Es gibt 5 Beiträge von AxiusFloppius
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05.11.2017
Katherine hat es schlecht angetroffen. Der Mann, mit dem sie verheiratet wurde, liebt sie nicht. Der Schwiegervater schätzt sie kaum mehr als die Kühe in seinem Stall. Sie wird benutzt, sie wird ignoriert, und sie vereinsamt. Doch wer nun eine dieser Geschichten erwartet:"Junge Frau zerbricht an der sozialen Kälte einer brutalen Männerwelt" oder "Junge Frau kämpft um Wärme und Anerkennung", der irrt.
Katherine wehrt sich nicht. Sie teilt aus. Sie nimmt sich, was sie zu brauchen glaubt. Moralische Hemmungen sind da nur überflüssiger Ballast.
Der Schwiegervater schlägt sie. Am nächsten Tag ist er tot. Sie treibt es mit ihrem Geliebten vor den Augen des Ehemannes und hilft bei seinem Ableben tatkräftig mit. Und als ein kleiner Junge sie bei ihren Planen stört, tötet sie ihn erbarmungslos. Sie ist genauso verkommen wie ihre Umgebung, und das macht sie stark.
Und wird sie für ihre Verbrechen bestraft ?
Nein. In der letzten Szene steht sie da wie ein Samurai. Trotzig, willensstark und scheinbar unberührt. Die Strafe erleiden andere, Schwächere, die sich Angst und Moral erlauben. Brutalität setzt sich durch.
Soziale Empathie und eine wie immer geartete Form der Gerechtigkeit finden in diesem Film nicht statt.
Die Schauspielerin Florence Pugh stellt diesen vitalen Vulkan, der alles, was sich seiner Lebensgier in den Weg stellt, wegfegt, mit ungeheurer Intensität dar. Sie vermittelt die Brutalität, die den ganzen Film durchtränkt, auf eine Art, der sich kein Zuschauer entziehen kann und die erschreckt.
Die fast schon gemäldehafte Kameraführung tut ein weiteres dazu, die Enge und Kälte mit symmetrisch angeordneten Bildern erfahrbar zu machen.
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20.03.2017
Kitsch ist die unangemessene Reaktion auf die tatsächlichen Gegebenheiten.
In diesem Hollywood-Schinken ist alles unangemessen, selbst die an sich originelle Idee drei Handlungsebenen zu verzahnen (was Ford aber nicht gelingt).
1. Ebene:
Die Lebenwirklichkeit der Protagonistin Susan. Sie lebt ein sinnentleertes einsames Luxusleben. Ihr Ehemann betrügt sie. (Kalte Ästhetik, Reichtum, oberflächlicher Materialismus). Getragen wird die Atmosphäre durch das typisch amerikanische Gequatsche, das man aus vielen US Filmen kennt (kleine Obszönitäten gepaart mt Küchenpsychologie und Zynismus). Dann bekommt sie vom Exmann ein Romanmanuskript zugeschickt und wir landen bei der
2. Ebene:
"White trash" terrorisiert die gute amerikanische Familie, vergewaltigt und tötet Mutter und Tochter. Ein schwerkranker stoischer Sheriff verhilft einer selbstdefinierten Gerechtigkeit jenseits aller Rechtsstaatlichkeit zum Sieg.
Was Ford nicht mitgekriegt hat: diese Geschichte ist längst auserzählt. Sie könnte mit Clint Eastwood als Bulle funktionieren - vielleicht. .. Aber ansonsten ist sie durch, brauchen wir nicht, kennen wir schon. Aber Protagonistin Susan ist von diesem Roman so beeindruckt, dass sie stundenlang bedeutungsschwanger duschen und in der Badewanne sitzen muss. Sie denkt dort über ihre Beziehung zum Ex nach. Damit sind wir bei
Ebene 3: Für den schnöden Mammon verratene Beziehung zum Ex.Mann. Er war ihr nicht durchsetzungsfahig genug, also wurde er durch einen "Leistungsfähigen" getauscht.
Wie nun Ebene 2 und 3 miteinander korrelieren, erschliesst sich mir nicht. Unangemessen eben.
Und dann lädt zu guter Letzt Ehemann Nr 1 Susan zum Essen ein, kommt dann aber nicht. Susan betrinkt sich. Wie lächerlich ist das denn?
Für mich ist das ganze ein verkorkster Hollywood Kitschfim, auf den ich mir keinen Reim machen kann, ausser vielleicht den:
"Da war die Lady sehr betroffen, trank Whisky und war sehr besoffen."
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13.03.2017
Marija will einen Frisiersalon und sie bekommt einen, denn sie lernt schnell: vom Arbeiten wird man nicht reich und Dreistigkeit siegt. Sie schlägt sich durch- und das im wahrsten Sinn des Wortes: Diebstahl, Körperverletzung, Unterschlagung.
Sie lebt in der Schmuddelecke von Dortmundt, in der der eine vom Elend des anderen profitieren will und irgendwie alle verlieren. Tristesse pur also.
Der Film erzählt ihre Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger. Es ist wie es eben ist und jeder muss halt sehen wie er den Arsch an die Wand kriegt.
Ja man gewinnt die Protagonisten im Laufe des Spiels sogar lieb. Und das liegt vor allem am fulminanten Spiel von Margarita Breitkreitz und Georg Friedrich, die seelische Deformation, Gier nach Geld und Leben und die Sehnsucht nach dem kleinen Glück mit sensiblem, differenziertem Spiel und grosser Intensität darstellen und den Zuschauer mitreissen. Ihre Abschiedsszene ist der Hammer. Respekt!
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14.02.2017
Ein sehr spannender intensiver Film: Emad und Rana, ein junges Paar aus Teheran beziehen eine Wohnung, in der vorher eine Prostituierte gewohnt hat. Kurze Zeit später dringt einer ihrer Kunden dort ein, verletzt und vergewaltigt Rana in der Dusche, vor allen Dingen zerstört ihr Selbstwertgefühl. Sie weint viel, hat Angst alleine in der Wohnung zu bleiben und will keinen sexuellen Kontakt mit Amad.
Geht sie zur Polizei? Nein.
Plant sie einen Rachefeldzug? Nein.
Verlangt sie in irgendeiner Form Genugtuung? Nein.
Später dann, als sie ihrem Peiniger gegenüber steht, ergreift sie seine Partei.
Ein Lamm, das schweigend leidet und so Täter einlädt.
Im ganzen Film fällt nicht einmal das Wort "Prostitution" oder "Vergewaltigung". Die Freunde und Bekannte, die alle genau Bescheid wissen, sind ein eingespieltes Schweigekartell. Wortreich werden die Tatsachen weggeschwiegen.
Nur Emad, der junge Ehemann, will dieses Schweigen brechen. In einer superspannenden Jagd findet er den Täter, einen erbärmlichen alten Mann, der wie ein liebenswerter Opa wirkt.
Doch der Film endet nicht als archaisches Racheepos, in dem der beleidigte Ehemann seine Ehre und Männlichkeit wieder herstellen will. Emad will etwas anderes. Er will, dass der alte Mann von seiner Tat vor seiner versammelten Familie berichtet. Doch dazu kommt es nicht.
Täter und Opfer verhindern das. Rana ergreift Partei für ihren Peiniger und droht Amad mit der Trennung, falls er den alten Mann zwingt - und der ist durch die Drohung mit der Wahrheit so geschwächt, dass er sich durch eine Herzattacke der Situation entzieht.
Und so herrschen Schweigen und Lüge weiter.
Ein grossartig gemachter Film. Absolut sehenswert.
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31.01.2017
Der Film ist schräg, schnell und chaotisch - vor allem ist er sehr witzig. Er rechnet ab mit erstarrtem ritualisiertem Holocaust-Gedenken. Und alle kriegen ihr Fett weg, von den Holocaust Forschern bis zur sich einschleimenden Industrie.
Nur der Holocaust selbst wird nie lächerlich gemacht. Ganz im Gegenteil: es gelingt dem Film vorzudringen zur Trauer der Kinder von Opfern und Tätern. Und das ohne jegliches Pathos. Unbedingt sehenswert.
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