„Die Piroge“ im cinenova – Foyer 07/13

Donnerstag, 6. Juni: Im Juni stand Köln ganz im Zeichen des Africologne-Theaterfestivals, zu dem etliche Künstler aus den unterschiedlichsten afrikanischen Ländern in die Domstadt angereist waren. Auch ein cineastisches Begleitprogramm wurde dazu auf die Beine gestellt. Eine dieser Veranstaltungen war die Projektion von Moussa Tourés drittem Spielfilm „Die Piroge“, der 2012 bereits erfolgreich auf dem Filmfestival von Cannes gezeigt worden war, und den der Regisseur nun im cinenova-Kino persönlich präsentierte. Karl Rössel vom FilmInitiativ Köln e.V. stellte den senegalesischen Filmemacher dem Publikum vor: „Moussa Touré gehört zweifellos zu den gefragtesten und international erfolgreichsten afrikanischen Regisseuren. Sein Film ‚TGV-Express – Der schnellste Bus nach Conakry’ aus dem Jahr 1998 ist ein Klassiker des afrikanischen Kinos.“ Des Weiteren erläuterte Rössel, dass Touré bereits 1987 eine eigene Filmproduktionsfirma im Senegal gegründet habe. Sein erster Langfilm entstand 1991, und nach dem großen internationalen Erfolg von „TGV-Express“ habe es nun 14 Jahre gedauert, bis der Regisseur mit „Die Piroge“ seinen dritten Film inszeniert habe. Es geht darin um die abenteuerlichen Erlebnisse einer Gruppe afrikanischer Flüchtlinge, die mit einem Fischerboot versuchen, nach Europa zu gelangen.

Karl Rössel vom FilmInitiativ Köln e.V.

Nach der Vorführung lockerte Touré das sichtlich bewegte Publikum zunächst mit einigen humorvollen Bemerkungen wieder auf. „Ich kannte Deutschland bislang nicht sehr gut, aber sehr wohl die deutsche Geschichte. In den fünf, sechs Tagen, in denen ich nun hier auf Tour bin, habe ich die deutsche Sprache als sehr poetisch empfunden – sie lässt mich gut schlafen.“ Etwas ernster wurde es dann, als Karl Rössel erste Fragen zu den Dreharbeiten an den Regisseur richtete. Dieser erklärte, dass es eines großen Engagements bedürfe, um in Afrika überhaupt Filme drehen zu können. In Hollywood hätten die großen Produktionsfirmen beeindruckende Studios, um aufwändige Szenen auf dem Meer glaubwürdig nachzustellen. So etwas hätten sie in Afrika nicht, dafür gäbe es dort das echte Meer. Sämtliche Sequenzen, die auf hoher See spielen, wurden zunächst akribisch an Land vorbereitet. Dafür stand Touré ein rund 100-köpfiges Team zur Verfügung. Als Vorbereitung für sich selbst und seine Mitstreiter zeigte er diesen im Vorfeld den Peter-Weir-Seefahrerfilm „Master and Commander – Bis ans Ende der Welt“. Auch das Studium des Making-ofs zu diesem Film erwies sich dabei als hilfreich.

Moussa Touré mit Übersetzerin Michaela Kiefer

Die Darsteller für „Die Piroge“ castete Moussa Touré von der Straße weg – sie alle waren keine professionellen Schauspieler, sondern ausnahmslos Laien. Was sich allerdings als weit schwieriger herausstellte: Keiner von ihnen konnte schwimmen! Nicht gerade die ideale Voraussetzung für den Dreh eines Films, der überwiegend auf dem Wasser spielt. Außerdem mussten einige stabilisierende Balken aus der Piroge entfernt werden, damit man auf ihr besser drehen konnte, was sie dann aber bei Seegang instabiler machte. Einige der Kommentare des Kölner Publikums kamen von Zuschauern, die selbst Menschen kannten, die auf der Überfahrt von Afrika nach Europa ums Leben gekommen waren. Diese Erfahrung teilt auch Regisseur Touré, der sich deswegen verantwortlich fühlte, einen Film über diese Thematik zu realisieren. „Ich werde der senegalesischen Regierung nie verzeihen, dass sie die Flucht der Leute zulässt, zugleich aber mit der spanischen Regierung zusammenarbeitet und von dort Geld erhält, um den wieder in den Senegal zurückgeschickten Flüchtlingen umgerechnet 15 Euro und ein Sandwich spendieren zu können – das ist für mich ein Verbrechen“, so der Filmemacher. Deswegen will er „Die Piroge“ in erster Linie als Botschaft an Senegalesen und andere Afrikaner verstanden wissen, ihr Heimatland nicht zu verlassen, wo es etliche Reichtümer gäbe. Neben Gold und Mineralien ist das nach Tourés Meinung in erster Linie die Jugend dieser Länder, denn 75% der Afrikaner seien junge Menschen, die voller Potenziale und Hoffnung steckten.

Text/Fotos: Frank Brenner

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