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Arman T. Riahi und Faris Rahoma in Köln

Von einem echten Wiener

06. September 2017

„Die Migrantigen“ im Cinenova – Foyer 09/17

Dienstag, 5. September: Bevor „Die Migrantigen“ noch vor dem offiziellen deutschen Kinostart im Cinenova-Kino in Ehrenfeld seine Köln-Premiere feierte, stimmten die anwesenden Gäste aus Österreich das Publikum auf das Kommende ein. Da es sich bei Arman T. Riahis Film um ein österreichisches Werk handelt, glaubten er und sein Co-Autor und Hauptdarsteller Faris Rahoma, man müsse den Zuschauern eine Art Wiener Glossar zum besseren Verständnis mit an die Hand geben. Sie erläuterten, dass man unter „Häfen“ ein Gefängnis versteht, dass ein „Kiberer“ ein Polizist und „Tschusch“ eine abwertende Bezeichnung für Angehörige südosteuropäischer oder orientalischer Völker ist. Doch für das allgemeine Verständnis von „Die Migrantigen“ wären derartige Erläuterungen im Vorfeld gar nicht nötig gewesen. Außerdem befanden sich auch im Publikum in Köln jede Menge Wiener bzw. Österreicher. Nach der Projektion brannte den Anwesenden die Frage auf der Zunge, ob es den Soundtrack zum Film zu Kaufen gäbe. Arman T. Riahi erläuterte, dass man sich angesichts der stetig zurückgehenden CD-Verkaufszahlen gegen eine physikalische Vermarktung der Songs entschieden habe, dass man diese allen Interessierten aber digital zugänglich machen wolle. Faris Rahoma ergänzte, dass der Soundtrack zum Film durchaus als Hommage an die Musikszene von Wien verstanden werden könne.

Regisseur Riahi, Faris Rahoma und Verleiher Marcus Machura

Die Ursprünge des Projekts reichen übrigens zwölf Jahre zurück, als Riahi erste Regiearbeiten fürs österreichische Fernsehen übernahm und dort angefragt wurde, ob er nicht etwas über Ausländer machen wolle. Der im Iran geborene Filmemacher mit dem exotischen Namen und Aussehen begreift sich selbst als Ur-Wiener und war darüber einigermaßen überrascht. In Köln sagte er in breitestem Dialekt: „I bin eh der ärgste Wiena, warum frag’n die ausgerechnet mi?“ Aus der Not machte Arman T. Riahi eine Tugend und entwickelte zusammen mit seinem Kumpel Faris Rahoma, Sohn einer Österreicherin und eines Ägypters, eine Fernsehserie für einen österreichischen Privatsender, in der gehörig mit nationalen Stereotypen aufgeräumt werden sollte. Zehn Folgen wurden geschrieben, fünf davon sogar verfilmt, bevor es zwischen den Produzenten zu Zwistigkeiten kam, das Projekt platzte und alles bisher produzierte in der Konkursmasse der Firma verschwand. „Neue Wiener“ war Geschichte, dafür aber der Samen zu „Die Migrantigen“ gelegt, bei dem man einige der Ideen wieder aufgreifen und noch dazu Seitenhiebe auf das zuvor gescheiterte Projekt einarbeiten konnte. Unter den Mitwirkenden waren zuvor schon etliche Freunde und Familienmitglieder gewesen, die man nun auch für die Filmversion wieder mit an Bord holte. Rahoma merkte an, dass viel von ihrer eigenen Geschichte im Stoff drinstecke, den sie allerdings nur als Komödie umsetzen konnten.

Arman T. Riahi und Faris Rahoma beim Publikumsgespräch

„Sozialdramen und Betroffenheitsfilme gibt es genug. Migranten haben in Filmen und Serien immer ein Problem, sind arm, sind arm dran oder haben etwas falsch gemacht“, führte der Regisseur weiter aus. Ihm und seinen beiden Co-Autoren war es deswegen wichtig, die Thematik mal auf eine andere Weise anzugehen und zu zeigen, dass man auch ganz entspannt und selbstironisch mit dem eigenen Migrationshintergrund umgehen kann. Faris Rahoma sah sich mit „Die Migrantigen“ ein Stückweit auch in eine Zwickmühle manövriert. Denn der Film übt unverhohlen Kritik an den Praktiken des Fernsehens, die in sogenannten „Reality“-Formaten eher „Fake News“ unter die Leute streuen als das wirkliche Leben abzubilden. Für Rahoma ist seine Anstellung als Redakteur beim ORF aber sein eigentlicher Broterwerb, weil er von seinen Rollen als Schauspieler allein nicht leben könnte. Als solcher wird er nämlich stets auf Ausländerklischeenebenrollen reduziert, muss Kebabverkäufer, Taxifahrer oder psychopathische Vergewaltiger spielen, weil man ihm seine Herkunft ansieht. Mit „Die Migrantigen“ hat er nun die Hand gebissen, die ihn füttert. Aber in den realsatirischen Momenten des Films glauben die öffentlich-rechtlichen österreichischen Sender die Machenschaften der Privatsender zu erkennen – und umgekehrt. Weswegen sich keiner selbst auf den Schlips getreten fühlt und alle herzlich über die dargestellten fragwürdigen Methoden lachen können – ab dem 7. September kann man das nun auch in Deutschland bundesweit im Kino. 

Text/Fotos: Frank Brenner

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