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Regisseur Damien Odoul mit Johanna Seebrandt vom Institut Français Köln

Geschichte wiederholt sich

21. November 2018

„La Peur“ im cinenova – Foyer 11/18

Dienstag, 20. November: Anlässlich des 100. Jahrestages des Endes des Ersten Weltkriegs hatten das Institut Français Köln und das Ehrenfelder Kino cinenova eine kleine Filmreihe veranstaltet. Als vierter und letzter Beitrag zeigte man den 2014 entstandenen Film „La Peur“ (Heldenangst), den Damien Odoul als französisch-kanadische Koproduktion realisiert hatte. Der Filmemacher war nach der Projektion persönlich in Köln anwesend und beantwortete die Fragen der Zuschauer vor Ort. Stefan Barmann, der den Abend moderierte und die Fragen und Antworten zwischen Französisch und Deutsch übersetzte, bezeichnete Odoul im Vorfeld als echten Autorenfilmer, der darüber hinaus auch selbst die Kamera führe und für seine Arbeit an diesem Film den bedeutenden Prix Jean Vigo zugesprochen bekommen habe. Gleich zu Beginn des Publikumsgesprächs machte Damien Odoul klar, dass es ihm vor vier Jahren bei der Realisation von „La Peur“ wichtig gewesen sei, einen Zusammenhang zu den Vorkommnissen in Syrien und im Libanon herzustellen, weil dort genau wie einstmals im Ersten Weltkrieg viele junge Männer ihr Leben lassen mussten. Da es ihm nicht möglich gewesen sei, den Film komplett in Frankreich zu finanzieren, hätte er auf kanadische Koproduzenten zurückgreifen müssen. Das erwies sich allerdings auch als Vorteil, weil der Film deswegen komplett in Québec gedreht wurde, wo Odoul auch die meisten seiner Laiendarsteller fand, da fünf Jahre zuvor eine große Auswandererbewegung von Frankreich nach Kanada eingesetzt hatte.

Johanna Seebrandt und Stefan Barmann im cinenova

Die Arbeit mit Laien falle dem Filmemacher sehr leicht, in Frankreich sei er sogar dafür bekannt, dass er neben professionellen Schauspielern in seinen Filmen auch immer Neulinge einsetze. „Bei Laienschauspielern trifft man oft noch Unschuld und Unverbrauchtheit an“, konstatierte der Regisseur in Köln. Patrick de Valette, der im Film die Rolle des Ferdinand spielt, sei eigentlich professioneller Clown und habe in „La Peur“ seinen ersten Filmauftritt. „Er hatte eine besonders schwierige Szene zu drehen, in der er auch betrunken sein musste. Damit es echter wirkte, habe ich ihm wirklich Alkohol zu trinken gegeben und musste anschließend die Einstellung auswählen, in der er am glaubwürdigsten auf mich gewirkt hat“, ergänzte Odoul. Das Thema „Erster Weltkrieg“ interessiere indes in Europa kaum noch. Weder bei den Franzosen noch bei den Deutschen sei es noch sonderlich präsent, insbesondere deutsche Regisseure hätten sich bislang kaum mit dieser Zeit auseinandergesetzt. Gleichwohl hätte der Film nach Ansicht des Filmemachers genauso ausgesehen, wenn er aus Sicht der Deutschen und nicht aus Sicht der Franzosen geschildert worden wäre. „Die wirklichen Mörder waren auf beiden Seiten dieselben – Politiker und Generäle“, so Damien Odoul.

Damien Odoul und Stefan Barmann beim Publikumsgespräch

Schon zu Beginn von „La Peur“ wird deutlich, dass damals viele junge Menschen mit einer unglaublichen Begeisterung in den Krieg gezogen sind. Deswegen habe der Film auch heute noch etwas Wichtiges zu erzählen. Odoul erläuterte dies genauer: „Angesichts des Erstarkens der Rechten sowohl in Frankreich als auch in Deutschland sehen wir auf unangenehme Weise, dass sich die Geschichte wiederholt. Es gibt nach wie vor die gleichen Parolen, die um Familie, Heimat und Vaterland kreisen und sich die Angst vor dem Anderen zunutze machen.“ Für ihn selbst sei der Begriff Vaterland etwas, das ihn nie interessiert habe. Im Frankreich unserer Tage käme es immer wieder zu Spannungen, und trotzdem habe man gelernt, mit Maghrebinern und Afrikanern zusammenzuleben, deren Anwesenheit im Land auf die koloniale Vergangenheit Frankreichs zurückzuführen sei. Zur Zeit der Dreharbeiten von „La Peur“ sei Odoul der Erste Weltkrieg schon sehr vertraut gewesen, da er sich bereits seit geraumer Zeit mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Bei der Realisierung habe er einerseits großen Wert auf historische Details gelegt, beispielsweise beim Einsatz der Uniformen, habe aber andererseits auch versucht, die Geschichte auch für ein heutiges Publikum interessant zu gestalten. Mehr noch als die Rezeption historischer Filmaufnahmen hätten Damien Odoul allerdings die Zeichnungen von Otto Dix beeindruckt, die dieser direkt in den Schützengräben angefertigt habe. Auch die Lektüre zeitgenössischer Erlebnisberichte von Autoren wie Erich Maria Remarque, Ernst Jünger oder Louis-Ferdinand Céline habe den Nährboden für seinen Film geliefert.

Text/Fotos: Frank Brenner

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