Es gibt 10 Beiträge von kopego
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01.07.2012
Eine cloueske Moralpackung möchte ich hier nicht auseinanderfalten, die ein wenig dürftig ausfallen würde. Andererseits frage ich mich, wie tief frühamerikanische Wertvorstellungen von uns Besitz ergriffen haben. Geht es in dem Film nicht ausschließlich um Betrug? Netterweise betrügen sich ausschließlich Betrüger, bis hinunter zum Bahnschaffner. Würde das hier auch in einem ICE funktionieren? Oder mache ich jetzt den Fehler, Fiktion mit Wirklichkeit auf eine Stufe zu stellen? Wird man ja immerzu vor gewarnt. Ich blicke da auch nicht mehr durch. Komischerweise erwähnt hier niemand die "Schuldenkrise". Aber das wäre ja auch nicht politisch korrekt. Wobei diese Betrugsverfahren doch vor unser aller Augen ablaufen. Zugegeben, nicht ganz so makellos inszeniert. Ich komme vom Thema ab, eine meiner großen Schwächen. Ist aber auch kein Wunder. Es wird immer schwieriger, die Visionen auseinander zu halten. Gut, dass man im Kino rund zwei Stunden sitzen und die Klappe halten muss, kauen und schlucken sind zulässig, damit die Kiefergelenke anschließend noch funktionieren. Das sind sichere Anzeichen dafür, dass man sich von der Wirklichkeit eine Handbreit entfernt hat. Den Abgeordneten im Bundestag geht es wahrscheinlich ähnlich, stundenlanges Sitzen und nicht ein rethorisches Highlight. Das ist in diesem Film anders. Man darf nicht nur personifizierte Augenweiden abgrasen (ich erwähnte es bereits an anderer Stelle), sondern bekommt auch noch Unterricht im Klein-, Mittel- und Großgaunertum, und wie man einen Rachefeldzug fein säuberlich verpackt. Ein bisschen gemordet wird auch. Frauen können ja so hinterhältig sein, waren sie sogar damals schon, aber nur im Film. Muss ich mir immer wieder klar machen. Zur Moral des Filmes, nein, schon wieder falsch, zur Pointe, eben dem Clou, kann ich keine nennenswerten Überraschungen mehr entnehmen, seit Ackermans V. Das war ein Clou! Und höchstrichterliche Fiktion! Das nenne ich Kino.
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09.10.2011
Ich schreibe hier aus eigener Zockererfahrung. Es gibt tatsächlich (ich konnte es erst auch nicht glauben) sog. Investmenthäuser, die Privatanlegern (Zockern) einen Kredit auf ihre Einlage gewähren. Ohne weitere Sicherheiten! Ich verrate Ihnen hier nicht die Bank, die das macht. Es gibt sie noch. Mit dem 10 bis 20-fachen Ihrer Einlage dürfen Sie dann Zocken. Natürlich auf eigenes Risiko. Wenn Sie sich verzocken, müssen Sie nachschießen, so nennt sich das, und dieser Kredit nennt sich Margin und ist ganz und gar nicht marginal. Ihre Gewinne können exorbitant sein, Ihre Verluste ruinierend. Sie dürfen auf steigende und fallende Kurse zocken, und auf fallende müssen Sie nicht mal Zinsen auf Ihr Margin zahlen. (Sie können mir glauben, dass es so ist, und wer ordentlich zockt, der weiß, dass es so ist.) Ich bekam einfach nur Angst vor dieser Möglichkeit und bin ausgestiegen. Meine Nerven hielten nicht durch und mein Gewissen wurde immer schlechter. Der Begriff Margin Call war mir bisher noch nicht untergekommen, aber ich ahnte gleich, in welchem übertragenen Sinne der Filmtitel gemeint sein könnte. Vorab bemerkt, der Film ist äußerst sehenswert und sollte in Programmkinos gezeigt werden. Ich interpretiere den Filmtitel in folgendem Sinne: Der, die oder das Margin holt sich die Zockerbank bei ihren Anlegern (die übrigens nicht zu bemitleiden sind) durch einen indirekten Betrug zurück, der nicht so einfach zu durchschauen ist, da er halblegal ist. Die Bank ruft in einem gewissen Sinne bei ihren Kunden "ihr" Margin ab, und die Kunden gehen - natürlich - leer aus. Ohne ein gewisses Vorwissen, was in Zeiten der Finanzkrise aber eigentlich jederfrau und -mann haben sollte, scheint der Film nicht ganz verständlich. Man sollte eine Vorstellung davon haben, was ein Derivat oder ein Zertifikat im Börsengeschenen darstellt. Das vereinfacht das Verständnis, ist aber nicht unbedingt notwendig, weil der Film die menschliche Seite einer Struktur aufzeigt, die, wie wir alle wissen, globale Ausmaße angenommen hat. In der Bank des Films (nun erkläre ich es doch) geht es um Kreditderivate. Das sind viele Einzelkredite, die zu einem Zertifikat zusammengefasst wurden und von der Bank zum Kauf und zum Handeln an der Börse angeboten wurden und von denen sie selbst auch noch haufenweise in dem eigenen Depot liegen hat. Diese Derivate sind von der Bank in der Bilanz überbewertet worden, um durch die Bilanzsumme die eigene Kreditwürdigkeit zu erhöhen. Also im Prinzip Bilanzbetrug, aber wer sollte das schon überprüfen können? Die Börsenaufsicht oder eine Wirtschaftsprüfung oder eine Steuerprüfung? Solange die Derivate in den eigenen Depots liegen, müssen ja auch keine Steuern bezahlt werden, erst von dem Gewinn, wenn sie verkauft werden. Und woher der Gewinn kommt, interressiert das Finanzamt nicht. Hauptsache, sie versteuern. Das Dumme an solchen aufgeblasenen Derivaten ist, dass sie voller virtuellem Geld stecken. Wer sie aber kauft, muss sie von wirklichem Geld bezahlen. Deshalb druckt die EZB wie verrückt frische Euros, von den Dollars ganz zu schweigen. (Seit über zwei Jahren gären mehrere Billionen Dollars Hypothekenderivate vor sich hin, die nur auf ihren Ausbruch warten.) Die Bank in dem Film beschließt, diesen Ausbruch herbeizuführen, weil sie sich in der Einschätzung ihrer Kurserwartung etwas zu weit vorgewagt hat und die eigentliche Kursentwicklung lieber nicht abwarten will. Sie verkauft ihre überbewerteten Papiere, verschlankt sich etwas (baut Personal ab) und nimmt auch eine Rüge der Börsenaufsicht in kauf. Das ganze ist nicht weltbewegend, führt auch zu keinem globalen Finanz-GAU, nur die Anleger werden geprellt, die in ihrer Gier den Hals nicht voll bekommen konnten. Lohnt eigentlich keinen Bericht darüber. Der Film zeigt die Menschen, die dahinter stecken, und die im Bewusstsein dessen, was sie tun, es auch auf einen GAU ankommen lassen würden, sich so etwas aber eigentlich auch gar nicht vorstellen können. Sie ahnen nur ansatzweise, welche Folgen ihr Tun heraufbeschwören könnte, und lassen es darauf ankommen. Trotz der Starbesetzung ist der Film ein kleines Meisterwerk. Er kontrastiert die Stimmungen der Beteiligten mit der Brisanz ihres Jobs. Er zeigt in langen, beängstigend dichten Einstellungen den Gegensatz zwischen menschlichem Fassungsvermögen und der notwendigen Hektik und Unüberlegtheit ihrer Reaktion. Der Film scheint völlig unspektakulär. Er zeigt nur das menschliche Unvermögen, seinen wahnsinnigen Anspruch und seine Arroganz. Mehr nicht. Auf weitere Vergleiche will ich hier verzichten, aber sie drängen sich auf.
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29.08.2011
Ein Revolverheld, der dämlich ist, nicht schwimmen kann und wie ein Redford aussieht. Der andere, nicht ganz so dämlich, spekuliert nicht mal an der Börse, überfällt lieber Züge und Banken. Und selbst darin ist er kein Überflieger. Ihre gemeinsame Freundin wird nicht von Eifersuchtsanfällen heimgesucht. Was will uns dieser Film sagen? Abgesehen davon, dass er aus einer anderen Welt ist, 42 (!) Jahre alt, und vielleicht heute gar nicht mehr verstanden wird. Was hat eine emanzipierte Frau in einem Western verloren, in dem der eine Held zum anderen "Du Dussel!" sagt und auch noch recht damit hat? Und wie können diese beiden Helden auch noch so unverschämt gut aussehen, gleichgültig, in welcher Szene? Nun gut. Die beiden haben immer die gleichen staubigen Klamotten an, sind häufig unrasiert (der Redford sieht in unrasiert (mit Schnäuzer) ja so was von - na, ich will nichts verraten), und dann diese Hüte! Ob sie auch geraucht haben? Habe ich nicht drauf geachtet. Aber wenn sie rauchten - jeder Westernheld raucht, also müssen sie geraucht haben! - dann fange ich auch damit an. Der Film ist eigentlich eine polare Schöpfung. Einerseits zeigt er eine, für Frauen völlig vernachlässigbare, lächerliche aber erträgliche Abenteuerhandlung (die ist für Männer gedacht, die ja auch ein wenig auf ihre Kosten kommen sollen), andererseits schickt er die beiden Helden auf einen gewöhnungsbedürftigen aber nicht uninteressanten Laufsteg. Sie wissen schon, was ich meine, 110 minütiges Ergötzen. Für die, die sie mögen, natürlich nur. Ein gewisses Mindestalter ist als Voraussetzung wohl notwendig. Etwas 68er-Haltung mit "Man On The Moon"-Feeling gemischt, dieses typische "No Panic"-Flair (für die, die wissen, wo ihr Handtuch ist). Zum Schluss des Films, den ich hier nicht verraten werde, sollten Sie Taschentücher (oder Handtücher) bereithalten, denn die beiden fallen vom Laufsteg. Dafür wandern sie auch nicht nach Australien aus.
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24.04.2011
wie muss oder wie darf eine fiktion erscheinen, die unsere praktische vernunft darstellt? die es wagt, die theoretische geistige freiheit in eine praktische umzusetzen? die auch noch für eine masse von menschen verstaendlich ist, damit sich ihr innerer freiheitsdrang angesprochen fuehlt? und gleich wird dieser freiheitsdrang wieder vom scheitern bedroht. das ist schade. dieses spezielle tatsachendrama hat leider ein tragisches ende gefunden. als ver-sinn-bildlichung waere mir eine positiv endende vision lieber gewesen. warum bleiben siddhartas oder gandhis (mahatma), ideen oder personen, immer auf halber strecke im sumpf des >gewoehnlichen< stecken? Ist es so gewagt, anzudeuten oder gar zu zeigen, dass ein individuell gedachtes wertegerüst, das auf der goldenen regel beruht, eine freiheit erschliessen könnte, die weder absurd noch unrealistisch waere noch ist?
Wie gewagt ist es, anzunehmen, dass eine isoliert errungene freiheit sich in unserer welt nur in isolation verwirklichen laesst?
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24.04.2011
... ein alternder oder veralteter kuenstler auf seine immer noch brennende geschlechtliche gier besinnt und sich nicht mal daran erinnert, dass er sie in clockwork orange in einer einzigen szene sehr viel deutlicher herausgelassen hatte, in der er eine frau vergewaltigten und ihr das Kleid über ihren bruesten aufschneiden liess, in >sehr< aesthetischen, zwanghaften, doch letztlich vermeidbaren bildern, blut floss nur dem geschlagenen mann aus dem gesicht, dann bemerkt man daran, dass alter nicht zu reife fuehren muss. was bebildert er hier? seine hemmungen oder seine phantasien? nein, bitte keine botschaft, diese wäre zu verlogen. bestimmt kannte er die geschichte der o oder die der wurliblume, vielleicht sogar alraeunchen. und doch verzettelte er sich in einer laecherlich richtungslosen monstroesen verschwoerung seiner eigenen unsicherheit und aengstlichkeit, weil er nicht den mut hatte, farbe zu bekennen, obwohl er schon alt und arriviert war. reage war ehrlicher und mutiger.
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24.04.2011
sind kunstwerke. es ist zweifelhaft, ob darüber bewusstsein besteht. einen film als kunstwerk zu betrachten ist a priori unmoeglich. die betrachtung, sofern sie stattfindet, besteht im hinterlassenen eindruck. das heisst, auf der mattscheibe des erinnerungsvermoegens, was wiederum heisst, die sequenz zu einem bild umzuformen. die abstraktionsfähigkeit des unterbewussten ist hier also gefordert, nicht die repraesentanz einer erfassbaren erzaehlweise. jarmushs filme sind keine trivialstreifen sondern kompakte ausformungen inneren erlebens, das man sich eintraeufeln lassen muss wie eine intravenoes verabreichte droge, deren erlebnis nicht nach sinnhaftigkeit sondern nach dem eindruck beurteilt wird. bei einem moebisuband wird auch niemand auf den gedanken kommen, nach einem anfang oder einem ende zu fragen.
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20.12.2009
der letzte bond, bei dem nicht nur hingerichtet wird (er war mir wie ein vater). hat sich kill-bill-gates darüber aufgeregt, dass selbst bond sein spielchen durchschaut (bauen sie mal ordentlich fehler ein)? oder gar die presse, für die schlechte nachrichten - also nein - niemals gute sind? (verschonen sie mich mit dem technischen geschwätz) - kein bond für technokraten. nach goldenEye (für england, james), war das wohl der letzte zynischironische. nun darf er wieder seine weicheier auspacken und im eigenen tränensud kochen.
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08.12.2009
bisher noch nicht entdeckt hat, bekommt mit diesem film einen wunderbaren wegweiser geliefert.
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08.12.2009
interpretation von I Am the Walrus
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08.12.2009
für legasthenische überlebensfanatiker mit zwanghafter softpornophobie. glücklicherweise bleiben nur wenige extremitäten auf der strecke. schade um das schöne klavier - oder wars ein flügel, oder nur ein piano? na, egal.
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24